Die Kirche auf den Glauben Petri gegründet

Unfehlbares Magisterium des Papstes

Eine Skulptur des heiligen Petrus, des ersten Papstes in Rom, der Fels der Kirche Christi

Die Kirche ist auf den Glauben Petri gegründet

Daß Christus wirklich den Petrus zum sichtbaren Oberhaupt der Kirche bleibend eingesetzt und auf ihn die Fülle der geistlichen Gewalt mit der entsprechenden Amtsgnade, der Unfehlbarkeit in Glaubens-Entscheidungen, übertragen hat, ist in dem Neuen Testament mit solcher Klarheit und Allseitigkeit, wie nur die wichtigsten Grunddogmen des Christentums, ausgesprochen….

Vor allem kommt hier in Betracht die Bezeichnung und Einsetzung Petri als des Felsens oder Fundamentes der Kirche.
Schon bei der ersten Berufung der Apostel blickte Christus den Simon an und sprach zu ihm: Du bist Simon, der Sohn des Jona; du wirst Kaiphas – Fels – genannt werden (Joh. 1, 35-43) Dieser Name, den der griechische Text durch Πέτρος und der lateinische durch Petrus wiedergibt, wurde ihm bei der Bestellung zum Apostel und zwar zum ersten derselben bestätigt (Matth. 10, 2; Mark. 3, 16; Luk. 6, 14); in der ganzen Größe und Tiefe seines Sinnes aber bei Cäsarea Philippi erklärt, als der Herr ihm die Verheißung des Primates gab, in das er ihn endlich nach der Auferstehung am See Genesareth einsetzte (Matth. 16, 4; Joh. 21).

Was nun vor allem die Namengebung betrifft, so ist nicht sowohl daran zu denken, daß es eine bei den Rabbinen vorkommende Sitte war, ausgezeichneten Schülern neue Namen zu geben, als vielmehr daran, daß derselbe ewige Logos, der den Stammvätern des Volkes Gottes die neuen Namen Abraham (Gen. 17, 5) und Israel (Gen. 32, 28( und seinem Vorläufer den Namen Johannes (Luk. 1, 13) gegeben, der selbst als Mensch seinen Namen Jesus (Luk. 1, 31) von seinem himmlischen Vater empfangen, unter allen Aposteln Simon allein jenen neuen Namen gab. Die göttliche Namengebung ist aber wirksam. Sowie daher Abraham der Vater der Völker und Jesus der Erlöser nicht nur genannt wird, sondern wirklich ist, so wird auch Petrus nicht nur der Fels genannt, sondern ist es wirklich im wahrsten und vollkommensten Sinne durch den, der ihn so genannt hat, dessen Wort Geist und Leben (Joh. 6, 64) ist und ewig bleibt.

Was aber die Erklärung dieses Namens und die Verheißung des Primates durch den Heiland (Matth. 16, 15-18) betrifft, so ist Alles ebenso bedeutsam, als klar und unzweideutig.

Auf die an Alle gerichtete Frage antwortet Petrus als Haupt und Mund der Apostel. Er spricht aber, nicht von Fleisch und Blut, sondern vom Vater, von dem alles Licht und jede vollkommene Gabe als ihrem ersten Ursprung kommt, belehrt; auch spricht er nicht, wie zuvor bei der Glaubensprüfung in Kapharnaum, bloß zum Heile der eigenen Seele (Joh. 6, 68-70), sondern zum feierlichen Bekenntnis der von Allen fest zu haltenden Wahrheit: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Er stellt so gleichsam das erste apostolische Symbolum auf, das in kürzester Fassung den ganzen Schatz der christlichen Wahrheit in sich schließt.

Die hierauf zunächst folgenden Worte Christi schließen ein Dreifaches in sich:

1. Das Zeugnis, daß der Ausspruch Petri nicht sowohl sein Ausspruch, als vielmehr ein Ausspruch Gottes und eben deshalb ein Alle zum Glauben verpflichtender autoritativer Ausspruch ist. (1)

2. Die feierliche Erklärung des dem Simon verliehenen Namens. Er heißt Fels, weil er Fels ist. Er ist aber deshalb im geistigen Sinne Fels, weil Christus, der weise Baumeister, der nicht auf Sand, sondern auf Felsen sein Haus bauet (Matth. 7, 24-27; Luk. 6, 48. 49), auf ihn als auf unentweglichen Felsengrund seine Kirche bauen wird. (2)

3. Die Verheißung der Unüberwindlichkeit: et portae inferi non praevalebunt adversus eam. In diesen Worten kann das lateinische eam (…) sowohl auf ecclesiam (…), als auf hanc petram (…) bezogen werden; so beziehen es auch die Väter bald auf beide. Allein wie immer es sich damit verhalten möge, so steht fest, daß die Unerschütterlichkeit des Gebäudes die Unerschütterlichkeit seines Grundfelsens zur Voraussetzung und zur hauptsächlichen (3) Ursache hat und daß nicht das Gebäude den Grundfels, sondern der Grundfels das Gebäude trägt.

Jede Leugnung und Verkümmerung dieser Wahrheit steht sowohl mit der traditionellen Auslegung, als mit dem sich von selbst aufdrängenden natürlichen Verständnisse des Textes in Widerspruch. Eine Beleuchtung der gegnerischen Deutungen und Einwände wird unsere Wahrheit noch heller ins Licht stellen.

Petrus hatte bekannt, was Christus ist: der Sohn des lebendigen Gottes; gleichsam zum Entgelt dafür offenbart nun Christus dem Simon, welche Würde und Stellung derselbe im Reich Christi einnehmen soll und in dem ihm bereits gegebenen Namen Petrus enthalten ist: Du bist der Fels, und auf diesen Fels will ich meine Kirche bauen…

Gewiß ist Christus allein aus eigener Kraft und eigenem Recht das absolute und primäre Fundament der Kirche, wie er auch in gleicher Weise ihr Lehrer, Hirte, Hoherpriester, Licht usw. ist, allein damit steht nicht im Widerspruch, sondern im vollkommensten Einklange, daß Petrus durch ihn und in seinem Auftrag stellvertretender und dienender Fels und Hirte ist, gerade wie auch die Apostel „Grundsteine“ (Eph. 2, 20; Apoc. 21, 14), „Licht der Welt“ (Matth. 5, 14) usw. genannt werden und sind. So sprechen es auch die Väter aus, daß Petrus durch Christus, den Felsen, Fels ist und von ihm all` seine Felsenfestigkeit empfängt…

Allein gerade jene Väterstellen, welche das Bekenntnis, den Glauben Petri als das eigentliche Fundament der Kirche (Joann. Damsc. Or. De transfig. nr. 6) bezeichnen, welche sagen, daß Christus seine Kirche nicht auf den Menschen Petrus, auf das Fleisch Petri, sondern auf seinen Glauben gegründet habe (Ambros. De incarn. c. 5, nr. 34) daß Petrus in der Kraft seines Glaubens oder daß er in seinem Bekenntnis (Epiphan. Haeres. 59, nr. 7), oder daß er durch seinen Glauben Fundament oder Fels der Kirche sei (Petr. Chrysol. Serm. 154 d. S. Steph.), sind die glänzendsten Zeugnisse für den Glauben der Väter nicht nur an den Primat Petri, sondern auch an dessen lehramtliche Unfehlbarkeit. Denn der Glaube und das Bekenntnis, worauf Christus seine Kirche gründet, sind ja eben der Glaube und das Bekenntnis des Petrus, also der die ganze christliche Wahrheit umfassende Glaube, wie er im Bekenntnis Petri und seiner Nachfolger mit lebendiger Autorität sich bezeugt. Denn sowie die Kirche vor Allem durch den Einen und wahren Glauben die wahre Kirche ist, so ist auch Petrus dadurch das Fundament der Kirche, daß er der unfehlbare Zeuge und Lehrer dieses Glaubens und durch sein höchstes Richteramt der Bewahrer seiner Reinheit und Einheit ist.

Diesen Grundgedanken der Väter, daß Petrus als der oberste Träger des objektiv wahren Glaubens und Bekenntnisses (4) der Fels der Kirche sei, ist auch in dem Ausspruch Christi und in dem ganzen Hergang bei Cäsarea Philippi, sowie im innersten Wesen des Christentums tief begründet. Es kann Petrus gar nicht Fundament der Kirche sein, wenn er nicht vor Allem im wahren Glauben fest steht und der unerschütterliche Träger und Schützer des wahren Glaubens ist. Deshalb hat Christus ihn in wesentlicher Beziehung zu seinem Glaubensbekenntnis zum Felsen der Kirche gemacht. Dieses vom Vater eingegebene Glaubens-Bekenntnis selbst ist aber nicht sowohl (wie man allerdings in einem sekundären Sinn sagen kann) Ursache der Auserwählung Petri, als vielmehr umgekehrt Wirkung seiner Auserwählung zum Haupt der Kirche. Weil Gott ihn nach dem Wohlgefallen seiner Weisheit und Erbarmung zum Haupt der Kirche erwählt hatte, deshalb hat er ihm zum Heile Aller die große Gnade jenes Glaubens und jenes Bekenntnisses geschenkt und hat so das, alle heilbringende Wahrheit in sich begreifende Grunddogma des Christentums zuerst durch denjenigen ausgesprochen, der bis an das Ende der Welt in seinen Nachfolgern das Haupt und der Mund der Kirche sein soll und durch den Christus die Völker lehren will.

Anmerkungen:

(1) Aus dieser Erklärung Christi geht klar hervor, daß Petrus nicht in dem Sinne im Namen der übrigen Apostel gesprochen, als ob er eben nur ihre gemeinsame Meinung ausgedrückt habe, sondern vielmehr in dem Sinne, daß er als ihr und der Kirche designiertes Haupt aus göttlicher Erleuchtung und göttlichem Antrieb aussprach, was sie Alle glauben und bekennen müssen…
(2) Das Futurum aedificabo erklärt sich zunächst daraus, daß Christus erst nach seiner Auferstehung dem Petrus den Primat wirklich übertrug und ihn zum Fundament der Kirche machte. Geistvoll und wahr machen die Ausleger der heiligen Schrift aber auch darauf aufmerksam, daß Christus seine Kirche auf Petrus, der in seinem Nachfolger fortlebet, fort und fort erbaut.
(3) Die Festigkeit des Fundamentes ist unerläßliche Bedingung und Hauptursache, nicht aber einzige Ursache der Festigkeit des Gebäudes. Eine zweite Ursache seiner Festigkeit liegt auch in dem festen Zusammenhang seiner Teile unter einander und mit dem Fundament. So ist es auch mit der Kirche. Die Festigkeit ihres Hauptes ist unerläßliche Bedingung und prinzipale Ursache der Festigkeit der ganzen Kirche. Aber man darf nicht verkennen, daß Christus und sein heiliger Geist auch im ganzen Leibe der Kirche die gegenseitige Einheit und die Einheit mit den Haupt wirkt.
(4) Daß der Glaube Petri, wie er ihn damals ausgesprochen und wie er als toter Buchstabe in der heiligen Schrift aufbewahrt ist, ohne Petrus als lebendige Autorität, d. h. ohne einen lebendigen Träger dieses Glaubens, Fundament der Kirche sei, ist eine durchaus protestantische Auffassung. Sie setzt an die Stelle der lebendigen Autorität das bloße Schriftwort, ein dem subjektiven Urteil der Einzelnen unterworfenes totes Bekenntnis. Eine solche Auffassung ist den heiligen Vätern, welche den Glauben Petri als Fundament der Kirche bezeichnen, absolut fremd. –
aus: J. B. Heinrich, Dogmatische Theologie, Bd. 2, 1876, S. 271 – S. 280

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