Heiliger Johannes vom Kreuz Kirchenlehrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

24. November

Der heilige Karmelit Johannes vom Kreuz sitzt vor seiner Einsiedelei, ein Buch auf dem Schoß, und auf Gott vertrauend duldet er die Schmach

Heiliger Johannes vom Kreuz, Karmelit und  Kirchenlehrer

Johannes Yepez, der Sohn eines armen Leinwebers, im Jahre 1542 in Spanien geboren, verlor sehr jung seinen Vater. Die Mutter zog der leichtern Ernährung ihrer drei Kinder wegen nach Medina del Campo. Johannes tat sich besonders hervor durch seine Eingezogenheit, seine Liebe zum Gebet und zur Selbstverleugnung. Gerne legte er sich des Nachts auf Reiser, um desto früher zum Gebet zu erwachen. Ungemein zärtlich war seine Zuneigung zu Maria, die ihm auch wunderbar ihre Mutterliebe bewies. Einst spielte er mit andern Knaben neben einer tiefen Pfütze und fiel hinein. Die Kameraden liefen davon. Sogleich erschien ihm Maria und streckte ihm die Hand entgegen; er aber scheute sich, dieselbe anzufassen, weil seine Hände voll Kot waren. Da reichte ihm ein Unbekannter – sein Schutzengel? – eine Stange und half ihm heraus.

In der Schule war der kleine Johannes sehr fleißig, gelehrig, bescheiden, eine Zierde des Instituts; aber die arme Mutter vermochte es nicht, ihn weiter studieren zu lassen. Er sollte ein Handwerk lernen; doch dazu hatte er gar kein Geschick. Da nahm ihn der Spitalverwalter in Dienst, und gewann ihn wegen seiner Treue , wegen seiner Aufopferung bei den Kranken, wegen seiner Demut und kindlichen Frömmigkeit so lieb, daß er ihn zugleich bei den Jesuiten die höheren Schulen besuchen ließ: denn er wünschte ihn später als Spitalkaplan bei sich zu haben.
Johannes machte, so sehr ihm auch die Zeit zum Studieren beschränkt war, herrliche Fortschritte und wählte den geistlichen Stand. Doch aus Demut wagte er es nicht, die heiligen Weihen zu empfangen; er trat 1563 in den Karmeliterorden, weil derselbe zur besonderen Verehrung der Mutter Christi gestiftet war. Statt ihn zum Streben nach der evangelischen Vollkommenheit anzuspornen, mussten ihn die Obern eher von zu großer Strenge gegen sich selbst zurück halten; sie schickten ihn zur Vollendung der Studien nach Salamanca und befahlen ihm dann unter dem Gehorsam, die Priesterweihe zu empfangen.

Seine bewunderungswürdige Ehrfurcht vor dem heiligen Messopfer und die Gnadenfülle, die er bei seiner Primiz von Gott empfing, drängte ihn, sich ganz dem beschaulichen Leben zu widmen und deshalb in den strengsten Orden, den der Kartäuser zu gehen. Aber Gott fügte es anders.

Um diese Zeit war die hl. Theresia damit beschäftigt, den Karmeliter-Orden zu reformieren und die ursprüngliche Strenge der heiligen Regel wieder einzuführen. Bereits hatte sie mit Vollmacht von ihren Obern diese Reform bei einigen Frauenklöstern durchgeführt und wollte es auch mit Männerklöstern versuchen. Ihr scharfes Auge entdeckte in dem jungen Karmeliter Johannes den rechten Mann zu ihrem Unternehmen und gewann bald dessen volle Zustimmung. Mit Erlaubnis der Obern siedelte sich Johannes in einem sehr baufälligen Bauernhause an, das der hl. Theresia geschenkt worden war zur Errichtung des ersten Männerklosters nach der ursprünglichen strengen Regel. Der ihm gleich gesinnte Antonius von Jesu und ein Laienbruder begleiteten ihn. Die zwei jungen Karmeliter machten mit freudiger Selbstverleugnung ihr Noviziat und legten so den Grund zu dem berühmten Orden der „unbeschuhten (Barfüßer) Karmeliter“, den die Päpste Pius V. und Gregor XIII. bestätigt haben. Johannes erhielt den Namen „Johannes vom Kreuz“.

Diese zwei Mönche heiligten die stunden des Tages und der Nacht mit Gebet und Fasten; doch gingen sie auch barfuß in die Umgegend, weil dort keine Priester waren, und spendeten dem Volk die Wohltaten der heiligen Religion. Gott segnete ihre Arbeit so wunderbar, daß viele junge Leute um das Ordenskleid baten und bald zwei neue Klöster bevölkert waren. Er verwaltete das Amt des Novizenmeisters und das des Beichtvaters in dem großen Frauenkloster zu Avila, dem Theresia als Priorin vorstand. Mit gotterleuchteter Umsicht arbeitete er an der Befestigung des religiösen Geistes in diesen jungen Pflanzungen und erweckte durch seine Predigten und noch mehr durch sein Beispiel selbst unter den Weltleuten eine außerordentliche Frömmigkeit, während er ganz in Gott versenkt, der Welt entrückt zu sein schien. Er hatte sehr häufige Entzückungen und himmlische Erscheinungen, so daß man in seiner Gegenwart nicht den Namen Gottes aussprechen konnte, ohne daß er in einem außergewöhnlichen Zustand erhoben wurde. Bald erprobte ein schrecklicher Sturm die Echtheit seiner Tugend und die Bedeutung seines Namens „Johannes vom Kreuz“.

Das herrliche Aufblühen der unbeschuhten Karmeliter und noch mehr die unklugen Eingriffe päpstlicher Kommissare erregten den Neid und Zorn der beschuhten in dem Grade, daß sie auf dem Kapitel zu Plasencia den P. Johannes wegen der „ungesetzlichen Neuerungen“ des Aufruhrs gegen den Orden schuldig erkannten, in Avila verhafteten und zu Toledo in ein häßliches Dachkämmerlein einsperrten, jeden Freitag so geißelten, daß man nach Jahren noch die Striemen sah, und nur mit Wasser und Brot so kümmerlich nährten, daß er kaum am Leben blieb. Bei diesen harten Körperleiden war seine Seele noch gefoltert von Erschlaffung und Trockenheit des Geistes, von ängstigenden Zweifeln, von Trostlosigkeit des Herzens. Allein mitten in diesen Trübsalen von außen und von innen blieb er standhaft in Gott gefestigt, verharrte im heiligen Gebet und verfaßte fromme Lieder.

Nach neun Monaten entkam er fast wunderbar durch die Flucht zu den Seinigen, die ihn mit Freuden aufnahmen. Auf Verwenden des Königs Philipp II. erhielten die unbeschuhten Karmeliter vom Papst Gregor XIII. die Erlaubnis, eine eigene Ordensprovinz mit eigenen Vorstehern zu bilden, und Johannes kam als Vorsteher in das arme Kloster Kalvarienberg. Hier musste er den Bitten der Seinigen nachgeben und schrieb die zwei kostbaren Werke: „Vom Aufsteigen zum Berge Karmel“ und „Von der dunklen Nacht der Seele“. – Da gab es öfters Mangel am Notwendigsten. Einmal klagte ihm der Schaffner, daß für den folgenden Tag gar Nichts mehr zum Essen da sei. Johann lächelte und sprach: „Der liebe Gott hat schon noch Zeit, uns das Nötige zu besorgen.“ Am Morgen wiederholte der Schaffner seine ängstliche Klage; Johannes ermahnte ihn zum Gebet und Gottvertrauen. Bald darauf brachte ein Mann ein großes Almosen und erzählte dem Pförtner: „Ich konnte die ganze Nacht kein Auge schließen, immer hörte ich den Vorwurf: „Du hast alles im Überfluss, und die Brüder im Kloster leiden harte Not.“

Inzwischen kamen an dem mächtig aufblühenden Barfüßer-Orden einige Schmarotzer-Pflanzen zum Vorschein; das Leben in diesem Orden sollte ein Leben der Buße und des Gebetes sein; dagegen wollten einige Mitglieder unter dem Schein der Nächstenliebe den Chordienst und die kirchlichen Andachten vermehren und dafür die strenge der Einsamkeit und Buße, das anhaltende Gebet mildern.

Johannes eiferte auf dem Generalkapitel 1583 mit durchschlagender Überzeugung wider diese gefährlichen Ansichten, fand überwiegenden Beifall, wurde zum Stellvertreter des Provinzials in Andalusien gewählt. Er waltete seines Amtes mit Güte ohne Schwäche, mit Strenge ohne Härte, mit Festigkeit ohne Eigensinn. Ganz im Sinne der heiligen Regel und des beschaulichen Lebens kämpfte er wider das viele auswärtige Predigen, wider ungewöhnliche, nur die Neugier des Volkes reizende Festlichkeiten, wider den Prunk in den Kirchen, der dem beschaulichen Mönch viel Geläuf und Gerede und bei den Leuten Klagen über Bettelei verursachte, und gab selbst in Allem das makellose Beispiel. Als ihn Jesus einmal frage, was er für einen Lohn für seine Arbeit verlange, antwortete er: „Herr, leiden und verachtet werden um Deinetwillen.“ Und der Herr erfüllte seinen Wunsch.

Auf dem Generalkapitel 1588 wurden mehrere Beschlüsse durchgezwängt, denen er seine Zustimmung nicht geben konnte, weil sie die angestrebte Reform des Ordens wieder vernichteten. Deshalb wurde er nicht nur nicht zum Provinzial ernannt, wie man es allgemein erwartet hatte, sondern zu gar keinem Amt erwählt und als einfacher Pater in das einsamste Kloster Pennuela geschickt.

Johannes freute sich über diese Wegwerfung, lebte ganz der Abtötung und Betrachtung und verfaßte schätzbare Schriften. Gerne verweilte er in einer felsigen Einöde im innigsten Verkehr mit Gott. Als sich ein Bruder darüber verwunderte, gab er ihm die schöne Antwort: „Ich habe weniger zu beichten, wenn ich bei den Felsen, als wenn ich bei den Menschen bin.“ Und als ihm ein Anderer zusprach, er solle doch seine Strenge mäßigen, antwortete er : „Ich suche Jesum und finde Ihn nur am Kreuz.“

Aber seine Gegner ließen ihm auch hier keine Ruhe. Einer derselben bemühte sich, durch Verleumdungen, erlogene Briefe einen Kriminalprozess wider ihn anhängig zu machen. Johannes verteidigte sich mit keiner Silbe und war ganz bereit, jede Strafe zu ertragen. Doch Gott entlarvte den Verleumder noch zur rechten Zeit. Andere brachten es beim Provinzial dahin, daß dieser beschloß, ihn als Missionar nach Indien zu schicken. Johannes rüstete sich sogleich zur Abreise. Doch der liebe Gott übertrug ihm eine andere Mission; er erkrankte und bekam den Rotlauf am rechten Fuß. Weil in Pennuela kein Arzt war, ließ ihm der Provinzial die Wahl, sich ins Kloster Baeza oder Ubeda zur Pflege bringen zu lassen. In Baeza war der Prior sein vertrauter Freund, in Ubeda sein erklärter Feind; er wählte das letztere aus Sehnsucht nach Schmach und Verachtung und fand sie im Übermaß. Der Prior behandelte ihn mit teuflischer Bosheit; er verbot den Ordensgenossen, ihn zu besuchen und ging selbst nie zu ihm, außer um ihm bittere Vorwürfe zu machen; er setzte den Wärter ab, weil er ihn zu sorgsam pflegte; wenn gute Leute ihm Speisen oder Linnenzeug zur Erquickung brachten, ließ er es ihm sagen, jedoch mit der Bemerkung: leider schicken sich dergleichen Sinnlichkeiten für einen strengen Reformatoren nicht… Johannes litt Alles in freudiger Zufriedenheit und dankte Gott für diese kostbaren Gaben.

Als der Provinzial von der Sachlage Kunde erhielt, entfernte er den Prior und verbesserte die Pflege. Dafür verschlimmerte sich sein Fußübel, am ganzen Leibe bildeten sich eiternde Geschwüre, die man durch Schneiden und Brennen vergebens zu heilen suchte. Der Kranke – das Kruzifix in der Hand, von furchtbaren Schmerzen gequält – dankte Gott für das Glück, leiden zu dürfen. Drei Monate wüteten diese Schmerzen, bis die Erlösung kam.

Nach Empfang der heiligen Sakramente bat er alle Mitbrüder um Verzeihung, daß er ihnen kein würdigeres Beispiel gegeben und besonders den Prior, daß er ihm so viel Verdruss bereitet habe. Dieser weinte bitterlich, gestand sein Unrecht, bat ebenfalls um Verzeihung und bereute seine Verblendung das ganze Leben lang. Johannes starb – das Kruzifix küssend, am 14. Dezember 1591. Papst Benedikt XII. sprach ihn 1726 heilig und bestimmte den heutigen Tag für sein Fest in der ganzen Kirche. Seine Schriften in zwei Quartbänden sind Blüten und Blumen glühender Andacht, wie sie eben einer Seele entsprießen, die sich in heiliger Sehnsucht nach Gott verzehrt. (*) –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 878 – S. 880

(*)Johannes vom Kreuz wurde 1926 durch Papst Pius XI. zum Kirchenlehrer ernannt.

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