Was ist die heilige Kommunion
Sie ist der wirkliche Genuss des wahren Leibes und des wahren Blutes Jesu Christi – der unter den Gestalten des Brotes und Weines gegenwärtig ist – entweder unter beiden oder auch nur unter einer dieser Gestalten, zur Nahrung der Seele.
Kommunion heißt Gemeinschaft oder Teilnahme und bedeutet einesteils die Teilnahme der Kommunizierenden an Christi Fleisch und Blut, andernteils die Gemeinschaft oder Vereinigung der Kommunizierenden untereinander, als Tischgenossen beim Mahl des Herr.
Hat Jesus Christus den Genuss seines heiligen Fleisches und Blutes befohlen?
Ja; denn Er hat ausdrücklich gesagt: „Wahrlich, wahrlich sage Ich euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben:“ (Joh. 6,54) Christus will die Erhaltung unseres geistigen, übernatürlichen Lebens, das wir durch die heilige Taufe erhalten haben, und das in der Firmung befestigt wurde. Wie aber zur Erhaltung des körperlichen Lebens leibliche Nahrung notwendig ist, so auch zur Erhaltung des übernatürlichen Gnadenlebens diese übernatürliche Nahrung der Seele, Christi Fleisch und Blut. So notwendig du also essen mußt, so notwendig mußt du nach Christi Anordnung kommunizieren.
Du bist unter Strafe des Todes deiner Seele zur heiligen Kommunion verpflichtet:
1) Wegen deines Erlösers. Christus wünscht, Christus befiehlt die heilige Kommunion. Ihre Anordnung ist der höchste Beweis seiner Liebe zu uns. Wenn du daher Jesum wahrhaft liebst, so nahest du dich öfters der heiligen Kommunion, diesem Mahl der Liebe, in welchem Christus vorzugsweise geliebt sein will; in diesem Sakrament küssest du seine heiligen Hände und Füße, hier trocknest du die Tränen, die du um deiner Sünden willen weinest, hier ruhst du an seinem heiligsten Herzen aus, hier findest du die einzige sichere Zuflucht wider alle deine Feinde.
2) Wegen des Nächsten; denn der würdige Empfang der heiligen Kommunion ist der höchste Akt des Gottesdienstes, ein öffentliches und feierliches Bekenntnis des Glaubens, das dem Nächsten zur Erbauung dient, und diese Erbauung sind wir ihm schuldig. Aus der heiligen Kommunion schöpfst du aber auch die Kraft, deine Pflichten der Nächstenliebe zu erfüllen.
3) Wegen deiner selbst; denn die Erhaltung deines geistigen Lebens, das Wachstum desselben ist ohne die heilige Kommunion nicht möglich. Der öftere Genuss des heiligsten Altarsakramentes ist die erste und vornehmste Schuldigkeit gegen dich selbst.
Müssen wir die heilige Kommunion unter beiden Gestalten genießen?
Nein; denn unter der Gestalt des Brotes genießen wir auch Jesu Blut, da wir Ihn ja in der Gestalt des Brotes ganz, mit Gottheit und Menschheit, empfangen.
Warum hat aber Christus das heilige Abendmahl unter beiden Gestalten eingesetzt?
Weil Er es zugleich als Opfer eingesetzt hat, wozu die beiden Gestalten notwendig sind, um die Trennung des Blutes vom Leibe beim Tode Christi zu veranschaulichen.
Warum spendet die katholische Kirche den Gläubigen die Kommunion jetzt nur unter Gestalt des Brotes?
1) Um das heilige Blut vor Verunehrung zu bewahren, indem es unter der Gestalt des Weines leicht verschüttet und nicht gut aufbewahrt werden könnte;
2) um den Empfang des heiligsten Sakramentes allen zu erleichtern, da manche sich scheuen würden, aus dem allgemeinen Kelch zu trinken;
3) um dadurch gegen die Irrlehrer zu erklären, daß Christus unter jeder Gestalt ganz gegenwärtig ist. Die ersten Christen empfingen die heilige Kommunion unter beiden Gestalten. Doch empfingen Kranke, Gefangene und alle, die zu Hause kommunizierten, dieselbe nur unter der Gestalt des Brotes.
Was wirkt die heilige Kommunion?
Die heilige Kommunion (siehe den Beitrag: Die heilige Kommunion Geheimnis des Glaubens) nährt, unterhält und kräftigt unser geistiges, inneres Leben, das in der heiligmachenden und innerlichen Vereinigung unserer Seele mit Gott besteht. Das ist die allgemeine Wirkung der heiligen Kommunion, diese schließt aber folgende besondere Wirkungen in sich:
1) Sie erhält und vermehrt in uns die heiligmachende Gnade. „Wer mein Fleisch ist und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben“ (Joh. 6,55), sagt der göttliche Heiland. Dieses ewige Leben aber ist, wie der hl. Apostel Paulus sagt, die Gnade Gottes (Röm. 6,23).
2) Sie reinigt uns von läßlichen Sünden und bewahrt uns vor Todsünden. Der hl. Cyrillus sagt: „Durch diese Speise verscheucht Christus nicht nur den Tod, sondern auch alle Krankheiten, heilt die Zerschlagenen und richtet uns von jedem Fall auf als ein guter Hirt, der sein Leben gibt für seine Schafe.“
3) Sie schwächt unsere bösen Neigungen, die Kraft der Versuchungen und gibt uns Kraft zum Guten. „Wenn jemand aus euch“, sagt der hl. Bernard, „jetzt nicht mehr so oft und heftig die Regungen des Zornes, des Neides, der Unkeuschheit bei sich merkt, so verdankt er dies der wirksamen Kraft des Leibes und Blutes unseres Herrn.“ „Der Leib des Herrn“, sagt der hl. Bonaventura, „ist den Kranken Medizin, den Wandernden der rechte Pfad; er stärkt die Schwachen, erfreut die Gesunden, heilt die Schwäche, bewahrt die Gesundheit der Seele.“
4) Sie ist das Unterpfand unserer künftigen Auferstehung und ewigen Seligkeit. Der hl. Ignatius von Antiochien nennt das eucharistische Brot ein „Arznei der Unsterblichkeit, ein Gegengift gegen den Tod“. „Die aus diesem Leben abzuscheiden im Begriff stehen“, sagt der hl. Chrysostomus, „und dieser Geheimnisse mit reinem Herzen teilhaftig geworden sind, werden, wenn sie ihren Geist aufgeben, von den Engeln wegen des Sakramentes, das sie empfangen, geradezu in den Himmel geleitet.“
Alle die wunderbaren und süßen Wirkungen der heiligen Kommunion zusammen fassend, betet die heilige Kirche nach Austeilung der Kommunion: „O heiliges Gastmahl, in welchem Christus genossen, das Andenken seines Leidens gefeiert, die Seele mit Gnaden erfüllt und uns gegeben wird ein Unterpfand der künftigen Seligkeit!“
Wer wird dieser wunderbaren Wirkungen der heiligen Kommunion teilhaftig?
Nur derjenige, welcher würdig die heilige Kommunion empfängt. Man unterscheidet drei Arten der heiligen Kommunion:
1) die würdige und andächtige, d.h. Eine solche, welche man mit der nötigen Herzensreinheit und größtmöglichen tätigen Andacht empfängt;
2) die würdige, aber mehr oder weniger unvollkommene und unandächtige, d. h. eine solche, die man zwar ohne Todsünde, aber mit freiwilliger Unandacht und Gleichgültigkeit empfängt;
3) die unwürdige und sakrilegische Kommunion, d.i. eine solche, die man im bewußten Zustand einer Todsünde empfängt.
Was musst du tun, um würdig, möglichst andächtig und vollkommen zu kommunizieren?
Du musst
1) durch eine würdige Beichte dich von allen schweren und so viel möglich, auch von allen läßlichen Sünden reinigen. „Der Mensch prüfe sich selbst“, sagt der hl. Paulus, „ehe er esse von diesem Brot und trinke aus diesem Kelch.“ „Ein jeder gebe acht auf sein Gewissen, und wenn er sich mit einer Sünde belastet sieht, so bemühe er sich, vorher sein Gewissen zu reinigen und dann zur heiligen Eucharistie hinzuzutreten.“ (Hl. Augustinus)
2) Die Akte (Tugenden) des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, der Anbetung, der Demut, der Sehnsucht und der gänzlichen Hingebung mit möglichstem Eifer erwecken. „Keiner trete hinzu mit Gleichgültigkeit und Lauheit, sondern alle seien eifrig, voll Sehnsucht und brennender Liebe“, mahnt der hl. Chrysostomus.
3) Die heilige Kommunion mit nüchternem Leib und sittsamer Eingezogenheit empfangen. „Nach dieser Zeit, d.i. Nach Einsetzung dieses Sakramentes, hat es dem heiligen Geist gefallen, daß zur Ehre eines so großen Sakramentes zum Munde des Christen eher der Leib des Herrn eingehe, als äußere, leibliche Speise“, sagt der hl. Augustinus.
Was soll man nach der heiligen Kommunion tun?
Keine Zeit ist so kostbar und gnadenreich wie die Zeit gleich nach der heiligen Kommunion; darum soll man sie aufs beste benützen zur Danksagung, zur Aufopferung seiner selbst, zur Übung der vornehmsten Tugenden und besonders zur vertrauensvollen Bitte.
Christliche Seele, die du den Gottmenschen wahrhaftig in deinem Herzen hast, vergiß doch nicht diesen Gottmenschen, der jetzt dein eigen ist, dem himmlischen Vater als Sühn-, Dank- und Bittopfer für dich, die Deinen, die heilige Kirche und ihre Stände, die Sünder, die armen Seelen darzubringen. Durch Ihn allein kannst du die Gerechtigkeit Gottes versöhnen, durch Ihn allein würdig für alle Wohltaten danken, durch Ihn allein um das Rechte bitten.
Welche Wirkungen hat die unwürdige Kommunion?
Die allerschrecklichsten. Der hl. Paulus nennt sie mit einem Wort: „Wer unwürdig ißt und trinkt, der ißt und trinkt sich das Gericht.“ (1. Kor. 11,29) „Von einem Brot empfing Petrus und Judas; Petrus zum Leben, Judas zum Tode“, sagt der hl. Augustinus. An Judas sieht man so recht die Wirkungen der unwürdigen Kommunion. Es heißt:
1) Der Satan fuhr in ihn. Der unwürdig Kommunizierende kommt unter besondere Gewalt des Teufels.
2) Er ging zu den Pharisäern, um ihnen Jesum zu überliefern. Der unwürdig Kommunizierende stürzt von einer Sünde in die andere.
3) Er wird nicht gerührt, da ihn der Heiland so liebevoll anredet: „Freund, wozu bist du gekommen?“ und ihm seine schreckliche Sünde so sanft vorhielt: „Mit einem Kusse verrätst du den Menschensohn?“ Der unwürdig Kommunizierende wird verhärtet und verstockt.
4) Er warf das Geld in den Tempel und schrie: „Wehe, ich habe unschuldig Blut vergossen!“ und er ging hin und erhängte sich. (Matth. 27,4-5) Der unwürdig Kommunizierende verzweifelt und bereitet sich oft ein plötzliches Ende seines irdischen Lebens und eine ewige Verdammnis in der Hölle.
O christliche Seele, fürchte nichts so sehr als eine unwürdige Kommunion! (siehe den Beitrag: Die unwürdige Kommunion eine Blutschuld) Wage nicht zum Tisch des Herrn hinzutreten, ehe du deine Seele durch eine würdige Beichte von allen schweren Sünden gereinigt hast!
Was wirkt die nicht unwürdig, aber nachlässig empfangene Kommunion?
Sie hemmt die Gnaden-Wirkungen der heiligen Kommunion und führt nach und nach zur unwürdigen Kommunion.
Was versteht man unter geistiger Kommunion?
Jene Kommunion, welche in dem innigen Verlangen nach der sakramentalen Vereinigung mit Christus und in der gleichzeitigen Erweckung der drei göttlichen Tugenden besteht, wodurch man sich ebenfalls der Wirkungen des Sakramentes, wenn auch nicht vollkommen, teilhaftig macht. Diese geistige Kommunion soll man täglich, besonders bei der heiligen Messe empfangen. –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 347 – S. 351