Heiliger Franziskus Solanus Apostel von Peru

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

14. Juli

Der heilige Franziskus Solanus, Apostel von Peru, steht als Franziskaner vor den Indianern, hält ein Kruzifix hoch und predigt den Eingeborenen das Evangelium; vor ihm sitzen die Frauen und Kinder, dahinter stehen die Männer

Der heilige Franziskus Solanus Apostel von Peru

In der Kirche wird heute das Fest des heiligen Märtyrers und großen Wundertäters Apollinaris gefeiert, der ein Schüler des heiligen Apostels Petrus gewesen und in der Stadt Ravenna seinen Lauf vollendet hat; ich aber möchte dir heute das Leben eines andern Märtyrers vor Augen stellen, der zwar nicht sein Blut für den Herrn vergossen, aber sein ganzes Leben lang ein Märtyrer der Liebe gewesen, damit du erkennen mögest, wie die heilige katholische Kirche nicht bloß zu den Zeiten der Apostel und ersten Christen, sondern auch in viel späteren Zeiten Heilige hervor gebracht und die Kraft in sich hat, noch immer ihre Kinder zu heiligen, wenn sie ihre Heiligungs-Mittel anwenden.

Dieser Heilige, von dem ich dir erzähle, heißt Franziskus Solanus, gebürtig aus Montilla im Königreiche Spanien. Gott wollte durch ihn vielen tausend Seelen den Frieden und die Ruhe des Herzens gewähren, und ihre Herzen zur wahren, heiligen Liebe entflammen, weshalb er ihn schon als Knabe mit den Banden feuriger Liebe an sich zog und ihn mit der besonderen Gabe, Frieden und Versöhnung zu stiften, ausrüstete. Dem kleinen Franziskus war Streit, Zank und Zwietracht vom Herzen zuwider, er suchte daher, so viel er es vermochte, die Zornigen zu besänftigen, die Streitenden zu versöhnen. Er selbst war immer in sich gekehrt und fand seine süßeste Freude in der Anbetung des heiligen Altarsakramentes. Ganze Nächte brachte er betend vor dem heiligen Tabernakel zu. Dort holte er sich aus dem heiligsten Herzen Jesu selbst jenen Liebeseifer und jene unbesiegbare Kraft, womit er die härtesten Herzen überwand und alle Hindernisse, die ihm in den Weg traten, besiegte. Schon aus seiner frühesten Jugend erzählt man ein Beispiel von seinem Eifer, Frieden zu stiften. Einst kam er dazu, als gerade zwei Männer auf Tod und Leben mit einander kämpften; sogleich warf er sich zwischen beide und hörte nicht auf zu bitten und zu flehen, bis sie ihre Schwerter senkten und sich die Hand zur Versöhnung reichten.

Franziskanischer Ordenspriester

Schon frühe hatte er sich entschieden, ein Leben der Armut zu führen, wie Jesus, sein göttlicher Meister, und da er unter den Heiligen, deren Leben er durchforschte, keinen fand, der das arme Leben des Heilandes treuer nachgeahmt, als der seraphische heilige Franz von Assisi, so trat er nach Vollendung seiner Studien in den Orden dieses Heiligen. Im Kloster übertraf er bald alle Novizen an Gebetseifer, an Gehorsam und Abtötung. Ja, seine Liebe zur Abtötung ging so weit, daß ihm die Obern Schranken setzen mussten, und das Feuer der Liebe zu Jesus drohte ihn ganz aufzuzehren. Sah er Jemanden, dessen Herz ebenfalls in heiliger Liebe erglühte, dann rief er ihm, wie zum Wettkampfe einladend, zu: „Laßt uns sehen, wer von uns beiden mit größerer Liebesglut den Bräutigam unserer Seele lieben kann, und ihm diese Woche hindurch mehr Verweise der Liebe geben wird.“

Kaum war er zum Priester geweiht, vertrauten ihm seine Obern das Predigtamt an und erhoben ihn zum Novizenmeister und Guardian, in welchen Ämtern er segensreich durch Wort und Beispiel wirkte. Die Liebe Gottes kann ohne Nächstenliebe nicht bestehen. Franz umfaßte alle Menschen mit innigster Liebe und hätte sich gerne für sie geopfert wie Jesus. Als daher die Pest in der Stadt Granada ausbrach, so eilte er mit Erlaubnis der Obern dahin und pflegte die Kranken und Sterbenden mit der Liebe einer Mutter. Sein Begleiter wurde Opfer der Krankheit, ihn aber erhielt Gott am Leben, weil er ihn zu noch höheren Dingen bestimmt hatte.

Die Reise des hl. Franziskus Solanus nach Peru

Noch lebten damals Millionen von Heiden auf Amerika`s Boden, das über 100 Jahre vorher schon entdeckt worden war. Noch nie hatten diese armen Indianer den Namen Jesus gehört, sie beteten Götzen von Stein und Holz an, seufzten unter dem Joche der Zauberer, dieser Betrüger und Genossen des Satans, schlachteten Menschen zum Opfer der Götzen und aßen ihr Fleisch. Franz hatte von dem Elende dieser Bilden gehört und ließ nicht nach, die Obern zu bitten, bis sie ihm endlich erlaubten, zu ihnen zu ziehen, um sie Christo zu gewinnen. Mit dem Brevier und dem Evangelium unter dem Arm und das Kreuz in der Hand, bestieg er ein Schiff, auf welchem er die Reisenden bediente. Zu Neu-Karthagena und Panama landete das Schiff; die christlichen Bewohner dort selbst luden ihn in ihre prachtvollen Häuser, er aber nahm Wohnung in den Spitälern und diente den Kranken. Nach einiger Zeit fuhr das Schiff mit mehreren Hundert Negern, schwarzen Menschen, nach Peru, wo sie Sklavendienste verrichten sollten. Auf dem Wege dahin scheiterte das Schiff. Der Schiffskapitän suchte vergeblich das Schiff wieder flott zu machen; schon war es daran, mit Mann und Maus zu versinken Da wurde das große Schiffsboot herabgelassen; Alles drängte sich nun herbei, sich zu retten, allein der Kapitän nahm Niemanden auf als die Beamten des Königs, die Soldaten und angesehensten Reisenden, die übrigen, noch 600 an der Zahl, wies er zurück, weil das Boot sie nicht fassen konnte. Auch den Missionar Franz lud der Kapitän ein, das sinkende Schiff zu verlassen und sich zu retten; schon wollte das Boot abfahren, da rief der Kapitän zu: „Eilet, mein Herr, es ist keine Zeit zu verlieren!“ allein Franz regte sich nicht, er blickte auf die armen Neger, hob seine Augen zum Himmel und rief dem Kapitän zu:

Schiffbruch und Warten auf Rettung

„Herr, ihr habt euere Pflicht getan; jetzt beginnt die meinige, ich bleibe.“
Jetzt befahl mit Tränen in den Augen der Kapitän abzufahren, das Boot glitt über die Wellen, aber auf dem Schiffe stand Pater Franz mitten unter den jammernden und wehklagenden Negern, die ihre Arme nach dem dahin eilenden Boote auszustrecken und verzweifelnd niederstürzten im Anblicke des gewissen Todes. Nur Pater Franz blieb ruhig und mit ergreifender Stimme rief er den armen Negern zu:

„Nicht dahin, nicht auf das Boot, nicht auf das Meer richtet eure Blicke; zum Himmel schauet empor, dort wohnt der Helfer in aller Not, zu ihm wollen wir rufen, er wird sich unser erbarmen.“
Jetzt wirft er sich auf die Knie, an seine Seite drängen sich die Unglücklichen und flehen mit ihm um Rettung. Nun erhebt er sich wieder und ermahnt alle, ihre Seele durch eine reumütige Beichte zu reinigen und Gottes Gnade sich zu versichern. Alle folgten seinem Worte; die Neger, welche noch nicht getauft waren, wurden kurz unterrichtet und dann getauft: die Getauften beichteten und empfingen die heilige Kommunion. So waren zwei Tage unter Beten, Angst und Schrecken verflossen; immer tiefer sank das Schiff, da bricht ein fürchterlicher Sturm los und zerreißt das Schiff in zwei Teile. das Hinterteil versinkt mit allen, die darauf waren, in den brausenden Wogen, das Vorderteil, auf dem sich auch Pater Franz befand, bleibt auf dem Felsenriffe liegen, an dem es scheiterte. Die Not war aber jetzt auf das höchste gestiegen, nirgends sah man Rettung; es nahte sich allen der Gedanke an den gräßlichsten Hungertod; schon drei Tage hatten sie nichts genossen.

Wunderbare Rettung

Aber Franz wankte nicht; er vertraute auf Gottes mächtigen Arm und siehe da, am dritten Tage erschien der Kapitän mit dem Boot, auf dem er sich mit den Seinigen gerettet hatte und suchte auch die auf dem Schiff sich befindenden in Sicherheit zu bringen. Jauchzend vor Freude schrieen sie ihm entgegen und bestiegen das Boot. Sie landeten an einem unwirtlichen Ort, der unbewohnt war und ihnen nichts anderes als einige Kräuter und schlammiges Wasser zur Nahrung darbot. Wieder drohte allen der Tod; da beschlossen sie, aus den Trümmern des gescheiterten Schiffes ein Fahrzeug zu bauen. Als es erbaut war, bestiegen es die Mutigsten, begleitet von dem Mitbruder des Heiligen, um nach Panama zu schiffen und von dort Hilfe zu holen. Man hoffte den Weg dahin und zurück in vier Wochen zurückzulegen. Allein schon waren vier Wochen in banger Erwartung verflossen und noch sah man kein Schiff. Die Not stieg nun auf das Höchste; die Unglücklichen, sie sahen sich verlassen; kaum daß sie vor Hunger noch atmen konnten, so ermattet waren sie. Aber auch hier verlor Franz den Mut nicht; er suchte Kräuter und Früchte, um den Kranken davon Labung zu bereiten, und wies die übrigen an, Fische zu fangen. Als einmal die Lebensmittel ausgegangen waren, machte er auf wunderbarer Weise einen reichen Fischzug. So vergingen unter schrecklichen Leiden acht Wochen und das heilige Weihnachtsfest nahte. Alle glaubten, der Geburtstag des Heilandes würde ihr Todestag sein; allein Franz verwies ihnen ihren Kleinglauben, und sagte ihnen zur größten Freude bestimmt voraus, daß in drei Tagen das Schiff kommen und sie aufnehmen würde. Die Voraussagung traf ein; nach drei Tagen erschien das ersehnte Schiff und brachte sie glücklich nach Lima, der Hauptstadt von Peru. Während der langen, fürchterlichen Not starb von allen Gestrandeten auch nicht Einer. Allgemein schrieb man diese wunderbare Rettung dem Gebete des heiligen Franz zu.

Bekehrung der Indianer

Dieser aber überließ sich in Lima nicht lange der Ruhe, ihn trieb die Liebesglut über Berge und durch Wälder und Wüsten nach Tucuman zu den heidnischen Indianern. Diese, ganz verwildert, von Natur aus raub- und mordsüchtig, waren von grimmigen Haß gegen die Spanier erfüllt, welche sie aus ihren Wohnungen vertrieben und sie auf`s grausamste mißhandelt und ausgeraubt hatten. Sie haßten das Christentum und hatten sich in die unzugänglichsten Plätze der Gebirge zurückgezogen, um nur mit den Spaniern nicht in Berührung zu kommen. Furchtlos aber drang Franz in ihre Schlupfwinkel und da ihm Gott wunderbar die Gabe der Sprachen verliehen hatte, so bekehrte er in kurzer Zeit 9000 dieser armen Heiden. Was aber die Indianer in das höchste Staunen versetzte und sie zur Bekehrung führte, das war der wunderbare Umgang des Heiligen mit den wilden Tieren. Löwen, Tiger, Schlangen kamen auf sein Rufen herbei, gehorchten ihm und folgten ihm nach. So oft er den Vögeln rief flogen sie herbei, setzten sich auf seine Schultern oder umringten ihn und sangen mit ihm Gottes Lob. Dieses Wunder sah man besonders an seinem Lebensende. Da flogen die Vögel von allen Seiten herbei und jubelten dem Schöpfer, während sein Diener den letzten Kampf kämpfte. Kein Wunder, wenn er diesem wunderbaren Anblick die armen Bewohner der Wälder vor dem Heiligen niederfielen, seinen Worten lauschten, sich bekehrten und ihn wie ihren Vater liebten und ehrten. Schon hatte er aus den Neubekehrten eine große, gottliebende Familie gebildet und immer weiter breitete der Segen des Christentums durch die Hand des Heiligen unter die Indianer aus, als er 9 Jahre vor seinem Tode von seinen Obern in die Hauptstadt Lima berufen wurde, um dort das Amt des Predigers zu übernehmen.

Bußpredigten in Lima und Trujillo

Die Einwohner dieser Stadt waren größtenteils von Gott abgefallen und in die gräulichsten Laster versunken. Franz verließ zum größten Jammer der armen Indianer seine Station und wanderte meistenteils zu Fuß 700 Meilen weit nach Lima. Da angekommen, bereitete er sich sorgfältig durch Gebet und Bußwerke auf sein wichtiges Amt vor. Er wußte, mit welchem Feinde er zu kämpfen habe, aber im Vertrauen auf Gott betrat er mutig den Kampfplatz. Auf offenen Plätzen der Stadt, auf den Strassen und Gassen erhob er seine Stimme und mahnte zur Buße. Seine Worte erschollen wie die Posaunen des Weltgerichts, die härtesten Herzen erweichten. Selbst in das Schauspielhaus trat er, wies den Zuschauern das Kreuz des Erlösers und sprach zu ihnen mit solch himmlischer Gewalt, daß alle laut aufweinten, an die Brust schlugen und reuig sich entfernten. Ebenso drang er in die Spielhäuser, in diese Höhlen des Betruges, der Lästerung und der teuflischen Habsucht, und erschütterte die Herzen auch der verworfensten Spieler so sehr mit seinen Worten, daß sie in die Kirchen eilten und ihre Sünden reumütig beichteten. So brachte er bald viele Tausende von Sündern auf den Weg der Buße. —

Eines Abends predigte er auf dem großen Marktplatze zu Lima. Mit lebhaften Farben schilderte er das lasterhafte Leben der Einwohner, ermahnte alle eindringlich zur Buße und drohte am Schluß mit der Strafe Gottes. Der Eindruck seiner Worte war so gewaltig, daß sich die Buße von Ninive erneuerte. Ale Einwohner, groß und klein, bereuten ihre Missetaten, alle Kirchen waren angefüllt von Büßern, welche beichten wollten. Wochenlang hatte eine große Anzahl von Priestern zu tun, um alle Beichten anzuhören. Feinde söhnten sich aus, ungerechtes Gut wurde erstattet, Verleumdungen öffentlich widerrufen, alle Ärgernisse aufgehoben. — Gottes Gerechtigkeit war versöhnt, Lima wurde von der strafenden Hand Gottes verschont, aber wie einst auch Ninive nicht unterging, weil es Buße tat, später aber, als es wieder von Gott abfiel, gänzlich zerstört wurde, so erging es auch der Stadt Lima. 142 Jahre nach dieser Predigt, die Franz gehalten, im Jahre 1746 wurde sie von einem schrecklichen Erdbeben gänzlich zerstört und Tausende seiner Einwohner wurden unter den Ruinen ihrer Häuser begraben.

Eine ähnliche Predigt hielt der heilige Franz auch in der großen Stadt Trujillo; allein die Bewohner dieser Stadt, deren Buße nicht so beharrlich war, erreichte schon nach 18 Jahren das Strafgericht Gottes. Ein fürchterliches Erdbeben begrub sie unter ihren zusammen gestürzten Häusern.

Die Gabe der Wunder

Mit der Gabe des Wortes hatte Gott dem Heiligen auch die Gabe der Wunder verliehen. Durch bloße Berührung seines Gürtels oder Auflegung seiner Hände heilte er Kranke, einen toten Knaben erweckte er zum Leben. Heuschrecken, welche in unermeßlicher Zahl die Felder bedeckten und die Früchte verzehrten, vertrieb er durch sein Gebet; einem mit Geschwüren am ganzen Leibe bedeckten Knaben heilte er durch einen Kuss des ekelhaftesten Geschwüres. Die Indianer in Tucuman, denen er einen Wohnplatz angewiesen hatte, wollten denselben wegen Mangel am Wasser verlassen, da ging er mit ihnen an einen trockenen Platz, befahl ihnen nachzugraben, und siehe, eine reichliche Quelle des besten Wassers sprudelte hervor, von dessen Genuss viele Kranke gesund wurden.

Waren die Werke des Heiligen wunderbar, so war noch wunderbarer sein eigenes Leben. Er hielt sich bei all den großen Taten, die Gott durch ihn wirkte, für den Geringsten und verachtete sich am tiefsten. Jede Würde schlug er aus und musste er ein Amt aus Gehorsam übernehmen, so ließ er mit Bitten nicht nach, bis er dessen enthoben wurde. Nie folgte er seinem eigenen Willen; der Gehorsam war sein Wegweiser. Die Armut liebte er über Alles. Je schlechter die Nahrung und Kleidung, desto lieber war sie ihm. Nie ließ er seinen Körper eine Ruhe, um die englische Tugend der Reinigkeit zu bewahren. Nie hörte man ihn ein müßiges Wort sprechen, dabei war er immer heiter und kindlich froh. Zur Zeit der Erholung verfaßte er Lieder auf das Kind Jesus und die Mutter Gottes, nahm dann seine schlechte Geige, die nur zwei Saiten hatte, und sang und spielte dann so wunderbar lieblich, daß alle, die ihn hörten, entzückt waren. Ein ernster Priester dieses Ordens sah die Fröhlichkeit des Heiligen nicht gerne; als er ihn aber einmal so wunderbar singen hörte, musste auch er unwillkürlich im Gesang mit einstimmen. — Sein Herz war immer von flammender Liebe Gottes erfüllt; wenn er nur den Namen Gottes aussprechen hörte, entbrannte sein Herz in eiliger Freude. Sein Wahlspruch, den er immer im Munde führte, war:

„Ut glorificetur Deus!“

„Gott sei gepriesen!“ — Sein liebster Aufenthalt war die Kirche, dort lag er stundenlang unbeweglich vor dem heiligsten Sakramente. Bei der heiligen Messe hatte er die Andacht eines Engels und alle, die zugegen waren, wurden von seiner Liebesglut ergriffen, so daß die angesehensten Männer, selbst der Vizekönig von Peru, es sich zur Ehre rechneten, ihm bei der heiligen Messe zu dienen. Der Nächstenliebe brachte er sich ganz zum Opfer; er wollte dienen, nie sich bedienen lassen. Niemals dachte er Arges von seinem Nebenmenschen; all ihre Handlungen legte er gut aus. „Höre ich, so sagte er selbst, meine Mitbrüder mit einander reden, so glaube ich, sie reden von Gott; sehe ich sie essen, so meine ich, sie tun es aus Not; erblicke ich sie ungeziemend schnell einhergehen, so denke ich, sie wollen für Toren gehalten werden, obschon sie vor Gott gerecht und gut sind.“

Das heilige Sterben des Franziskus Solanus

Wie alle Heiligen, so ließ auch ihn Jesus aus seinem bitteren Kelche trinken. Er wurde oft verleumdet, selbst von Ordensbrüdern, und 70 Tage wurde er von einem heftigen Fieber gepeinigt. Alles litt er mit Geduld und mit innigem Danke gegen Gott. „O mein Jesus, rief er in seinen Leiden aus, woher kommt mir in meiner Krankheit so viel Gnade? Du wurdest gekreuzigt und mich bedienen meine Brüder; du warst entblößt und ich bin bekleidet; du wurdest mit Backenstreichen geschlagen und mit Dornen gekrönt und mir widerfährt so viel Gutes. Sei gepriesen, o Gott meines Herzens! Wie übergoss ich deine Liebe gegen mich!“ Wie wir schon gehört haben, hatte der Heilige während seines Lebens oft die Vögel herbeigerufen, um mit ihm Gott zu loben. Als er nun auf seinem Kranken- und Sterbebettlein lag, flogen eine Menge schöner Vögel zum Fenster des Zimmers, in welchem der Heilige sich befand, und sangen wie im Chore von 5 Uhr Morgens bis 11 Uhr Mittags; es war, als sängen sie sein Sterbelied, denn bald darauf gab er seinen Geist auf. Vor seinem Hinscheiden sprach er nach einer Verzückung die Worte des heiligen Sängers David:

„Ich habe mich erfreut in dem, was mir gesagt worden: wir gehen in das Haus des Herrn;“ und seine letzten Worte waren: „Ut glorificetur Deus!“ „Gott sei gepriesen!“

Am 14. Juli 1610 in einem Alter von 61 Jahren ging er hinüber in das Haus des Herrn, dem er so treu gedient, um ihn ewiglich zu loben und zu preisen mit dem Chor der Engel und Heiligen. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 2, 1904, S. 1240 – S. 1246

Roque Ceruti – Laudate Dominum

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