Der Stolz stößt die Gnade von sich

Der Stolz stößt die Gnade von sich

Weil sie nun, wenn sie den Sohn leugnen, auch den Vater leugnen, weil sie nun, wenn sie den Sohn leugnen, auch den Vater leugnen, weil sie Gott in ihm selbst und in seinem Werke, in dem großen Werke zur Rettung des Menschengeschlechtes, nicht erkennen wollten, deshalb haben die Antichristen aller Zeiten den Kern der Weltgeschichte und die traurige Rolle, welche ihr Stolz in derselben spielt, in selbst gemachter Verblendung nicht erkannt.

Der Stolz, in der Tat, ist es, der seinen Fall nicht bekennen will; der Stolz ist es, welcher den Fall der Stammeltern und dessen uns so tief und so deutlich eingeprägte Spuren leugnet; der Stolz ist es, der das Vorhandensein des Bösen im Menschen selbst und die Notwendigkeit eines Heilmittels, die Sklaverei der Sünde und das Bedürfnis göttlicher Befreiung nicht eingesteht; der Stolz ist es, der sein Übel hegt und lieber zu Grunde geht, als aus Gnade gerettet werden will; es ist der Stolz, oder die durch die Empörung der Sinne gestrafte Empörung des Geiste, welcher diese letzte und schmähliche Auflehnung nicht eingestehen und nicht bekämpfen will, sondern hegt und pflegt als sein eigenes Werk; es ist der Stolz, der nicht begreifen mag, daß der Mensch etwas in seinem eigenen Selbst hassen soll, um dieses Selbst in wahrer Liebe zu retten. Qui odit animam suam in hoc mundo, in vitam aeternam custiodit eam („Wer seine Seele in dieser Welt hasset, der wird sie zum ewigen Leben bewahren.“ Joh. 12, 25); der Stolz ist es und die Feigheit als Mitschuldige, der die Gnade der Erlösung zurück stößt, weil er nicht duldet, daß die Seele den Ungehorsam, dessen Quelle er selbst ist, bekämpft und besiegt; der Stolz ist es endlich, der Angesichts des Kreuzes sich verhärtet, so daß er selbst dem Zuge der göttlichen Gnade und Liebe seines Heilandes widersteht. Weil er aber hier widersteht, deshalb ist er schon gerichtet: Qui noncredit jam judicatus est: quia non credit in nomine Unigeniti Filii Dei („Wer nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes nicht glaubt.“ Joh. 3, 18). Das ist das über die Stolzen ausgesprochene Urteil: „Das Licht ist in die Welt gekommen und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse; denn Jeder der Böses tut, hasset das Licht.“ (Joh. 3, 19)

Der Stolz des menschlichen Geistes selbst wird aber aufgestachelt von einem andern stolzen Geist, von dem ersten, der ersten Prüfung unterlegenen Geist, dem Vater der Empörer, dem gefallenen Engel, vom Satan, dem Widersacher, der alle Widerchristen verlockt, ihre Freiheit zu mißbrauchen, gleich ihm.
Diejenigen, welche die Existenz der Geister und ihren Verkehr mit den Menschen bestreiten, widersprechen nicht nur dem Glauben, sondern auch der Wissenschaft, …

Die Widerchristen der menschlichen Natur sind Schüler der Widerchristen der rein geistigen Natur, gleichsam die Adoptivsöhne des Vaters der Lüge: „Vos ex patre diabolo estis.“ So nennt sie Jesus Christus.

Der erste Widersacher des Wortes, des von Ewigkeit im Schoße des Vaters gezeugten eingeborenen Sohnes, war der erste der Söhne Gottes in der Zeit, derjenige welcher anstatt zu sagen: „Quis ut Deus: wer ist wie Gott, wer unter den nach seinem Bilde geschaffenen Söhnen Gottes ist gleich dem eingeborenen Sohne: Quis similis in filiis Dei“ (Ps. 88, 7), sich von dem treu gebliebenen Erzengel trennte und anstatt in den Siegesruf einzustimmen, von der eigenen Schönheit trunken zu sich selbst sagte: „Ich werde Gott gleich sein: Similis ero Altissimo!“ (Is. 14, 14) Durch seinen Stolz von Gott verworfen, fand er sich allein im Abgrund der Leere. Von da an dient seine Bosheit nach den Absichten der Gerechtigkeit der Gerechtigkeit oder der Barmherzigkeit Gottes zu unserer Prüfung, und seine vermeintlichen siege werden nur um so größere Strafen auf sein Haupt laden.

Es ist nicht schwer, diesen Geist in der ersten Versuchung des Menschen ins Verderben führen, auf welchem er zu Grunde gegangen war. Er verlockt unsere Stammeltern zum Ungehorsam mit der Verheißung eines Erfolges, den auch er vergebens gehofft: „Ihr werdet sein wie Götter.“ (Gen. 3, 5)

Das ist die Sprache des Vaters des Götzendienstes. Er verlockt den Menschen zum Dienst der Kreatur und zieht ihn ab von der Treue gegen den Schöpfer. Darin besteht alle Abgötterei. Dieselbe ist die Verehrung des geschaffenen und der Welt als des Höchsten für den Menschen, eine Verehrung der körperlichen und geistigen Kreatur, wie wir sie nur Gott erzeugen dürfen, eine Vergötterung des gefallenen Engels und des gefallenen Menschen; im Wesen bleibt er überall derselbe, wie er auch die Form wechseln mag.

Durch alle diese Vorspiegelungen sucht der Widersacher des ewigen Wortes aber immer nur sich selbst; er und sein Anhang steht gleichsam hinter allem, was zum Götzen gemacht wird. Omnes dii gentium daemonia. („Denn alle Götter der Heiden sind böse Geister.“) Da er des Thrones des allerhöchsten sich nicht bemächtigen konnte, begnügt er sich, die macht des Herrn nachzuäffen, so lange dieser es ihm gestattet; der Religion setzt er den Aberglauben, den Prophezeiungen die Orakel, den Sakramenten die Magie, den Wundern das Blendwerk der Hölle; der übernatürlichen und göttlichen Wahrheit die übernatürliche und satanische Lüge gegenüber.

aus: Victor Dechamps, aus der Gesellschaft des allerheiligsten Erlösers: Christus und die Antichristen nach dem Zeugnisse der Schrift, der Geschichte und des Gewissens, 1859, S. 342-345

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