Andachtsübungen zu Ehren Mariens

Zwei Engel sitzen auf einer Wolke, zwischen ihnen ist eine Sonne mit Strahlen

Einige kleine Andachtsübungen zu Ehren Unserer Lieben Frau

Die Liebe denkt gerne an den geliebten Gegenstand, sie redet und hört gerne davon und sucht ihm zu gefallen. Alle Heiligen leibten die Gottesmutter mit heißer Inbrunst, dachten gerne an sie, redeten gerne von ihr, suchten ihr zu gefallen und ihre Liebe und ihren Beistand zu gewinnen. Hierzu bedienten sie sich häufig kleiner Andachtsübungen, welche, obschon anscheinend klein, doch der Himmelskönigin sehr gefallen, weil sie die Eigenliebe ausschließen, die so gerne bei großen Dingen der Prahlerei und dem Hochmut Raum gibt, weil sie aus einem liebenden Herzen hervor gehen, das Feuer der Liebe immer mehr anfachen und anmutige Blüten und schöne Früchte dieser Liebe sind. Übrigens sind diese Andachtsübungen nicht geringfügig, denn die reine gute Meinung, der aufrichtige, gute Wille, die reine, wahre Liebe macht auch das Kleinste groß und verdienstlich bei Gott und erwirkt das Wohlgefallen der Gottesmutter. Sie werden nur deshalb klein genannt, weil sie keine große Mühe brauchen, von Jedermann leicht verrichtet und größtenteils im Stillen, den Augen der Menschen verborgen, geübt werden können.

Solche kleine Andachtsübungen sind nun:

1) Morgens und Abends beim Aufstehen und zu Bett gehen die Liebe Frau um ihren Segen bitten mit den Worten:

Nos cum prole pia
Benedicat virgo Maria!

„Es segne uns die Jungfrauschaft Maria mit ihrem süßen Kind!“

So machte es der heilige Stanislaus.

2) Unter Tags öfters kurze Stoß- oder Pfeilgebetlein zur Mutter Gottes richten oder sie begrüßen.

Der heilige Philipp Neri bediente sich häufig der Worte: „Jungfrau! Mutter Gottes! Bitte Jesum für mich, o Mutter!“

Der heilige Bernard: „Sei gegrüßt, o Maria, ach zeige daß du eine Mutter bist.“

Der selige Simon Garzias: „Sei gegrüßt du Tochter des himmlischen Vaters! Sei gegrüßt, du Mutter des göttlichen Sohnes! Sei gegrüßt, du Braut des heiligen Geistes! Sei gegrüßt du Tempel der heiligsten Dreifaltigkeit!“

Der heilige Franz Xaver: „Mutter Gottes, gedenke meiner!“

Der heilige Bonaventura: „O du meine Gebieterin, entzünde mein herz mit deiner Liebe!“

Die selige Johanna: „O Maria, Mutter Jesu, mach mich zu deiner Dienerin!“

Der ehrwürdige Alphons Rodriguez gefiel Maria sehr, weil er sie alle Stunden beim Schlag der Uhr grüßte und weil er jede Stunde der Nacht erwachte, um seine Andacht zu verrichten. Grüße Maria wenigstens so oft, als du vor ihrem Bild vorüber gehst. Johanna von Lino sah einmal den Schoß eines Marienbildes voll frischer Rosen. Während sie sich darüber wunderte, hörte sie Maria sagen: „Jeder Gruß, den ich empfange, ist mir eine angenehme Rose.“

3) Alle Arbeiten des Tages, alle seine Handlungen zur Ehre der Mutter Gottes verrichten, sie mit ihren Tugenden vereinigen und Gott aufopfern.

Die heilige Euphrasia sah einst die heilige Jungfrau schön wie die Sonne, welche, ihr mancherlei Kronen zeigend, also sprach: „Siehe, die Belohnung für die Mühe, die du manchmal um meinetwillen übernommen hast.“

4) Der allerseligsten Jungfrau das Herz ihres göttlichen Sohnes darbringen.

So machte es die heilige Gertrudis, welche der Lieben Frau das Herz Jesu darbrachte, um die von ihr im Dienst und der Verehrung begangenen Mängel zu bedecken, welche sich über diese Gabe so sehr freute, daß sie versicherte, es sei ihr unter allen Huldigungen diese die liebste.

aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1869, Sp. 2372 – Sp. 2375

Tags: Maria

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