Das Leiden Jesu am Ölberg Gethsemani

Das Leben und Leiden und der Tod am Kreuz, das kostbarste Blut Jesu am Kreuz vergossen; Jesus hängt, halb nackt und mit einer Dornenkrone "geschmückt", mit ausgebreiteten Armen am Kreuz, geschunden durch die Marter der Geißelung und der Wunden, und verspottet

Das Leben und Leiden und der Tod Jesu

Das Leiden Jesu am Ölberg im Garten Gethsemani

Matth. 26,36. Dann kam Jesus mit den Jüngern in den Meierhof, Gethsemani genannt, und sprach zu seinen Jüngern: „Setzet euch hier, während ich dort hingehe und bete.“ – 37. Und er nahm den Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus mit und fing an, sich zu betrüben und traurig zu sein. – 38. Dann sprach er zu ihnen: „Meine Seele ist betrübt bis in den Tod: bleibet hier und wachet mit mir!“ – 39. Und er ging ein wenig vorwärts, fiel auf sein Angesicht, betete und sprach: „Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch vor mir vorüber: doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ – 40. Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: „Habt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen können? – 41. Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet. Der Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ist schwach.“ – Wieder ging er hin zum zweiten Mal, betete und sprach: „Mein Vater, ist es nicht möglich, daß dieser Kelch vorüber gehe, ohne daß ich ihn trinke, so geschehe dein Wille!“ – 43.Und er kam abermals und fand sie schlafend; denn ihre Augen waren beschwert. – 44. Da verließ er sie, ging wieder hin und betete zum dritten Mal, indem er die nämlichen Worte sprach. – 45. Dann kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: „Schlafet nur und ruhet! Siehe, die Stunde ist herbei gekommen, da der Menschensohn in die Hände der Sünder überliefert wird.“

Mark. 14,32. … 41. Und er kam zum dritten Mal und sprach zu ihnen: „Schlafet nur und ruhet; es ist genug, die Stunde ist gekommen: siehe, der Menschensohn wird in die Hände der Sünder überliefert.“

Luk. 22,40. Und als Jesus an den Ort gekommen war, sprach er zu den Jüngern: „Betet, daß ihr nicht in Versuchunge fallet.“ – 41. Und er entfernte sich von ihnen einen Steinwurf weit, kniete nieder und betete – 42 und sprach: „Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir: doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe!“ – 43. Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. Und als ihn Todesangst befiel, betete er länger. – 44. Und sein Schweiß ward wie Tropfen Bluts, das auf die Erde rann.- 45. Und er stand auf vom Gebet, kam zu seinen Jüngern und fand sie vor Traurigkeit schlafend. – 46. Und er sprach zu ihnen: „Warum schlafet ihr? Stehet auf und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet.“

Als der Herr in den Garten eingetreten war, ließ er acht Apostel mit der Mahnung zu beten, damit sie nicht in Versuchung fallen, zurück (Luk. 22,40; Mark. 14,32; Matth. 26,36), nahm nur den Petrus, Jakobus und Johannes mit sich etwas abseits. In ihrer Gegenwart fing schon sein Leiden an, so daß er sich mit der wiederholten Mahnung an sie, zu beten, um nicht in Versuchung zu fallen, auch von ihnen trennte und sich tiefer in den Garten begab (Matth. 26,37-39; Mark. 14,33-35; Luk. 22,41).

Die drei verschiedenen Leiden

Der Natur nach waren die Leiden am Ölberg nicht äußere, sondern rein innere, also geistige Leiden, Seelenleiden. Seelenleiden aber können viel ärger sein als körperliche, eben weil sie innere, geistige Leiden sind und sehr oft auch den Leib ins Mitleiden ziehen.

Der Zahl nach waren die Leiden am Ölberg mehrfach und vielfach. Es werden namentlich drei verschiedene Leiden aufgezählt, nämlich erstens Furcht und Schrecken (Mark. 14,33), zweitens Widerwillen, Abscheu und Missmut (ebd.), und drittens Trostlosigkeit und Traurigkeit (Matth. 26,37 u. 38). Schon ein inneres Leiden kann uns genügend unglücklich machen. Hier war es nicht bloß eines, sondern viele; ja von allen Seiten erhob sich das Leid und stürmte über das arme Herz des Heilandes herein. Das Leiden lief die ganze Windrose der inneren Untröstlichkeit durch.

Die Heftigkeit der inneren Leiden

Und nun erst die Heftigkeit und die Tiefe dieser inneren Leiden! Einen Begriff von der Schrecklichkeit der Leiden gibt uns vor allem die Unstetigkeit im äußeren Benehmen des Heilandes; bald flieht er die Gesellschaft seiner Apostel, bald sucht er sie auf; bald betet er, bald beklagt er sich über seine Verlassenheit; kurz, seine ganze Natur ist in Aufregung und verrät eine große innere Unruhe. –

Zweitens zeigte sich die Hochgradigkeit in diesen inneren Leiden in seinen Worten. Er sagt: „Meine Seele ist traurig bis zum Tode.“ (Matth. 26,38; Mark. 14,34). Der Heiland war nicht gewohnt zu übertreiben; wenn er also sagt, er sei traurig bis zum Tode, dann ist es auch eine Niedergeschlagenheit, eine Traurigkeit und Verlassenheit, wie man sie nur im Sterben empfindet; eine Traurigkeit, die ihm den Tod geben könnte, wenn seine Gottheit die Natur nicht hielte und unterstützte. Noch mehr, er verbittet sich, nicht unbedingt, sondern wenn es möglich ist, diesen bitteren Kelch der Traurigkeit und Seelenangst. „Vater, wenn es möglich ist, so nimm diesen Kelch von mir“ (Matth. 26,39 u. 42; Mark. 14,36; Luk. 22,42), und mehr als einmal wiederholt er diese Bitte. Es muss doch dieses Seelenleiden arg gewesen sein, wenn er, der sich bisher nach diesem Kelch gesehnt und ihn erbeten, wenn er, die Stärke Gottes, ihn so namenlos bitter und unerträglich findet, daß er ihn sich verbitten möchte und sich widerwillig und entsetzt von ihm abwendet. –

Endlich ist das eigentliche Zeichen und der auffallende Beweis der Heftigkeit dieser inneren Leiden der wirkliche Blutschweiß, den sie ihm erpressen. „In Todesangst versenkt, ward sein Schweiß wie Tropfen Blutes, das niederrann auf die Erde“ (Luk. 22,44). An der Tatsache lässt sich nicht zweifeln, und zwar war es ein so mächtiger Blutschweiß, daß er auf die Erde rann. Es zeigt dies einerseits die feine und zarte Leibesbeschaffenheit des Herrn und andererseits die Macht der Seelenangst und des inneren Streites. Es muss also ein äußerst heftiger Widerstand des höheren Willens gegen das Ankämpfen des niederen Begehrungs-Vermögens gewesen sein, daß die Gewalt dieses Widerstreites das Blut vom Herzen durch die feinen Hüllen seines Leibes presste. Es war somit ein wahrer Todeskampf, und selbst seine Gestalt muss einen mitleidenswürdigen Anblick geboten haben. Sein Antlitz war blass, seine Glieder zitterten, die Brust zog sich krampfhaft zusammen, der Odem stockte, sein Auge blickte erschreckt bald zum Himmel, bald zur Erde, bald auf die Apostel, wie ein Sterbender die Umstehenden mit Angst erfüllten Blicken sucht und anschaut (vgl. Ps. 17,5. u. 6; 68, 2. u .3; 114,3).

Jesus kniet im Ölgarten, ein Engel reicht ihm den Kelch, im Vordergrund liegen die drei Jünger und schlafen

Die Ursachen der Leiden

Entsprechend den drei Hauptleiden gab es auch drei Ursachen, aus denen die drei Leiden zunächst entsprangen.

Furcht und Schrecken verursacht durch die Gewissheit des Todes

Die Furcht und der Schrecken wurden verursacht durch die Gewissheit und Nähe seines Todes und der Leiden, welche ihn herbeiführen sollten. Das Leben ist süß und das Leben lassen ist hart, bitter und das äußerste Opfer. Er erkannte nun wie niemand den Wert seines Lebens, seine Würdigkeit, seine Heiligkeit, seine Kostbarkeit für Himmel und Erde, und namentlich für seine heilige Mutter und seine Freunde. Und dieses Leben sollte er nun lassen, so jung, durch einen Tod so ungerecht, so unwürdig und so unerhört grausam! In diese Leiden dachte er sich nun hinein, und seine äußerst lebhafte Phantasie vertiefte sich in all diese Bilder und Szenen des kommenden Leidens, in alle Schmach und Misshandlung und Schmerzen, in welche ihn die Wut und die Bosheit und die Grausamkeit seiner Feinde, die Treulosigkeit und Unbeständigkeit seiner Freunde, die gemeine Niederträchtigkeit und Feigheit der Obrigkeiten bringen sollten, Er sah alle Leidens-Werkzeuge, welche seinen Leib zermartern sollten, und fühlte ihre Schärfe und Wucht in seinen Gliedern wüten. Er erkannte die Bedeutung aller Martern und ließ zur Sühne die Sünde wie einen tausend-ästigen Baum des Leidens alle Glieder seines Leibes durchdringen. Was kann Furcht vor einem Unglück, was kann Schrecken und Todesangst einem Menschenherzen nicht zusetzen! Und erst dem Herrn mit seiner lebhaften Phantasie und seinem empfindsamen Gemüt in der Voraussetzung, daß er diesen Eindrücken sich preisgeben wollte! Es ist auch sehr wahrscheinlich, daß die göttliche Gerechtigkeit, die von den Menschen so verachtet wird, zur Sühne mit furchtbaren und schreckenden Bildern und Offenbarungen auf sein Gemüt einwirkte und ihn wie Espenlaub zittern und beben machte. Denn was ist auch ein Gottmensch gegen die Schrecken der Gerechtigkeit Gottes, die wie ein Löwe zermalmt (Is. 38,13), und deren Stimme die Zedern des Libanon fällt und die Erde erzittern macht? (Ps. 28, 5 u.8) Wie ein Wurm wand sich der Herr unter ihrer Wucht, und vor ihrem Schrecken war kein Entkommen. Er zitterte und bebte vor der Größe der sühnenden Pein, welche die Gerechtigkeit von ihm forderte.

Widerwillen, Ekel und Überdruss über die Sünden-Unflat aller Zeiten

Der Widerwille, der Ekel und Überdruss aber entstand erstens aus der Erkenntnis der Sünden, für welche der Herr so vieles und Grässliches leiden sollte. Er erkannte sie und sah sie in ihrer entsetzlichen Zahl und Menge, die Sünden aller Menschen und Geschlechter und Zeiten; er sah sie in ihrer ganzen Schlechtigkeit, Gemeinheit, Leichtfertigkeit und Bosheit; er sah sie in ihrem grässlichen Widerspruch gegen Gottes Hoheit, Gerechtigkeit, Schönheit und Güte; er sah sie in ihren entsetzlichen Verheerungen unter den Menschen und in ihren verhängnisvollen Wirkungen für dieselben in der Zeit und Ewigkeit. Was für ein Gräuel und Ekelbilder von Sünden, ihrer Lust, ihrer Gemeinheit und ihrer Frechheit umdrängten ihn! Wie in ein Rinnsal gesammelt, sah er den Sünden-Unflat aller Zeiten und aller Geschlechter sich über ihn ergießen. Er sah sie vor sich, diese ekelhafte, unergründliche Masse von Schmutz, und jede einzelne ekelhafte Faser musste sein empfindsames, edles und heiliges Herz mit unsäglichem Widerwillen und Abscheu erfüllen. Und sie alle fordern bittere Sühne. –

Eine zweite Ursache des Überdrusses waren die Menschen selbst. Was musste da sein Auge sehen! Was sind die Menschen, für deren Sünde und Genugtuung er nun leiden und sterben sollte, für ihn? Der größte Teil der Menschheit zu jeder Zeit im Heidentum und Unglauben, was sind sie für ihn? Alle, welche der Irrglaube, die Todsünde, die Gleichgültigkeit, Weltlichkeit und Lauheit von ihm fern hält, was sind sie für ihn? Stehen nicht gerade Christen zuhauf als persönliche Feinde voll Hass und Ingrimm gegen ihn? Verfolgen sie ihn nicht in den Seelen, in seiner Kirche, in seiner Lehre, in seinen Sakramenten, in seinem Stellvertreter, in seiner eigenen Person? Wie sehr verdiente er als unser Herr und Gott unsere Verehrung und Liebe! Und wie aufrichtig und gut meinte er es gegen alle! Und doch, was erblickt er? Ganze Kampfreihen von Christus-Hassern sieht er die Jahrhunderte hinab gegen ihn auftreten und mit ihren Waffen gegen ihn wüten. Gegenüber diesem Heer von Feinden welch kleines Häuflein von Treuen! Und wie sieht es bei diesen Treuen aus? Wer kann da sagen, er tue alles, entspreche in allem, diene eifrig, unentwegt, selbstlos und großmütig einem so guten Herrn? Wie ermüden wir alle so bald, wie geizen wir, wägen ängstlich ab, wie bald ist es zu viel und zu schwer; mit jedem Opfer wird gefeilscht und gemarktet, und wie oft verliert der Heiland den Handel! Da sieht er alles und zugleich seine göttliche Person, alle Ansprüche auf Dienst, Treue, Liebe und Großmut gegenüber unserer Trägheit, Gefühllosigkeit und ungemessenen Selbstsucht. Ist es zu verwundern, daß er namenlosen Widerwillen, Ekel und Überdruss empfand vor diesen Menschen, die nichts tun wollen für ihn?

Die Traurigkeit über den geringen Ertrag all seiner Opfer

Die Traurigkeit endlich hatte ihren Grund in der Wahrnehmung, wie gering der Ertrag und der Gewinn all seiner Opfer sein wird. Durch die Menschwerdung hatte er sich die Menschheit als Braut angetraut, um sie dem himmlischen Vater zuzuführen. Deshalb hatte er die Kirche gestiftet, Lehre, Sakramente und Priestertum in derselben eingerichtet, und jetzt wollte er für dieselben sterben. Aber was sollte die Frucht von alledem sein? Wozu ist alles da? Machen es sich die Menschen zunutze? Sie vernachlässigen alles und missbrauchen es zu ihrem Verderben. Den Baum der gesunden Lehre sah er durch stolze Irrgläubige und Ketzer zu einem Giftbaum verderbt, an dem sich Millionen den Tod holten; den lebendigen Brunnen und Quell der Sakramente sah er vernachlässigt, von Ausspendern und Empfängern entweiht und geschändet, mit dummem Frevelmut verschüttet und abgegraben; das Priestertum missachtet, verspottet und verfolgt; den Leibrock seiner Kirche elend zerrissen und zerfetzt und beschmutzt; den Tisch des eigenen hochheiligen Sakramentes und Opfers sah er zum Stein des Anstoßes und der Entzweiung werden und in ganzen Ländern verschwinden; unzählige Seelen sah er nur mit Not gerettet, teure Seelen, ganze Völker für immer von seinem mystischen Leib abgerissen, in die Irre und ewig zu Grunde gehen.

Der Verlust jeder Seele tat ihm unendlich wehe. Sie gehörten damals noch als Glieder seinem mystischen Leibe an, und den Verlust jeder Seele fühlte er, als wenn ein Glied von seinem Leib gerissen würde. O der Trauer! Wie viele gingen zu Grunde gerade infolge seines bitteren Leidens, an seinem Leiden und durch seine Leiden, weil sie es schmähten und verachteten. Das alles sah er in unabsehbaren Bildern und Zeichen, und es zerschnitt sein Herz. Er trauerte, klagte, seufzte und betete in Angst, Not, in Schweiß und Blut gebadet. Es schien, als ob alle Gräuel und Schreckensbilder der Erde und Hölle die Grotte belagerten und ihn umdrängten. Deshalb kam er so oft zu den Aposteln, um gleichsam diesen Drängern zu entfliehen und Trost zu suchen. Aber er fand sie stets von Mattigkeit und Angst und Schlaf überwältigt, und sie boten ihm keine Linderung. So war Gethsemani wirklich eine Kelter, in welcher sein edles Blut aus den Gefäßen des hochheiligen Leibes heraus gepresst wurde, wie der Wein aus der gebrochenen Traube und das Öl aus der zerriebenen Olive.

Absichten und Zweck des Leidens

Absicht bei diesem Leiden war von Seiten des Heilandes sicher vor allem, uns einen wahren Beweis seiner vollen Menschennatur zu geben. In der Tat ist hier bestätigt, daß in Christi Natur zwei Willen waren, der göttliche und der Menschliche; denn er sagt: „Nicht mein Wille, sondern der deine geschehe“ (Matth. 26,39). –
Ferner ist handgreiflich erwiesen, daß er das sinnliche Begehrungs-Vermögen hatte mit allen natürlichen Bewegungen und Regungen wie wir, nur mit dem Unterschied, daß bei ihm selbst das Aufkommen einer Regung von seinem Willen abhing. –
Er wollte endlich lehren, daß diese Regungen nicht schlecht und unvollkommen sind, solange sie der Vernunft unterworfen bleiben. Die Regung der Furcht war hier beim Heiland nicht unvollkommen; denn der fürchtet nicht, der bloß fürchtet, wann er will.

Zweitens war es die Absicht des Heilandes bei diesem Geheimnis, auch alle inneren Leiden und zwar in einem hohen Grad durchzumachen und an sich zu erfahren, sowie er von nun an auch alle äußeren Leiden auf sich nehmen will. Deshalb füllt er den Kelch der Seelenleiden bis zum Rand und trinkt ihn bis auf den letzten Tropfen.

Drittes war es seine Absicht, genugzutun für die Sünden und Unvollkommenheiten, welche wir uns bei diesen inneren Prüfungen zu Schulden kommen lassen, für die Ungeduld, die Unbotmäßigkeit gegen den göttlichen Willen, für den Mangel an Großmut, für die Vernachlässigung des Gebetes, für die Untreue in unseren Vorsätzen, für das ungeordnete Trostbetteln und Klagen bei den Geschöpfen. Wir machen es eben oft nicht wie der Heiland am Ölberg. Dafür wollte er nun büßen.

Viertens wollte der Heiland uns trösten durch sein Beispiel, wenn wir nirgends Trost finden. Wie wehe tat es ihm, daß ihn niemand tröstete und daß er die ganze Wucht des Leidens allein tragen musste! Da haben wir ein Beispiel, das uns trösten wird, wenn wir keinen Trost finden! Oder ist es nicht ein süßer Trost, zu denken, daß der Heiland es auch so hatte und dasselbe litt?

Endlich beabsichtigte der Heiland, uns besondere Gnade und Stärkung zu verdienen für die Zeit der inneren Prüfungen und Leiden. Wir sind deren dann sehr bedürftig. Der Heiland hat sie uns erworben. Gehen wir hin und erheben wir sie. Die Ölbergs-Stunden werden sicherlich nicht ausbleiben in unserem Leben. Namentlich einen Augenblick wird es geben, welcher dem Leiden des Heilandes am Ölberg sehr ähnlich sein wird. Es ist dieses die Stunde unseres Abscheidens, unser Todeskampf, wo ähnliche Seelenleiden, Furcht, Ermattung und Traurigkeit uns übermannen und wo wir ganz verlassen sein werden. Wie gut und tröstlich ist es darum, daß der Heiland diese Stunde durchgemacht und daß wir an ihm ein Herz haben, das unsere Not versteht und dann helfen kann! Empfehlen wir uns oft in den Segen, in die Gnaden und in die siegreiche Kraft der Todesangst Jesu. Wie süß ist dann der Gedanke, sie oft liebend verehrt zu haben! Im Allgemeinen aber mag der Absicht und der Bedeutung dieses Geheimnisses wohl am besten der Vorsatz entsprechen, nie wegen innerer Schwierigkeiten, wegen Überdruss, Furcht und Traurigkeit von unseren Vorsätzen, noch von der Großmut im Dienst unseres lieben Herrn abzustehen. Vergessen wir nie, welch einen Widerstreit er in seinem Herzen durchgefochten; wie schwer es ihm war, das Leiden für uns zu übernehmen, aber wie sein Herz nicht gewankt in der Liebe und Treue gegen uns. Welch ein Glück und welch eine Ehre für uns, wenn der Engel des Trostes in seinen Trostbildern auch auf uns gewiesen und uns vorgeführt unter denen, die aus Dankbarkeit und Ehrfurcht für sein Leiden auch innere Trübsal siegreich bestanden! –
aus: Moritz Meschler SJ, Das Leben unseres Herrn Jesu Christi des Sohnes Gottes in Betrachtungen Zweiter Band, 1912, S. 305 – S. 311; S. 314 – S. 315

Weitere Beiträge von P. Meschler

Sünde aus Bosheit ist Sünde wider den Hl. Geist
Buch mit Kruzifix
Das Leiden Jesu Der Gang nach dem Ölberg