Purpurtränen vom Herzen Jesu – Teil 3
Wie Sankt Petrus – Tränen der Reue
Damals im Ölgarten war der Vorhang der Zukunft auch vor seinem menschlichen Auge weggezogen, und er sah sie alle, die er in der Taufe durch sein Blut zu lieblichen Gestalten, zu unschuldigen Engeln umbilden würde; und er sah davon viele, ach, wohl die Mehrzahl, wie sie dieses Gnadenbild in Todsünde beschmutzen und zerreißen würden, er sah in häßlichster Verwüstung das Schönste, was seinem Herzen je auf Erden wohlgefallen konnte. Darum weint sich sein Herz so blutig aus auf dem Ölberg, und diese Purpurtränen sind Tränen, geweint über dem Grabe der Unschuld und Gnade, über den Ruinen eines weit schöneren Heiligtums, als Jerusalem und der Tempel waren, über deren Schutthaufen ehedem Jeremias seine rührenden Klagelieder geweint hat. –
… Geh` jetzt, o Leser, auch du hin im Geiste auf den Ölberg dort in die Felsengrotte, wo Christus der Herr an seinem letzten Lebensabend gekniet ist, und für dich in bitterer Todesangst so blutig und heiß geweint hat. Knie dich nieder neben ihn und sag: „O Herr und Gott! Wie kann ich dir diese Tränen vergelten?“ Denk` nach, was du heute noch tun wollest? Könntest du nicht vielleicht die Tränen eines armen Nachbars, eines kranken Mitmenschen oder einer leidenden Seele im Fegefeuer aus Liebe zum Herzen Jesu trocknen? „Was ihr dem Geringsten aus meinen Brüdern tut, habt ihr mir getan!“
Aber vielleicht bist du selbst elend und krank, und es liegt in deiner eigenen Seele siech und in Sünden tot die Gnade darnieder; und der Herr, wenn er jetzt von der nächsten Kirche auf dich herschaut, findet den Garten deines Herzens verwüstet und kein ehrliches Blümlein blüht dort zu seiner Freude – Alles wüst und leer unter dem Schutthaufen einer oder etwa gar vieler Todsünden. Wenn dem so wäre, dann bist auch du dem Heiland im Ölgarten in der traurigsten der Nächte vor der Seele gestanden; dann hat ihm dort bei dem Anblick deines heutigen Zustandes das Herz geblutet; du hast es schwer verwundet, und aus der Wunde ist sein Blut wie Schweiß zur Erde geronnen. Und auf dem Kreuz ist ihm eine Lanze durch`s Herz gestochen worden und es floß Blut und Wasser daraus hervor. Hast du etwa daran keinen Anteil gehabt, und ruft sein Blut dir nicht schauerlich ins Gewissen: „Mörder!“ – Weißt du nicht, was St. Paulus schreibt; daß der Sünder für sich neuerdings Christum kreuzigt, und daß folglich schwere Sünde in gewissem Sinne wahrhaft Gottesmord ist. Es haftet Jesu Herzblut an deiner sündigen Seele. Dieser schauerliche Gedanke soll dich aber nicht in Verzweiflung treiben, sondern dich ernstlich gemahnen, du mögest dich losreißen von der sündigen Liebe in Reue und Buße, und mögest die schmerzreichsten Tränen, die je geweint wurden, abzahlen mit den schönsten Tränen, die Gott allein kennt.
Und soll ich dir der Tränen schönste sagen,
Die lieblichste vor Gottes ewigem Thron,
Die – Engel zu den lichten Höhen tragen,
In gold`nen Schalen hin zum ewigen Lohn?
Das sind die Sankt Petrus-Tränen. Als der Apostel dort im Hofe des Hohenpriesters seinen Heiland ansah und der Heiland ihn, da brach sein Herz auf in heißen Reuetränen. „Und er ging hinaus und weinte bitterlich.“
Das wäre für dich, du armer Sünder. –
aus: P. Franz Ser. Hattler, SJ, Christkatholisches Hausbrod für Jedermann, der gut leben und fröhlich sterben will, Bd. I, IV. Teil, 1892, S. 66 – S. 68