Unterricht für das Fest Mariä Heimsuchung

Ein mittelalterliches Bild, auf dem Maria und Elisabeth zu sehen sind; Elisabeth trägt eine Art Ordenskleidung, ebenso die Frau, die ganz rechts im Bild zu sehen ist; links ist ein Geistlicher zu sehen, der auf dem Boden kniet; in der Luft sind sechs Engel zu sehen; im Hintergrund sind mittelalterliche Gebäude zu sehen wie z.B. eine Burg

Unterricht für das Kirchenfest Mariä Heimsuchung

Dieses Fest wird Mariä Heimsuchung genannt, weil Maria an diesem Tage ihre Base Elisabeth besucht hat, von welcher ihr der Engel gesagt, daß sie von Gott in ihrem Alter mit einem Sohn gesegnet sei. – Dasselbe wurde Ende des 14. Jahrhunderts eingeführt, damit durch die Fürbitte Mariens der Kirche der Frieden wieder geschenkt werde. Pius IX. erhob es am 31. Mai 1850 zu einem Fest II. Klasse, „zum ewigen Denkmal des Dankes gegen die glorwürdige Jungfrau, welche ihm und dem christlichen Volk wunderbar zu Hilfe kam, so daß er in das von dem Joch der Feinde befreite Rom zurück kehren konnte.“

Die heilige Messe

Zum Eingang der heiligen Messe begrüßt die heilige Kirche Maria mit den Worten: „Gruß dir, heilige Mutter! Dein Schoß hat den König getragen, der von Ewigkeit herrscht, dem Himmel und Erde gehorcht.“ „Es quillt mein Herz von guter Rede, ich singe mein Werk für den König.“ (Ps. 44,2) – Ehre sei dem Vater etc.

Gebet der Kirche.
Wir bitten Dich, o Gott, verleihe deinen Dienern die Gabe der himmlischen Gnade, damit, gleichwie uns die Geburt der seligsten Jungfrau der Anfang unseres Heiles gewesen ist, wir durch die Feier ihrer Heimsuchung im Frieden zunehmen mögen. Durch Jesum Christum, unsern Herrn. Amen.

Lesung aus dem Hohen Lied (Kap. 2,8-14)

siehe Heilige Schrift

Erklärung und Anwendung.

Nach den heiligen Vätern wird in diesem Abschnitt des hohen Liedes die wunderbare Ankunft des göttlichen Wortes in unserem Fleisch beschrieben. Christus überspringt die Berge und Hügel, indem Er den Stolz hinweg nimmt und die Demut gleichsam zum Wege macht, auf dem man zu Ihm kommen kann. Die Hirsche sind ein Bild der Schnelligkeit. Christus eilte mit glühendem Eifer sein Werk zu vollbringen. Die Wand ist die menschliche Natur, unter welcher sich Christus verbarg, weshalb Ihn der Prophet (Is. 45,15) einen verborgenen Gott nennt. –

Die Gitterfenster sind teils die heiligen Schriften, in welchen von Ihm geschrieben steht (Joh. 5,39), teils die Erleuchtungen, Prüfungen und Gnaden, mit denen Er sich den Menschen immer gegenwärtig erweist. Diese Worte stellen uns auch Christum als den Geliebten seiner jungfräulichen Mutter vor, wie sie mit Ihm über das Gebirge geht. Damals konnte sie mit den Worten des hohen Liedes sagen: Sieh“ mein Geliebter kommt und springt auf den Bergen; er ist, wegen seiner Behendigkeit zu helfen, einem Reh und Hirsch gleich; und ob Er gleich hinter der Mauer seines Leibes verborgen, so weiß und sieht Er doch alles und ist bereit, seine Gnaden mitzuteilen. –

Auch für uns ist der Heiland hinter der weißen Mauer, hinter dem Gitter der sakramentalischen Gestalten verborgen, und sieht genau darauf, wie wir uns vorbereiten, Ihn zu empfangen; und nach dem Maße unserer Vorbereitung wird Er bei seiner Ankunft seine Gnaden-Geschenke einrichten. – Heute sagt also Christus zu Maria: Stehe auf und eile, damit Ich meine Liebe, meine Gnade dem ganzen Haus des Zacharias mitteilen kann. Er nennt sie eine Freundin, weil sie allzeit in der Gnade Gottes gewesen ist, sie ist Ihm eine Taube, weil sie eine aufrichtige und einfältige Gesinnung gegen Gott hatte; wegen ihrer Keuschheit, wegen ihrer Liebe und wegen des Glanzes der herrlichsten Tugenden ist sie schön. Weiter muntert Christus seine auserwählte Mutter mit folgenden Worten auf: Der rauhe Winter der Sünde ist gleich in deiner Empfängnis bei dir vorüber gegangen, und der Regen der Versuchung ist von dir gewichen. Ich bin als die Feldblume in dir aufgegangen; es ist Zeit, daß Ich den Johannes und die Elisabeth die Wirkung meiner Gegenwart verspüren lasse. Eile also und zeige dein Angesicht; laß deine Stimme hören, womit, du gleich einer Turteltaube beständig zu Gott seufzt; denn deine Stimme wird Elisabeth erquicken und dein schönes Angesicht wird durch meine Gegenwart den Johannes heiligen.

Auch dich, im Blute Jesu erkaufte Seele, fordert der Heiland auf, dich los zu machen von der Erde, fortzuschreiten auf dem Wege der Tugend, und dich seiner Führung gänzlich zu überlassen, damit Er dich auf die Stufe der Vollkommenheit bringen könne. – Bete:

O Jesus! Süßester Bräutigam meiner Seele, komm und eile mit deiner Gnade und suche meine Seele heim, wie Du einst durch Maria das Kind Johannes heimgesucht und im Mutterschoß geheiligt hast, und laß nicht zu, daß ich je deiner mahnenden Stimme mein Ohr verschließe, sondern allein deinen Einsprechungen willig folge und dadurch Dir immer wohlgefälliger werde. Amen.

Evangelium nach dem hl. Lukas (Kap. 1,39-47)

siehe Heilige Schrift

Erklärung und Anwendung.

Maria ging eilends über das Gebirge, weil sie vom heiligen Geist und von der Liebe getrieben wurde. – So muss ein jeder Christ zu Gott eilen, aus Furcht, er möchte, wenn er säumt, zu spät kommen, wenn die Gnadentüre verschlossen ist, und er soll sich unaufhörlich bestreben, in der Tugend fortzuschreiten; denn still stehen in Ausübung der Tugend, ist zurück weichen; der heilige Geist haßt die Trägheit, ja Er speit einen lauen und nachlässigen Menschen aus seinem Munde aus; und wenn man seine Einsprechungen nicht eilends befolgt, so geht Er vorüber. Wir müssen auch nach dem Beispiel Mariä eilfertig sein, unserm Nächsten beizuspringen; denn eine geschwinde Hilfe ist eine zweifache Guttat.

Maria besuchte ihre Base nicht aus Vorwitz, nicht nach dem eitlen Weltgebrauch, sondern aus Liebe, aus Demut, aus Dienstfertigkeit, aus Begierde, den Johannes von der Erbsünde zu befreien und im Mutterleib zu heiligen. – So sollen unsere Besuche beschaffen sein. Sie sollten immer nur auf die Ehre Gottes, auf den geistigen oder zeitlichen Nutzen unseres Nebenmenschen abzielen, nicht aber aus Eitelkeit, aus verstellter Höflichkeit, oder gar aus bösen Absichten geschehen, welches leider gar oft die Treibfedern der weltlichen Besuche sind.

Maria gibt bei diesem Besuch ein ganz besonderes Beispiel der Demut, indem sie als Mutter Gottes die Mutter des Dieners besucht, zuerst begrüßt und ihr drei Monate lang wie eine Magd dient. Dadurch hat sie schon erfüllt, was der hl. Paulus von den Christen verlangt, daß sie nämlich einander in der Ehre zuvor kommen sollen. (Röm. 12,10) – Elender Sünder, wer bist du doch, daß du alle über die Achsel ansiehst, niemand grüßen, niemand einen Dienst erweisen willst? Wenn du die wahre Ehre suchst, so demütige dich vor allen um so mehr, je höher du stehst, so wirst du bei Gott Gnade finden. (Sir. 3,20)

Maria, als sie von Elisabeth gepriesen wird, lenkt das Gespräch sogleich auf Gott und gibt Ihm allein die Ehre. – Wenn wir etwas Gutes tun oder an uns haben, so müssen wir Gott und nicht uns die Ehre geben und Ihn allein darum loben und preisen; denn wir können aus uns nichts.

Gebet.
O Herr Jesus Christus, Du Sohn des lebendigen Gottes! Der Du von der Höhe des Himmels in den Schoß der Jungfrau Maria herab gestiegen bist, in demselben neun Monate lang geruht, und durch sie den Johannes besucht und geheiligt hast; gib, daß wir durch Ausübung guter Werke, insbesondere der Demut, uns der Früchte deiner Menschwerdung teilhaftig machen. Amen. –
Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 603 – S. 606

Magnificat

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