Bedeutung der heiligen Schutzengel

In der Mitte ist der heilige Schutzengel, der das Kind bei der Hand hält; rechts davon steht ein Engel mit einem Buch, auf der linken Seite steht eine Frau, die als Versucherin erscheint, aber vom heiligen Schutzengel mit der rechten Hand abgewehrt wird

Was die heiligen Schutzengel für uns bedeuten

Über die Engel lehrt die heilige Schrift, daß die Zahl derselben weit über unsere Vorstellung groß ist, und daß sie nach dem Grade ihrer Kräfte, Schönheiten und Vollkommenheiten in neun Chöre oder Rangordnungen abgeteilt sind, wie auch die Priesterschaft der katholischen Kirche auf Erden in neun Rangstufen sich gliedert, bis hinauf zu ihrem Oberhaupt, dem römischen Papst.

Diese himmlischen Heerscharen und Geisterchöre stehen nach der Anordnung des allmächtigen Schöpfers in freundschaftlichem, segensvollem Verhältnis zu uns Menschen. „Sind sie nicht Alle“, ruft der hl. Paulus aus, „dienende Geister, ausgesandt zum Dienst derjenigen, welche die Seligkeit erben sollen?“ (Hebr. 1,14) Diese Lehre des Weltapostels, daß Gott nicht bloß aus dem untersten Chor, sondern auch aus den höheren Rangordnungen Engel zum Heil der Menschen in die Welt sendet, bestätigt die heilige Schrift durch viele Tatsachen. Sie zeigt uns einen Engel höherer Ordnung als Wächter mit dem Flammenschwert am Eingang des Paradieses, damit der sündige Mensch ferner nicht mehr das irdische Paradies genieße, sondern das himmlische suche. Sie erzählt uns, daß ein Seraph dem Propheten Isaias mit einer glühenden Kohle die Lippen gereinigt habe. Raphael, welcher den jungen Tobias auf seiner Reise so liebevoll begleitete, war einer aus den sieben Engeln, welche vor der Herrlichkeit Gottes stehen; und Gabriel, welcher Maria den Gruß des Himmels überbrachte, war einer der obersten Engel. Und gewiß, da Gott seines einzigen Sohnes nicht schonte, sondern Ihn für uns Menschen und wegen unseres Heiles in die Welt sandte, wie sollte Er seine Diener hindern, sich an der Rettung der Menschen zu beteiligen? Bei Betrachtung dieser kostbaren Wahrheit frohlocke, christliche Seele, daß alle Engel des Himmels bereit sind, dir Beistand zu leisten und nur auf den Wink deines Vaters warten, der dich mit unergründlicher Liebe liebt!
Daß alle Menschen von Geburt an einen eigenen Schutzengel haben, ist eine bestimmte und allgemeine Lehre der heiligen Väter und des römischen Katechismus. Dagegen wurde auf Grund der heiligen Schrift die Frage vielfach besprochen, ob der einzelne Mensch nur einen oder mehrere Schutzengel habe. Diese Frage wird gewöhnlich also beantwortet:

Jeder Mensch hat nur einen Schutzengel von Amts wegen und aus speziellem Auftrag; dagegen aus Liebe und in Folge des allgemeinen göttlichen Befehles wird er von mehreren Engeln unterstützt, gemäß dem Zeugnis des Psalmisten: „Gott hat seinen Engeln befohlen, daß sie dich auf allen deinen Wegen bewachen“ (Ps. 90), und gemäß den Worten Jesu: „Freuen werden sich die Engel Gottes über auch nur einen Sünder, der Buße tut.“ (Luk. 15,7) Ferner sagen die heiligen Lehrer mit dem hl. Thomas, daß den Päpsten, Bischöfen, Königen und andern Amtspersonen nebst dem Engel, dem sie schon von Geburt an übergeben werden, mit dem Tage der Amtsübernahme noch ein anderer Engel höherer Ordnung Beistand leiste. Mehrere heilige Väter bekennen sich zu dem Glauben, daß jedes Reich, jedes Volk, jede Kirche einen eigenen Schutzengel habe; von der ganzen katholischen Kirche wird von jeher der Engelfürst Michael als ihr besonderer Schutzengel verehrt, der nach dem Zeugnis des Propheten Daniel schon der Beschützer der Synagoge war.

Die Unterstützung, welche die gütigen Engel uns leisten, ist eine dreifache:

1. Sie bitten für uns.

So sprach Raphael zu Tobias: „Als du mit Tränen betetest und die Toten begrubest…, da brachte ich dein Gebet vor den Herrn.“ (Tob. 12,12) Der hl. Johannes sagt in seiner Offenbarung: „Ein Engel stand am Rauchaltar und hatte ein goldenes Rauchgas; es wurde ihm viel Rauchwerk gegeben, damit er von den Gebeten aller Heiligen auf den Altar legen sollte, der vor dem Throne Gottes ist. Und es stieg auf der Rauch des Rauchwerkes von denGebeten der Heiligen aus der Hand des Engels vor Gott.“ (Off 8, 3.4) Durch die Hände der Engel gelangt also der Rauch unserer Gebete vor den Herrn, nicht als wären Gott ohne diesen Dienst der Engel unsere Gebete unbekannt, sondern damit sie mit ihren Bitten vereint Ihm desto wohlgefälliger werden. Und in der heiligen Messe betet der Priester: „Laß dieses Opfer durch die Hände deines heiligen Engels zu deinem erhabenen Altare bringen vor das Angesicht deiner göttlichen Majestät“, damit dasselbe dem allheiligen um so angenehmer sei.

2. Sie ermahnen uns zum Guten.

Der Engel ermahnte den Hauptmann Cornelius, daß er den hl. Petrus zu sich rufe, um indem Glauben unterrichtet und auf den rechten Weg des Heils geführt z werden. Der Engel befreite die Apostel aus dem Kerker in Jerusalem und ermunterte sie zur treuen Erfüllung ihres Amtes mit den Worten: „Geht hin, trete auf und sprecht im Tempel zum Volk alle Worte des Lebens.“ (Apg. 5,20) Sie sind ja nach dem Zeugnis des hl. Paulus an unsere Seite gestellt, damit sie uns dienen und wir durch ihre Hilfe die Seligkeit erlangen. Jesus Christus selbst ließ es geschehen, daß Er in Gethsemane vom Engel gestärkt wurde, den Kelch des Leidens auszutrinken. Die lieben Engel leisten uns diesen wichtigen Dienst dadurch, daß sie unsern Verstand erleuchten, unser Herz rühren und unten Willen zum Guten antreiben. Fragst du: „Aber wie kann denn ein Engel auf unsern Verstand und Willen einwirken“, so beherzige die Antwort: „Wenn sogar äußere leblose Gegenstände – ein Bild – ein Buch, klare Gedanken und kräftige Wünsche in uns zu erregen im Stande sind, warum sollten die Engel solche Einwirkungen nicht noch weit besser in uns hervor zu bringen vermögen?“

3. Sie beschützen uns an Leib und Seele.

Die Macht und Sicherheit dieses Schutzes in allen Lebensverhältnissen verkündet der Psalmist in den begeisterten Worten: „Kein Unheil wird an dich herantreten und keine Plage nahen deinem Gezielt. Denn seinen Engeln hat er deinetwegen befohlen, daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Auf den Händen werden sie dich tragen, daß nicht an einen Stein anstoße dein Fuß.“ (Ps. 90) Als die Stunde der göttlichen Rache über Sodoma gekommen war und der Feuerregen schon vom Himmel rauschte, da drängten die Engel den Lot zur Eile: „Mache dich auf, nimm dein Weib und die zwei Töchter, die du hast, damit du nicht umkommst im Laster der Stadt!“ (1. Mos. 19,15) Und als er noch zögerte, faßten sie ihn bei der Hand und führten ihn hinaus; so groß war ihre Sorgfalt für sein Leben. Die glorreiche Siegerin über Holofernes, die fromme Judith, beteuerte ihren Mitbürgern: „So wahr der Herr lebt, hat mich sein Engel behütet, da ich von hier wegging, und dort weilte und von dort hierher zurück kehrte.“ (Jud. 13,20) Wie rührend schön ist die Verlegenheit des jungen Tobias, welche ihm die freudige Dankbarkeit gegen seinen Schutzengel bereitete, und in welcher sich beim Vater Rats holt mit den Worten: „Vater, welchen Lohn sollen wir ihm geben, oder womit können wir seine Wohltaten nach verdienst vergelten? Er hat mich gesund hin- und hergeführt, er selbst hat das Geld bei Gabelus erhoben, er hat mir ein Weib verschafft, den bösen Geist von ihr vertrieben und ihren Eltern Freude gemacht; mich hat er vor dem Fisch gerettet, und dich hat er das Licht des Himmels sehen machen: mit allem Guten sind wir von ihm überhäuft worden. Was werden wir ihm Würdiges dafür geben können?“ (Tob. 12) –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 646 – S. 648

siehe auch den Beitrag über die Bedeutung der heiligen Schutzengel als beigegebene Erzieher

Tags: Engel

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