Papst Gregor XVI. Quo Graviora

Papst Gregor XVI.

Papst Gregor XVI. verurteilt jene, die behaupten, die Kirche zu ‚erneuern‘

Quo Graviora
Über die pragmatische Konstitution

Papst Gregor XVI. – 1833

An die Bischöfe der Provinz Oberrhein.

Ehrwürdige Brüder, Gruß und Apostolischer Segen.

1. Da der katholischen Kirche durch die abscheulichen Machenschaften ihrer Feinde schwerwiegendere Übel drohen, sollten die Päpste, die auf den Stuhl des heiligen Petrus berufen wurden, um so schneller handeln, um sie abzuwehren. Den Päpsten ist die höchste Macht übertragen worden, die Kirche zu nähren und zu leiten. Unser Vorgänger Pius VIII. hat dies klar verstanden. In der rheinischen Kirchenprovinz wurden viele kühne Versuche gegen die Lehre der Kirche und ihre göttliche Autorität unternommen – und das nicht vergebens. Sobald er dies wusste, sandte Pius VIII. Ende Juni 1830 ein Schreiben an euch, um eure pastorale Sorge zu wecken, wenn es tatsächlich notwendig wäre.

In diesem Brief wurdet ihr aufgefordert, die Rechte der Kirche mit allem Eifer zu verteidigen, über die gesunde Lehre zu wachen und denjenigen, die handeln müssen, zu zeigen, wie man mit Vernunft und Gerechtigkeit jenen Ideen entgegentritt, die für die Kirche schädlich sind, Ideen, für deren Widerrufung ihr euch eifrig einsetzen solltet. Er war äußerst besorgt über die Situation dieser Kirchen wegen des immensen Skandals, der durch die Reformen verursacht wurde. Er bat euch um eine schnellstmögliche Antwort, die entweder seine Wünsche bestätigt und seinen Kummer lindert oder – eine Möglichkeit, die nicht in Betracht gezogen werden sollte – seinem Willen zuwiderläuft, damit er die von seinem apostolischen Amt geforderten Pflichten wahrnehmen könne.

2. Diese Ermahnungen und Ermutigungen eines so großen Papstes in einer so ernsten Angelegenheit sollten euch aufrütteln. Das ist angemessen für diejenigen, die berufen wurden, an der Verwaltung und Verteidigung der Kirche teilzuhaben. Darüber hinaus ist das, woran Unser Vorgänger nie gedacht hat und was ihn sicherlich sehr beunruhigt hätte, wenn er noch am Leben wäre, Uns vorbehalten, zu beklagen. Und das, obwohl Wir an seiner Stelle mit weitaus geringeren Verdiensten ernannt worden sind und nicht den Wunsch haben, dieses Amt zu bekleiden.

Wir können nicht sagen, dass eine Angelegenheit, die den Wünschen dieses Heiligen Stuhls so sehr widerspricht, beendet wurde. Der Heilige Stuhl ist also im Allgemeinen nicht darüber informiert, welche Anstrengungen ihr unter den führenden Persönlichkeiten zum Wohle der katholischen Religion unternommen habt und welche Ergebnisse ihr dabei erzielt habt. Wir warten noch immer auf genauere Berichte, die euch Pius VIII. so sehr ans Herz gelegt hat, obwohl schon drei Jahre vergangen sind.

Wir können auch nicht wahrheitsgemäß annehmen, dass Ihr eure Pflicht nicht vernachlässigt habt, dass damals ein heilsames Heilmittel für die Wunden, die der katholischen Kirche zugefügt wurden, gefunden wurde. Im Gegenteil, Uns steht ein Anlass zu noch größerem Kummer bevor. Diese Angelegenheiten sind bereits ratifiziert und in vollem Umfang in Kraft, zum Nachteil der Kirche und entgegen den Vereinbarungen, die zwischen diesem Heiligen Stuhl und den vereinten Führern getroffen wurden.

Die Kirche ist somit einer unwürdigen Sklaverei unterworfen, da sie gewaltsam der Freiheit beraubt wurde, die Christus ihr gegeben hat. Mehr noch, ihr Zustand in jenen Regionen hat sich durch neue Ursachen, die von überall her kommen, verschlimmert, ein Zustand, über den Wir (und ihr) vielleicht nicht nachdenken.

Aus dieser Gesellschaft von Priestern sind einige Männer hervorgegangen, die böse Dinge sagen. Sie verurteilen schamlos die verblendete (wie sie es nennen) Erneuerung und Wiederherstellung der Reformen und zünden damit unvorsichtigerweise diesen Apostolischen Stuhl an. Sie tun dies, um Anhänger zu gewinnen und die Unvorsichtigen zu täuschen. Daher zögern sie nie, die katholische Kirche, wie sie sagen, zu reformieren, egal in welchem Cllub sie zusammenkommen und Treffen oder Diskussionen abhalten.

3. Viele der Priester der Stadt Offenburg haben diese Art von Blindheit vor nicht allzu langer Zeit offen gezeigt, wie F. L. Mersy, ihr Dekan, Berater und Leiter, berichtet. Sie schlugen dem Erzbischof von Freiburg nicht mehr die verschiedenen Reformpunkte vor, die sie in ihren Versammlungen ausgearbeitet hatten. In den einzelnen Landkapiteln verbreiteten sie dieselben Ideen und entfachten eine bösartige Verschwörung. Außerdem brachten sie hin und wieder ein Pamphlet mit vielen Zusätzen heraus und wagten es, es unter dem kühnen Titel zu drucken: „Sind Reformen in der katholischen Kirche notwendig?“

Wir wünschen, dass die Offenburger Priester zusammenkommen und öffentlich und offen ihre Frömmigkeit demonstrieren, und dass andere, sowohl aus der Diözese Freiburg als auch aus den übrigen Kirchenprovinzen, sich nicht darüber aufregen mögen! Wir wünschen uns, dass sich dieser böse Aufruhr der Reformer innerhalb der Grenzen dieser Stadt beschränkt! Aber Wir haben vor langer Zeit gehört, und Wir erinnern Uns sehr schmerzlich daran, dass sich diese Unzufriedenheit in fast alle jene Gegenden, besonders in die Diözese Rottenburg, und sogar über die Kirchenprovinz Rheinland hinaus ausgedehnt hat.

4. Ihr wisst, ehrwürdige Brüder, auf welchen irrigen Grundsätzen die oben genannten Männer und ihre Anhänger beruhen und woher der Wunsch kommt, der sie dazu bewegt, eine Revolution in der Kirche zu beginnen. Wir halten es nicht für überflüssig, viele dieser Dinge zu klären und hier zu erläutern. Eine falsche Idee hat sich seit langem verfestigt und in diesen Regionen weit verbreitet. Diese Idee wird durch ein pietätloses und absurdes System der Gleichgültigkeit gegenüber religiösen Angelegenheiten verbreitet, das behauptet, die christliche Religion könne mit der Zeit vollkommen werden. Während die Verfechter einer solchen falschen Vorstellung sich scheuen, die wackelige Möglichkeit der Vollkommenheit an die Wahrheiten des Glaubens anzupassen, etablieren sie sie in der äußeren Verwaltung und Disziplin der Kirche.

Darüber hinaus usurpieren sie, um den Glauben an ihren Irrtum zu wecken, zu Unrecht und betrügerisch die Autorität katholischer Theologen. Diese Theologen schlagen hier und da eine Unterscheidung zwischen der Lehre und der Disziplin der Kirche vor, die dieser Veränderung zugrunde liegt, dass sie immer fest stehen wird und niemals durch eine Veränderung beeinträchtigt werden kann.

Sobald dies festgestellt ist, stellen sie kategorisch fest, dass es viele Dinge in der Disziplin der Kirche in der heutigen Zeit, in ihrer Regierung und in der Form ihres äußeren Gottesdienstes gibt, die nicht zum Charakter unserer Zeit passen. Diese Dinge, so sagen sie, sollten geändert werden, da sie dem Wachstum und dem Gedeihen der katholischen Religion schaden, bevor die Lehre des Glaubens und der Moral dadurch irgendeinen Schaden erleidet. Deshalb beweisen sie einen Eifer für die Religion und zeigen sich als Vorbild der Frömmigkeit, erzwingen Reformen, denken über Veränderungen nach und geben vor, die Kirche zu erneuern.

5. Wahrhaftig, solche Reformer verwenden diese Prinzipien. Darüber hinaus legen sie sie in vielen Broschüren offen und schlagen sie vor, die sie vor allem in Deutschland verbreiten. Dies geht jetzt ganz deutlich aus dem in Offenburg gedruckten Büchlein hervor. Besonders deutlich wird es aus dem, was der erwähnte F. L. Mersy, Leiter der dort abgehaltenen aufrührerischen Versammlung, in seiner Neuauflage desselben Buches unvorsichtig zusammengestellt hat. Während diese Männer schändlich in ihren Gedanken umherirrten, schlugen sie vor, auf die Irrtümer zurückzugreifen, die von der Kirche in Proposition 78 der Konstitution Auctorem fidei (veröffentlicht von Unserem Vorgänger Pius VI. am 28. August 1794) verurteilt wurden.

Sie griffen auch die reine Lehre an, von der sie sagen, dass sie sie schützen und bewahren wollen; entweder verstehen sie die Situation nicht oder geben listig vor, sie nicht zu verstehen. Während sie behaupten, dass die gesamte äußere Form der Kirche willkürlich geändert werden kann, unterwerfen sie dann nicht auch jene Punkte der Disziplin, die ihre Grundlage im göttlichen Gesetz haben und die mit der Glaubenslehre in einem engen Band verbunden sind, einer Änderung?

Erzeugt so nicht das Gesetz des Gläubigen das Gesetz des Handelnden? Versucht man nicht darüber hinaus, die Kirche zu vermenschlichen, indem man ihr die unfehlbare und göttliche Autorität entzieht, durch die sie regiert wird? Und hat es nicht die gleiche Wirkung, wenn man meint, die gegenwärtige Disziplin der Kirchen beruhe auf Fehlern, Unklarheiten und anderen Unannehmlichkeiten dieser Art? Und vorzutäuschen, als enthalte diese Disziplin viele Dinge, die nicht nutzlos sind, aber der Sicherheit der katholischen Religion zuwiderlaufen? Wie kommt es, dass Privatpersonen sich das Recht aneignen, das nur dem Papst zusteht?

6. Wir werden nun die Abschnitte der Disziplin besprechen, die für die gesamte Kirche gelten. Da sie frei von kirchlicher Weisung sind, können sie geändert werden, aber nur durch den Papst, den Christus über die ganze Kirche gestellt hat, um über die Notwendigkeit einer Änderung aus verschiedenen Gründen zu urteilen. So wie der heilige Gelasius schrieb: „Wägt die Verordnungen der Kanones ab und bedenkt die Vorschriften eurer Vorgänger, damit die Dinge, die aufgrund der Anforderungen der Zeit für den Wiederaufbau der Kirchen gelockert werden müssen, durch sorgfältige Überlegung gemildert werden können.“

Es ist ermüdend, euch, ehrwürdige Brüder, mit einer langen Rede über die falschen Prinzipien aufzuhalten, auf die sich die Reformer stützen. Mit der für solche Männer üblichen verbalen Freizügigkeit fügen sie dem Irrtum noch Unbesonnenheit hinzu, da sie diesen Heiligen Stuhl angreifen, als ob dieser zu hartnäckig in überholten Bräuchen verharre und nicht tief in den Charakter unserer Zeit hineinblicke. Sie beschuldigen diesen Stuhl, im Licht der neuen Erkenntnisse blind geworden zu sein und die Dinge, die sich mit der Substanz der Religion befassen, kaum noch von denen zu unterscheiden, die nur die äußere Form betreffen.

Sie sagen, er nähre den Aberglauben, fördere Missbräuche und verhalte sich schließlich so, als ob er sich nie um die Interessen der katholischen Kirche im Wandel der Zeit kümmern würde. Wohin führt das alles?

In der Tat dazu, dass der allerheiligste Stuhl Petri, in den Jesus Christus das Fundament seiner Kirche gelegt hat, zur Missgunst getrieben wird. Seine göttliche Autorität wird dem Hass des Volkes unterworfen, und die Verbindung anderer Kirchen mit ihm wird zerbrochen. Die Dissidenten geben dann die Hoffnung auf, dass sie auf diesem Apostolischen Stuhl bekommen, was sie wollen. Sie fordern, dass die Kirche – eine Nation, wie sie es nennen – nach ihren eigenen Gesetzen regiert werden soll. Von hier aus gehen sie weiter, um jedem einzelnen Pfarrer die freie Vollmacht zu erteilen, die Gesetze der gesamten Kirche aufzuheben oder außer Kraft zu setzen, wenn die Zweckmäßigkeit seiner Diözese dies erfordert. Was dann?

Da sie keinen Vorteil bei euch sehen, versuchen sie, eben diese Priester von der den Bischöfen gebührenden Unterwerfung zu befreien. Sie scheuen sich nicht, den Priestern das Recht zuzugestehen, die Diözesen zu verwalten. Es ist ganz klar, dass diese Männer, die gegen die Wahrheit des Glaubens handeln, die kirchliche Hierarchie umgestoßen haben, die durch göttlichen Willen errichtet und von den Vätern des Konzils von Trient festgelegt wurde. Es ist auch klar, dass sie genau zu den Irrtümern in den Sätzen 6, 7, 8 und 9 zurückkehren wollen, die von der oben genannten dogmatischen Konstitution Auctorem fidei verboten wurden.

7. Dies scheint eindeutig die Offenburger Priester zu betreffen. Die verurteilten Lehren sind vor allem in den Zusätzen enthalten, die in die neu herausgegebene Broschüre eingefügt wurden, so dass es keinen Raum für Zweifel gibt. Es scheint nun eine gute Idee zu sein, einige der vielen anderen Irrtümer, die in diesem Pamphlet überall vorkommen, einzeln zu betrachten.

Hier tauchen zum ersten Mal die Einwände der Befürworter der abscheulichen Verschwörung gegen den klerikalen Zölibat auf. Sie wagen es nicht, das Gesetz des Zölibats offen zu kritisieren, wie es andere tun; dennoch plappern sie mit einer Kühnheit, die nur ihrem Irrtum entspricht!

Sie wollen, dass die Priester, die das Zölibatsgesetz nicht einhalten können und deren Sitten bereits so hoffnungslos verdorben sind, in den Laienstand versetzt werden, damit sie innerhalb der Kirche gültige Ehen schließen können. Dies entspricht kaum der Absicht der Väter des Konzils von Trient, die in Session 7, can. 9 über die Sakramente im Allgemeinen sowie in Session 23, Kapitel 4 und Kanon 4 erklärt wurde. Es entgeht Uns nicht, mit welchen Mitteln sie versuchen könnten, die Lehre des Konzils von Trient zu entstellen.

8. Sie behaupten, dass nach der Meinung des Konzils von Trient derjenige, der einmal Priester war, nicht aus eigener Autorität wieder Laie werden kann. Er kann dies nur durch die Autorität der Kirche tun, und unter dem Wort „Kirche“ verstehen sie jeden Bischof, dem sie die Vollmacht geben, Priester in den Laienstand zu versetzen. Dann behaupten sie, dass der dem Weihesakrament eingeprägte Charakter, von dem das Konzil gesagt hat, er sei unauslöschlich, das Weihesakrament unfähig macht, wiederholt zu werden. Es verbiete einem Priester nicht im Geringsten, auf die oben genannte Weise Laie zu werden.

Schließlich schrecken sie nicht davor zurück, diese Eigenschaft zu den Dingen zu zählen, auf die sich die Scholastiker kürzlich geeinigt haben. Wenn sie solche Dinge erfinden, was können sie dann anderes tun, als den wahren Sinn der oben erwähnten Dekrete des Konzils von Trient und der ganzen Kirche in Bezug auf sie in böser Weise zu verhöhnen, sich ihrer wahren Bedeutung zu widersetzen und so einen Irrtum auf den anderen zu häufen?

9. Nicht minder schrecken sie vor der gesunden Lehre zurück, wenn sie kühn die Macht und den Gebrauch der Ablässe vorschlagen. Sie vertreten entweder offen oder durch Zweideutigkeiten die Idee, dass Ablässe sich kaum auf die zeitlichen Strafen der Sünde beziehen können, die verbleiben und die gesühnt werden müssen, sei es in diesem oder im nächsten Leben. Bis zum elften Jahrhundert, so erklären sie, gab es keine anderen Strafen als die kanonischen, die von der Kirche abgeschafft werden mussten.

Zum ersten Mal, zur Zeit der Heiligen Kriege, wurden die Strafen, die Gott dem Sünder auferlegte, der Macht der Schlüssel unterworfen. Damals, so fahren sie fort, kam es zu einer großen Verzerrung der kirchlichen Disziplin. Der Schatz, der durch die Verdienste Jesu Christi und die Genugtuungen der Heiligen geschaffen wurde und der früheren Jahrhunderten unbekannt war, wurde von Papst Clemens V. entdeckt. Schließlich, um es kurz zu machen, wurden die Ablässe nur zu diesem Zweck verwendet, um an die gegenwärtigen Strafen der Kirche und die alten kanonischen Strafen zu erinnern und so die Sünder zur Buße zu führen.

Wohin können sie von dort aus gehen, wenn nicht dazu, die verbotenen Sätze 17 und 19 von Luther, 6 von Petrus von Osma, 60 von Bajus und schließlich 40, 41 und 42 der zitierten Konstitution Auctorem fidei zu erwecken und die darin enthaltenen feindlichen Irrtümer schamlos wiederherzustellen?

10. Diese Männer wollen die heilige Institution der sakramentalen Buße von Grund auf reformieren. Sie verleumden die Kirche auf unverschämte Weise und beschuldigen sie fälschlich des Irrtums, und ihre Schamlosigkeit ist umso mehr zu beklagen. Sie behaupten, dass die Kirche diese heilsame Tradition geschwächt und ihrer Kraft und Wirksamkeit beraubt hat, indem sie die jährliche Beichte anordnete, Ablässe als zusätzliche Bedingung für die Erfüllung der Beichte zuließ und private Eucharistie und tägliche Werke der Frömmigkeit erlaubte.

Die Kirche ist die Säule und das Fundament der Wahrheit – und all diese Wahrheit wird durch den Heiligen Geist gelehrt. Sollte die Kirche in der Lage sein, Dinge anzuordnen, nachzugeben oder zuzulassen, die zum Verderben der Seelen und zur Schändung und zum Schaden des von Christus eingesetzten Sakraments führen? Die Befürworter neuer Ideen, die darauf bedacht sind, die wahre Frömmigkeit im Volk zu fördern, sollten bedenken, dass die Religion langsam verkümmert und schließlich zugrunde geht, wenn die Häufigkeit der Sakramente verringert oder ganz abgeschafft wird.

11. Ehrwürdige Brüder, es würde zu lange dauern, die vielen irrigen Vorstellungen der Reformer über die Messstipendien zu verfolgen, das ihrer Meinung nach abgeschafft werden sollten. Sie wenden sich gegen die Praxis, mehrere Messen für denselben Verstorbenen zu halten, was ihrer Meinung nach im Widerspruch zur Lehre der Kirche über den unendlichen Wert eben dieses Opfers des neuen Gesetzes stehe. Wir wollen auch nicht auf ihre Irrtümer bezüglich des neuen, in der Volkssprache verfassten Rituals eingehen, das sie mehr an den Charakter unserer Zeit angepasst haben wollen.

Wir werden auch ihre Vorstellungen über die heiligen Gesellschaften, die öffentlichen Gebete und die heiligen Wallfahrten übergehen, die sie in verschiedener Hinsicht missbilligen. Es soll genügen, darauf hinzuweisen, dass diese Ideen keiner anderen verderblichen Quelle entspringen und auf keinen anderen Grundsätzen beruhen als denen, die von der Kirche bereits in der mehrfach zitierten Konstitution Auctorem fidei, insbesondere in den Propositionen 30, 33, 66 und 78, feierlich verurteilt wurden.

12. Ehrwürdige Brüder, Wir folgen ein wenig mehr dem Beispiel Unserer Vorgänger in ähnlichen Situationen, wie es die Sache der apostolischen Pflicht zu erfordern scheint. Wir haben uns entschlossen, diese Dinge zu erörtern, damit durch die Aufdeckung der Irrtümer jener Männer bekannt wird, wohin die böse Leidenschaft für die Einführung von Neuerungen in der Kirche führen kann. Im übrigen genügt es, darauf hinzuweisen, dass die Bitterkeit der Zeit, in der sich der Katholizismus jetzt befindet, Uns mit vielen Sorgen bedrückt.

Wir trauern um die reine Braut des unbefleckten Lammes, Jesus Christus, denn sie wird geplündert durch die Angriffe innerer und äußerer Feinde und durch die Übel, die sie bedrücken und in diese schändliche Gefangenschaft führen. Wir beklagen mit unendlichen Tränen, was die Kinder tun, die sich schändlich vom Schoß der liebenden Mutter entfernen und Lügen über sie verbreiten.

13. Mögen Wir nicht im Geist versagen! Mögen Wir Unsere apostolische Stimme in einer so ernsten katholischen Notwendigkeit nicht verstummen lassen! Mögen Wir nicht zulassen, dass die Herde des Herrn geplündert und die Schafe Christi von allen Tieren des Feldes verschlungen werden, während Wir die Kraft, das Urteilsvermögen und die Tugend des Geistes des Herrn beiseite legen wie stumme Hunde, die nicht bellen können.

Wisst also, ehrwürdige Brüder, dass Wir bereit sind, alles zu ertragen, was Uns bedroht. Wir werden nicht weichen, bis die katholische Kirche die ursprüngliche Freiheit wiedererlangt hat, die ganz zu ihrer göttlichen Verfassung gehört, und bis der Mund der Verleumder verstopft ist. Wir können nicht mehr tun, als Eure Standhaftigkeit und Tugendhaftigkeit zu wecken und Euch nachdrücklich zu ermahnen, euch der Sache des Geistes Gottes und der Kirche anzunehmen.

Ihr habt Anteil an der Sorge, deren Fülle Uns gegeben ist. Es ist eure Pflicht, das heilige Glaubensgut und die heilige Lehre zu schützen. Es ist eure Pflicht, jede profane Reform von der Kirche fernzuhalten und euch mit ganzem Herzen gegen jene einzusetzen, die versuchen, die Rechte dieses Heiligen Stuhles zu verletzen. Zieht daher das Schwert des Geistes, welches das Wort Gottes ist. Predigt so, wie es euch der Apostel Paulus in der Person seines Schülers Timotheus auferlegt hat. Bleibt standhaft in guten und in schlechten Zeiten.

Verurteilt, beschwört, tadelt in aller Geduld und Lehre. Nichts soll Euch davon abhalten, euch in jeden Konflikt zu stürzen, zur Ehre Gottes, zum Schutz der Kirche und zum Heil der Seelen, die eurer Obhut anvertraut sind. Denkt an Ihn, der einen ähnlichen Widerstand von Sündern erduldete. Wenn ihr die Kühnheit der Bösen fürchtet, denkt daran, dass die Entscheidung über die Stärke des Episkopats und die göttliche Macht, die Kirche zu leiten, getroffen wird. So bleibt euch nur, an die ernsten Pflichten eures Amtes zu denken und an das schwierige Urteil, das über jedem Amtsträger schwebt.

Die Aufseher des Hauses Israel sollten besonders eine Weile zu den Füßen des Herrn meditieren. Wir vertrauen darauf, dass ihr dann mit Eifer für die katholische Religion eintreten und sie vor den gottlosen Fallen ihrer Feinde schützen werdet. In diesem Eifer mögt Ihr noch größere Ergebnisse erzielen als die, von denen Wir geschrieben haben. Voller Entschlossenheit und gestärkt in diesem Glauben erteilen Wir euch und dem Volk, das eurem Glauben anvertraut ist, in Liebe den apostolischen Segen als Zeichen für alles Gute.

Gegeben zu Rom, in St. Maria Major, unter dem Ring des Fischers, am 4. Oktober 1833, im dritten Jahr Unseres Pontifikats.

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