Papst Klemens IX. (regierte von 1667-1669)

Der Papst trägt das Kreuz Christi, von Christus glorreich empfangen; es zeigt das Leiden der Päpste und zugleich der Kirche

Das Zeitalter der Revolutionen

Das Pontifikat von Papst Klemens IX. (regierte von 1667 bis 1669)

Er war geboren am 28. Januar des Jahres 1600 in Pistoia aus dem alten und angesehenen Geschlecht der Rospigliosi und hieß mit seinem Taufnamen Julius. Er machte seine ersten Studien im römischen Seminar und ging dann auf die Hochschule zu Pisa. Dort wurde er im Jahre 1623 Doktor und Professor der Philosophie. Bald wurde er wegen seiner ungewöhnlich hohen Bildung und würdigen Haltung von Papst Urban VIII. Wieder nach Rom gerufen, mit kirchlichen Würden ausgezeichnet, zum Erzbischof von Tarsus geweiht und als päpstlicher Gesandter an den Königshof nach Spanien geschickt. Unter Papst Alexander VII. wurde Julius im Jahre 1657 zum Kardinalpriester von San Sisto in Rom ernannt und bestieg als Alexanders Nachfolger am 20. Juli des Jahres 1667 den päpstlichen Stuhl. Papst Klemens war ein leutseliger, würdevoller, gemäßigter und gelehrter Mann, von allen, groß und klein, geachtet. Der neue Papst wählte sich als Sprichwort: „Klemens (d. h. gütig) ist andern alles, sich selbst nichts!“ Demgemäß regierte er auch. Die Zeitumstände waren so, daß seine Güte in weites Arbeitsfeld vorfand. Die Türken belagerten die Insel Kandia (Kreta) unweit Italien, Deutschland lag ohnmächtig darnieder, in Spanien und Frankreich gab es wiederholt Unruhen. Klemens achtete seine vielen Jahre nicht, sondern legte kräftig Hand ans Werk und stiftete in wenigen Jahren mehr Gutes, als man billig erwarten konnte.

Im Kirchenstaat verminderte der Papst die Steuern und hob den Verkehr. Zu diesem Zweck bediente er sich seiner Verwandten, denen er aber keinen Heller schenkte. Er gab ihnen an der Regierung keinen Anteil, während der den Verwandten seines Vorgängers ein großes Wohlwollen bezeugte. In jeder Woche bestimmte er zwei Tage für Besuche, wo jedermann mit ihm sprechen und persönlich Klagen und Bitten vortragen durfte. Häufig ging er in die Lazarette und reichte dort den Kranken Speisen und Arzneien, obwohl er selbst stets leidend war. An seinem Tisch saßen jeden Tag zwölf arme Pilger, die er mit solcher Demut bediente, daß hochgestellte Protestanten nach Rom eilten, sich als Pilger verkleideten, um vom Papst eingeladen zu werden. Bald nannte man ihn gar nicht mehr Klemens, sondern einfach: „Den Vater der Armen“. Mit besonderer Liebe unterrichtete er kleine Knaben und Mädchen im Katechismus. Jeden Monat zweimal versammelte der heilige Vater die in Rom anwesenden Pilger in drei Kirchen, wo sie Almosen und religiösen Unterricht in ihrer Muttersprache erhielten. An den vier hohen Festen: Ostern, Pater und Paul, Mariä Himmelfahrt und Allerheiligen erhielten sie außerordentliche Geschenke mit der Ermahnung, die heiligen Sakramente zu empfangen. An diesen Tagen ging der Papst selbst in den Beichtstuhl und hörte die Beichten der Pilger.

Solche Tugend, angemessen dem Statthalter Jesu Christi, gewann ihm die Herzen der Römer und der allgemeinen Christenheit. So einfach und bescheiden Papst Klemens ins einem Privatleben war, so groß war er, wenn es galt, die Religion und die Freiheit der Kirche zu verteidigen. Der herrschsüchtige König von Portugal hatte alle frommen Bischöfe aus dem Land gejagt. Der Papst veranlaßte ihn durch seine Gesandten, die ungerechte Maßregel zurück zu nehmen. Zwischen Spanien und Frankreich vermittelte er im Mai des Jahres 1668 den Frieden zu Aachen. Auch Spanien und Portugal waren seit Jahren in einen Krieg verwickelt. Auch hier gelang es dem heiligen Vater, Frieden zu schaffen und die Ordnung in beiden Ländern wieder herzustellen. Während dieser Papst auf dem Heiligen Stuhl saß, hatten die Türken, ermuntert durch die Unordnung, welche überall herrschte, wieder einen Versuch gemacht, in Deutschland einzubrechen. Sie fanden aber in dem Papst einen treuen Wächter, der die Fürsten nach Möglichkeit gegen die Türken unterstützte. Ein gewisser Vezier Achmet, ein fähiger und unternehmender Feldherr, überschwemmte Ungarn mit seinen Scharen und lagerte vor Wien. Diesmal vergaß, vom heiligen Vater gewonnen, auch der französische König Ludwig XIV. seine Eifersucht; so kämpften Ungarn, Deutsche, Franzosen mit Mut und Tapferkeit gegen die türkischen Scharen. Auf dem Schlachtfeld stimmten die Christen einen Lobgesang an und bauten zur ewigen Erinnerung an ihren Sieg dort selbst eine Kapelle, die noch steht.

Nun griffen andere türkische Heere wieder die Insel Kandia an. Der Papst ermunterte alle katholischen Fürsten, dieser Insel Hilfe zu bringen; doch es war umsonst; die Türken eroberten die Hauptstadt der Insel im September des Jahres 1669. Die Kunde von diesem schweren Verlust brachte dem Papst den Tod. Klemens verschied, beinahe siebzig Jahre alt, am 9. Dezember desselben Jahres und wurde in der Kirche Maria Maggiore in Rom begraben. Dort hat ihm sein Nachfolger Papst Klemens X. neben dem Haupteingang ein Denkmal errichtet.

Papst Klemens hatte trotz seiner so kurzen Regierung auch für die Ausbreitung des Christentums eifrig gesorgt und Missionare nach Armenien geschickt. Auch bestätigte er im Jahre 1668 die Kongregation de Barmherzigen Schwestern. Vergebens bemühte sich dieser Papst, die gefährliche Irrlehre der Jansenisten in Frankreich zu unterdrücken; doch konnte er wenigstens für einige Zeit die dortigen Religions-Streitigkeiten verhindern. Mit besonderer Vorliebe betete der heilige Vater den Rosenkranz und war bemüht, diese Andacht überall zu verbreiten, indem er sie mit vielen Ablässen auszeichnete. Auf seinem Totenbett ließ Papst Klemens den Bischof Emilio Altieri von Camerino vor sich kommen und verlieh ihm die Kardinalswürde; zugleich sagte er ihm, daß er in ihm seinen Nachfolger ahne. Altieri war aber schon achtzig Jahre und dachte gar nicht daran, daß er die päpstliche Würde erhalten sollte… –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 667 – S. 669

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