Wozu verpflichtet uns das dritte Gebot Gottes?

P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung

Sünden gegen das dritte Gebot Gottes

„Gedenke, daß du den Sabbat heiligst.“

Wozu uns das dritte Gebot Gottes verpflichtet

Es verpflichtet uns, den Tag des Herrn zu feiern durch Enthaltung von knechtlichen Arbeiten und Ausübung gottseliger Werke.

… Da die Feier des Sonntags offenbar eine Sache von Wichtigkeit ist für den Dienst Gottes, so muss dieses Gebot als streng verpflichtend betrachtet werden. Darum war es auch von jeher katholische Lehre, daß die Entheiligung des Sonntags an sich eine Todsünde sei.

Wir sollen den Sonntag als Tag des Herrn „heiligen“, d. h. ihn mit solchen Beschäftigungen zubringen, die sich in besonderer Weise auf die Verehrung und den Dienst Gottes beziehen. Daraus folgt von selbst, daß wir uns am Sonntag von allen Beschäftigungen enthalten sollen, die mit der Heiligkeit desselben nicht im Einklang stehen. Strenge geboten ist uns am Sonntag die andächtige Anhörung der hl. Messe und die Enthaltung von knechtlichen Arbeiten

An dieser Stelle sei (…) eines bemerkt: Der Sonntag ist nicht dazu ein Ruhetag, damit man denselben dem Müßiggang widme; denn „der Müßiggang lehrt viel Böses“. (Sir. 33,29) Der hl. Chrysostomus tadelt die Juden, die da glaubten, der Sabbat sei ihnen zum Nichtstun gegeben. „Dem ist nicht also“, sagt er, „derselbe war ihnen vielmehr vorgeschrieben, damit sie sich der Sorgen für weltliche Dinge entschlügen (Anm.: sich innerlich frei machen) und die Zeit auf geistliche Beschäftigungen verwendeten.“ Dieser Vorwurf trifft auch manche Christen, die eine ähnliche Auffassung von der Sonntagsruhe zu haben scheinen. Das Ruhen von irdischen Sorgen und Mühen hat zum Zweck, dem Christen die Ausübung gottseliger Werke zu ermöglichen. Denn die meisten Christen finden selbst beim besten Willen an Werktagen nur wenig Zeit, dem Gebet, der Betrachtung und sonstigen Werken der Gottseligkeit abzuliegen: Berufsarbeiten und Sorgen für den täglichen Broterwerb halten sie davon ab. Darum soll der Christ am Sonntag die während der Woche unterbliebenen Werke der Frömmigkeit gewissermaßen nachholen, die ins Zeitliche zerstreuten Gedanken, Wünsche und Bestrebungen wieder sammeln, sich inniger und anhaltender vom Erdenstaub zu Gott und den himmlischen Gütern erheben; er soll am Tage des Herrn wieder in reichlicherem Maße Gott geben, was Gott gebührt, und der unsterblichen Seele, was ihr gebührt. In diesem Sinne sprechen sich mehrere kirchliche Synoden aus. Desgleichen schrieb schon Papst Nikolaus I. an die Bulgaren: „Am Sonntag soll man von den irdischen Arbeiten ablassen und in jeglicher Weise dem Gebet obliegen, damit man die im Verlauf der sechs Wochentage eingeschlichenen Versäumnisse durch Gebetseifer wieder sühne.“

Wenn wir den Sonntag in der besagten Weise durch Werke der Frömmigkeit heiligen sollen, so müssen selbstverständlich weltliche Beschäftigungen, besonders solche, welche die heilige Ruhe des Tages stören und jene Übungen der Frömmigkeit hindern würden, unterbleiben. Deshalb hatte Gott im Alten Bund den Juden alle derartigen Verrichtungen aufs strengste untersagt. Ebenso hat im Neuen Bund die Kirche ihren Kindern, wenn auch nicht mit derselben Strenge, geboten, die allzu weltlichen Beschäftigungen, insbesondere die sog. knechtlichen Arbeiten, am Sonntag ruhen zu lassen. –
aus: P. Joseph Deharbes größere Katechismuserklärung, Ein Hilfsbuch für die Christenlehre und katechetische Predigt, 2. Band Lehre von den Geboten, 1911, S. 132 – S. 138

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