Gefahren des Glaubenszweifels am Ende eines Lebens
Wirket euer Heil mit Furcht und Zittern (Phil. 2,12). Wer sich nicht fürchtet, wer nicht zittert, verloren zu gehen, der wird nicht selig werden. Um also selig zu werden, muss man es sich Mühe kosten lassen und sich Gewalt antun: Das Himmelreich leidet Gewalt, und die Gewalt brauchen, reißen es an sich (Mt. 11,12). Um das ewige Heil zu erlangen, muss bei unserem Tode unser Leben dem Leben Jesu Christi gleichförmig erfunden werden: Er hat sie vorherbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu werden (Röm. 8,29). Und deshalb müssen wir Mühe darauf verwenden, einerseits die bösen Gelegenheiten zu fliehen, andererseits die notwendigen Mittel anzuwenden, um selig zu werden.
Der Gedanke, daß sie durch eigene Schuld ihre Seele verloren und sich in`s Verderben gestürzt haben, verursacht den Verdammten die allergrößte Pein: Dein eigenes Verderben bist du, o Israel, bei Mir ist nur Hilfe für dich (Os. 13,9)… O Gott, welch ein Schmerz wird es für den Verdammten sein, wenn er, so wie er in die Hölle eintritt und sich in diesem Gefängnis der Qualen eingeschlossen sieht, sein Unglück bedenkt und erkennt, daß ihm jetzt in alle Ewigkeit nicht mehr zu helfen sei! Da wird er ausrufen: So habe ich denn also die Seele, das Paradies und Gott verloren; aber alles verloren auf immer! Und wodurch?
Durch meine eigene Schuld!
Aber nein, es ist dies nicht dem leisesten Zweifel unterworfen, es ist gewiß; es ist keine bloße Meinung, es ist eine Glaubenswahrheit: Der Mensch geht in sein Haus, wo er ewig bleiben soll. Ach, sagt die heilige Theresia, Mangel an Glauben ist die Ursache so vieler Sünden und der Verdammung so vieler Christen. Beleben wir also immerfort unsern Glauben, indem wir oft die Worte wiederholen: Ich glaube an ein ewiges Leben. Ich glaube, daß es nach diesem Leben noch ein anderes Leben gibt, welches kein Ende nimmt. Diesen Gedanken wollen wir stets vor Augen haben, aber auch die Mittel ergreifen, um unser ewiges Heil in Sicherheit zu setzen. –
aus: Hl. Alphons Maria von Liguori, Vorbereitung zum Tode, 1891, S. 120; S. 122 – S. 123