Maria die geheimnisvolle Rose

Zwei himmlische Wesen mit Flügeln, das eine mit Palmzweigen in den Händen, das andere läßt aus dem Gewand Rosen nieder fallen

Eucharistische Liebesblumen mit Marianischen Rosen

Eine Monstranz mit dem Zeichen IHS, von Engeln umgeben, ein rosa Schriftband windet sich an einem bunten Rosenstrauß, den Liebesblumen, links davon steht Maria als Himmelskönigin mit dem Jesuskind auf dem Arm, davor zwei Mädchen auf den Knien

Rosa mystica Maria die geheimnisvolle Rose

Marianische Rosen

Erklärung.

Bei den morgenländischen Völkern herrschte die Sitte, denjenigen Personen, die man besonders ehren und lieben wollte, Ehrenkränze aus Rosen geflochten, darzubringen.
Diese Sitte ahmten später die Christen in der Weise nach, daß sie an den Festen oder Gedächtnistagen der Heiligen aus Liebe und Ehrfurcht die Bildnisse und Altäre derselben, insofern es die Jahreszeit gewährte, mit Rosenkränzen und Rosengewinden schmücken.
Dieses geschah nun aber vorzugsweise an den Festen und bei den Andachten zu Ehren der allerseligsten Jungfrau und Mutter Gottes Maria. Bei diesen Feierlichkeiten wurden Rosenkränze und Rosengewinde in großer Zahl und mannigfacher Schönheit angebracht, so daß oft Tempel und Altäre davon dufteten.
So kam es denn bald, daß die Marianischen Feste und Andachten von dem Volke den Namen „Rosenkranzfeste“ und „Rosenkranz-Andachten“ erhielten, und dieser Name sich auf die folgenden Geschlechter fortpflanzte.
Ja, es währte nicht lange, so fingen auch heilige Männer und fromme Personen an, solche Gebete und Andachtsübungen, die sie zur Verehrung und Anrufung der gebenedeiten Gottesmutter verfaßten oder anordneten, mit dem sinnigen Namen „Marianische Rosen und Rosenkränze“ zu belegen.
Sieh da, mein Christ, der einfache Ursprung unserer Rosenkranz-Gebete und Rosenkranz-Andachten.

Ein heiliger Gregor von Nazianz im 4. Jahrhundert ging in der Anordnung einer solchen Gebetsweise voran, und unter manchen Anderen folgte ihm die heilige Brigitta, Äbtissin und Patronin von Irland, im 5. Jahrhundert darin nach, bis endlich im 13. Jahrhundert der heilige Dominikus sich unter dem Schutze und dem beistand der hohen Gottesmutter das Verdienst erwarb, der katholischen Christenheit ein Rosenkranz-Gebet zu übergeben, das sowohl seiner sinnreichen Anordnung als seines segenvollen Erfolges wegen die freudigste Aufnahme und allgemeinste Verbreitung gefunden hat. –

Doch nicht nur Andachts-Übungen zu Maria wurden in der Blütezeit des Christentums „Marianische Rosen“ genannt, sondern auch sie selbst, die Hochgebenedeite, erhielt den Namen

Rosa Mystica Geheimnisvolle Rose

und wird unter diesem Namen von der ganzen katholischen Christenheit in der Lauretanischen Litanei begrüßt.

Wahrhaft, ein sinnreicher und passender Name! Denn gleichwie die Rose als die Königin unter den Blumen prangt und ein Sinnbild der Liebe ist, also strahlt auch Maria, die mystische Rose, unter der Schar aller Heiligen als die Königin derselben hervor und darf gewiß unter allen erschaffenen Wesen als das höchste Ideal der reinsten Gottes- und Menschenliebe betrachtet werden.

Die erhabenen Geheimnisse, welche in ihr zur Errettung des gefallenen Menschengeschlechtes vorgegangen sind, und die wir in dem Dominikus-Rosenkranz-Gebete feiern, werden uns durch die Bestandteile der Rose auf eine sinnbildliche und treffende Weise dargestellt.

1. Die freudenreichen Geheimnisse nämlich, in welchen wir Maria als die Hochgebenedeite, in allen Gnaden und Tugenden blühende Mutter unseres Herrn und Heilandes betrachten und verehren, haben ihr Sinnbild in dem lieblichen Grün und Blätterwerk, mit dem der Rosenstock ausgeschmückt ist.
2. Die schmerzhaften Geheimnisse dagegen, welche uns die blutigen Bilder des unaussprechlichen Leidens ihres göttlichen Sohnes und zugleich ihr namenloses Mitleiden vor Augen führen, finden ihr Sinnbild in den stechenden Dornen, mit welchen der Rosenstock so reichlich bewachsen ist.
3. Die glorreichen Geheimnisse endlich, in welchen uns die Verherrlichung ihres Sohnes, sowie auch ihre eigene Verherrlichung im Himmel zur Betrachtung dargestellt werden, finden wir in der herrlichen Blumenkrone der Rose selbst versinnbildet.

Fürwahr, Maria ist eine Rosa mystica, eine geheimnisvolle Rose. Ihr Leben grünte und blühte zwar in den schönsten Tugenden, Gnaden und Verdiensten, sowie in ihrer erhabenen Würde als Mutter Gottes; aber gleichwie der Stängel einer Rose bis hinauf zu ihrem herrlichen Blumenkelche mit Dornen besetzt ist, also war auch der Pfad, den Maria gleich ihrem göttlichen Sohne bis hinauf zu ihrer ewigen Verherrlichung zu wandeln hatte, mit den Dornen schmerzlicher Leiden und Trübsalen besät.

Ja, Maria hat mit ihrem göttlichen Sohne am Meisten gelitten, darum ist sie nun auch am Höchsten verherrlicht an Seinem Throne und vermag Alles durch ihr mütterliches Fürwort bei Ihm.

Glückselig demnach, wer sich unter ihren Schutz begibt, sich einer kindlichen Andacht und Liebe gegen sie befleißigt und auf diese Weise sich des Glückes ihrer Fürbitte teilhaft macht! Viele und große Gnaden erhält ein solcher durch ihre Vermittlung, und in allen Verhältnissen, Lagen und Nöten des Lebens findet er Rat, Trost und Hilfe bei ihr. Denn „noch nie war es gehört, daß irgend Einer, der seine Zuflucht zu Maria nahm, sie um ihre Fürbitte anrief und um ihre Hilfe bat, sei verlassen worden.“

Darum, mein Christ, ergib dich neben einer besonderen Andacht zu allerheiligsten Altarsakrament auch einer besondern Andacht zu Maria. Ehre sie als die Mutter deines Herrn und Gottes und zugleich auch als deine eigene Mutter; denn als solche hat dein Heiland sie dir am Kreuze als letztes Vermächtnis angewiesen, da Er sprach: „Seih da, deine Mutter!

Beim Abendmahle schenkte Jesus sich selbst dir in der heiligen Eucharistie als erstes höchstes Pfand Seiner Liebe, und als das zweite höchste Pfand dieser Liebe übergab Er dir am Kreuze Seine geliebteste Mutter. Er und sie sollen Seinem Vermächtnis gemäß ganz dein eigen sein in heiliger Liebe.

Ehre also, mein Christ, diese beiden höchsten Liebespfänder mit aller Dankbarkeit zu deinem Heile. Bringe oft Deinem Heiland die eucharistischen Blumen einer innig treuen Liebe und weihe ebenso oft seiner gebenedeiten Mutter die Rosen einer kindlich ergebenen Andacht.

Höre, was in dieser Beziehung ein Erfahrener die göttliche Mutter zu ihrem frommen Diener sprechen läßt:

Windest du der Andacht Rosen
Fromm zum Kreuze mir:
Sieh, ich winde Heil und Segen
Dann zum Kranze dir!

Während du mir Rosenkränze
Windest in der Zeit,
Wind` ich dir die Ehrenkrone
Für die Ewigkeit! Amen.

aus: Joseph Kremer, Eucharistische Liebesblumen mit Marianischen Rosen, 1900, S. 85 -S. 90

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