Jesus setzt das allerheiligste Altarsakrament ein

Von Blumengirlanden umrankt sieht man in der Mitte den Abendmahlstisch, an dem Jesus das allerheiligste Altarsakrament einsetzte mit den Konsekrationsworten; die Apostel sitzen um den Tisch, während Judas Iskariot bereits mit dem Geldbeutel wartet fortzugehen

Das allerheiligste Altarsakrament

Jesus zeigt stehend die geweihte Hostie seinen Jüngern, die Jünger beten ehrfurchtsvoll an

Jesus sagt die Konsekrationsworte

Noch war Jesus mit seinen Jüngern am Tisch (1), da nahm er das Brot, dankte, segnete es, brach es und gab seinen Jüngern. Indem er sprach: Nehmet hin und esset (2), dieses ist mein Leib (3), der für euch dahin gegeben wird (4). Dies tut zu meinem Andenken.“ (5) Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahle, dankte und gab ihnen denselben mit den Worten: „Trinket alle (6) daraus, denn dieses ist mein Blut, das Blut des Neuen Bundes (7), das für euch und für viele (8) wird vergossen werden zur Vergebung der Sünden. Dieses tut, so oft ihr, trinkt, zu meinem Andenken.“ Und sie tranken alle daraus.

(1) Matthäus und Markus gebrauchen den mehr allgemeinen Ausdruck: „Da sie bei dem Mahle waren“; Lukas und Paulus sagen genauer: „Nach dem Mahle“, d. h. nach dem jüdischen, vorbildlichen Ostermahl. Wenn man das Gesamtbild der vier Abendmahls-Berichte auf sich wirken läßt, gewinnt man den Eindruck, daß Jesus am Schluß des eigentlichen Passah-Mahles in zwei unmittelbar aufeinander folgenden Akten Brot und Wein konsekriert hat. – Was das Verhältnis der vier Abendmahls-Berichte zueinander betrifft, so hat man stets zwei Gruppen unterschieden: Matthäus-Markus einerseits, Lukas-Paulus anderseits. Doch ergibt sich bei vorurteilsfreier Prüfung, daß die vier Berichte sich in der Auffassung der Feier und in der Wiedergabe der Gedanken Jesu durchaus nicht widersprechen, wenn sie auch in einigen Punkten je nach dem Zweck und der Absicht der einzelnen Schriftsteller voneinander abweichen.
(2) Diese Worte enthalten eine Ankündigung dessen, was erst später geschehen sollte, bezeichnen also noch nicht das wirkliche Darreichen und die Kommunion, die vielmehr erst nach der Vollendung der Konsekration unter beiden Gestalten folgte. Mit den Worten „danken“ und „segnen“ sind die Konsekrations-Worte selbst bezeichnet, die alsbald wörtlich folgen; damit ist zugleich gegeben, daß das Brechen des Brotes erst auf die Konsekration folgte. Die ganze Darstellung ist übersichtlich; wir erfahren zuerst alles, was auf die eine der beiden Gestalten, sodann, was auf die andere Bezug hatte. Ein Missverständnis war hierbei nicht zu befürchten, da jeder Christ aus der Feier der heiligen Messe die Zeitfolge der einzelnen Handlungen und Worte genau kannte. Andere verstehen das „danken“ und „segnen“ von einem besonderen Segensgebet, das Jesus vor der Konsekration über die Gaben gesprochen habe, im Anschluß an ein Gebet des jüdischen Passah-Rituals, doch so, daß er der Danksagung dieses Gebetes einen erhabeneren Inhalt und der Segnung ein höheres Ziel gegeben habe. „Der Heiland dankte etwa für die seiner heiligsten Menschheit und dem ganzen menschlichen Geschlecht erwiesenen Wohltaten, vor allem dafür, daß er Gelegenheit habe, durch seinen Tod am Kreuz die Menschen aus dem Elend der Sünde und der Knechtschaft des Teufels zu erretten und die kostbarste und erhabenste Speise, sich selbst, ihnen im allerheiligsten Sakrament mitzuteilen. Dies erfüllte sein Herz mit Jubel, und er lobte und pries Gott. Er segnete auch das Brot und den Kelch und bereitete sie vor auf die folgende Wandlung dadurch, daß er als Mensch und Hoherpriester um diese wunderbare Wandlung flehte, die er als Gott mit dem Vater und dem Heiligen Geist nun vornehmen wollte.“ (Berning, Die Einsetzung der heiligen Eucharistie)
(3) Wollte Jesus sagen, daß sein wirklicher Leib gegenwärtig sei, so konnte er sich nicht deutlicher ausdrücken; hätte er aber sagen wollen, es handle sich bloß um ein Sinnbild, so konnte er nicht ungenauer und mißverständlicher reden.
(4) Nach 1. Kor. 11,24: „Der für euch gebrochen wird“, nämlich im Tod, durch den Tod, also soviel als: „den ich für euch opfere, mein Opferleib“. Auch beim Kelch ist im Griechischen das Zeitwort in der Form der Gegenwart: „das vergossen wird“. Damit ist noch schärfer als im Lateinischen ausgedrückt, daß der Leib und das Blut Christi als Opfer gegenwärtig ist, zwar unblutiger Weise, aber derselbe Leib, der am folgenden Tag blutig am Kreuz geopfert wurde. Es ist sonach durch diese Worte ausgedrückt, daß der Heiland sein Welt erlösendes Opfer, das er am folgenden Tag vollbrachte, unter den getrennten Gestalten des Brotes und Weines als gegenwärtig darstellen wollte, d. h. daß er das allerheiligste Sakrament als Opfer einsetzte, an dem sodann seine Jünger durch den Genuss der Opferspeise in der heiligen Kommunion teilnahmen.
(5) Diese Worte, die Jesus auch bei der Konsekration des Kelches wiederholte, (vgl. 1. Kor. 11,25), enthalten die Vollmacht und den Befehl Christi an seine Apostel, fortan dies Opfer des Neuen Bundes zum Gedächtnis und zur stets erneuerten Darstellung seines blutigen Erlösungstodes zu feiern und den Leib des Herrn den Gläubigen zum Genuss darzureichen. Sie bezeichnen darum auch die Einsetzung des neutestamentlichen Priestertums und die Erfüllung der zwei großen Weissagungen vom ewigen Priestertum Christi nach der Ordnung Melchisedech und dem reinen Speiseopfer, das vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang dem Herrn dargebracht werden soll. (Ps. 109,4; Mal. 1,11; vgl. Concilium Tridentinum, Sess. XXII, c.1. et can. 2 de Sacrif. Missae) Zugleich enthalten die Worte auch eine Aufforderung an alle Gläubigen zur Teilnahme am heiligen Opfer und zum Genuss des heiligsten Sakramentes. Darum fährt der hl. Paulus fort ( 1. Kor. 11,26): „Denn so oft ihr dieses Brot esset und diesen Kelch trinket, sollet ihr den Tod des Herrn verkündigen, bis er kommt“ (nämlich zum Gericht).
(6) Irrlehrer folgerten daraus, daß allen Gläubigen die Kommunion unter beiden Gestalten befohlen sei. Allein streng genommen wäre sie damit nur unter der Gestalt des Weines befohlen, was noch niemand behauptet hat. Die Worte Christi müssen deshalb etwas anderes im Auge haben, nämlich, wie wir bereits sahen, eine Anweisung an die Jünger, daß sie, nicht etwa jeder aus seinem eigenen Becher, sondern alle aus diesem eben zu konsekrierenden trinken sollten, was der Herr unmittelbar vorher so genau in den Worten ausgedrückt hatte: „Nehmet und teilet ihn unter euch.“ (Lk. 22,17) Daraus begreift sich auch, warum bei der Darreichung der Brotsgestalt ähnliche Worte fehlen, weil nämlich hier der Heiland selbst „das Brot brach“ und jedem der Jünger einen Teil darreichte. – Bei der Einsetzung des heiligsten Sakramentes mussten freilich beide Gestalten gegenwärtig sein, weil es sich um das heilige Opfer des Neuen Bundes handelte, in dem eben durch die Trennung der Gestalten der Opfertod Christi am Kreuz dargestellt wird, und für die Apostel war es hierbei auch nötig, die beiden Gestalten zu empfangen, weil der Heiland sie hier über die Feier des unblutigen Opfers, das er mit ihnen feierte, belehrte, während er sie zu Priestern des Neuen Bundes weihte. – Für die Feier der heiligen Messe und die Kommunion des Priesters, der die heilige Messe liest, sind stets beide Gestalten so streng vorgeschrieben, daß eine Ausnahme ganz unzulässig ist.
(7) Die Worte erinnern an die des Moses bei der Schließung des Alten Bundes am Sinai und besagen somit, daß Jesus hier das Bundesopfer des Neuen Bundes einsetzte. (Hebr. 9,19ff) Bei dem hl. Lukas (22,20; vgl. 1. Kor. 11,25) lauten die Worte: „Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blute, der für euch ausgegossen“ (Kelch), womit auf das aller bestimmteste auch das im Kelch enthaltene eucharistische Blut als Opferblut bezeichnet ist.
(8) Objektiv, d. h. an und für sich, ist Christus „für alle gestorben“ (2. Kor. 5,14f), „für die Sünden der ganzen Welt“ (1. Joh. 2,2), subjektiv aber nur für viele; denn es werden nicht alle der Früchte der Erlösung teilhaftig; aber dies ist ihre eigene Schuld und schwere Verantwortung, da sie „den Sohn Gottes mit Füßen getreten und das Blut des Bundes, wodurch sie geheiligt worden, für unrein gehalten und dem Geist der Gnade Schmach angetan haben.“ (Hebr. 10,29) –
aus: Schuster/Holzammer, Handbuch der Biblischen Geschichte, Bd. II, Neues Testament, 1910, S. 458 – S. 460

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