Über die Nachahmung Jesu Christi

Betrachtung über die Nachahmung Jesu Christi

(Vom hl. Johannes vom Kreuz)

Du kommst nicht vorwärts, ohne Christus nachzuahmen, der da ist der Weg, die Wahrheit und die Türe, durch die du eingehen musst in die Seligkeit: denn einen Geist, der nur auf angenehmen und leichten Wegen wandeln will und sich scheut vor der Nachahmung Christi, halte ich für keinen guten Geist. Trage Sorge, daß der erste Gedanke, der in dir Wurzel schlägt, ein eifriges und brennendes Verlangen sei, Christus in allen deinen Handlungen nachzuahmen. Bemühe dich, jede derselben so zu tun, wie Christus sie getan.

Entsage jeder Lust, die sich deinen Sinnen darbietet, wenn sie nicht rein auf die Ehre Gottes zielt. Beraube dich ihrer aus Liebe zu Jesus Christus, der in diesem Leben keine andere Lust hatte und wollte, als den Willen seines himmlischen Vaters zu tun, den Er seine Speise und seine Erquickung nannte. Nimm bei deinem Tun keinen Menschen zu deinem Vorbild, so heilig er sein mag; denn der Teufel wird dir dessen Unvollkommenheiten vorhalten, sondern ahme Jesus Christus nach, den Vollkommensten und Heiligsten: da kannst du dich nicht täuschen. Lebe innerlich und äußerlich immer gekreuzigt mit Christus, und du wirst den Frieden und die Ruhe der Seele erlangen.

Es genüge dir Christus der Gekreuzigte mit Ausschluss aller andern Dinge; mit ihm leide, mit Ihm ruhe, ohne Ihn sollst du weder Ruhe noch Pein haben.

Du muss dich bemühen, alle Neigungen der Eigenliebe von dir abzutun und dich selbst zu vernichten. Denn wer sich hoch schätzt, verleugnet weder sich selbst, noch folgt er Jesus Christus nach.

Über jedes Glut liebe die Beschwerden und glaube ja nicht, etwas Sonderliches zu tun, wenn du sie trägst, um jenem Herrn zu gefallen, der kein Bedenken trug, für dich – zu sterben. Willst du Christus besitzen, so suche Ihn niemals ohne Kreuz. Wer nicht das Kreuz Christi sucht, sucht nicht die Herrlichkeit Christi. Es ist Allen erwünscht, auf Seite der Reichtümer und Vergnügungen Gottes zu wandeln; aber Sache Weniger ist es, auf Seite der Beschwerden und Leiden zu stehen aus Liebe zum Sohne Gottes. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 880 – S. 881

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