Gnadenorte der hohen Himmelskönigin
Das Gnadenlicht Unserer Lieben Frau von Altötting – einige Beispiele
Wer schon einmal mit frommem Sinn eine Wallfahrt nach Altötting gemacht hat, der wird bezeugen müssen, daß beim Eintritt in die kleine, heilige Kapelle eine ganz eigene Rührung das Herz befällt. Und wenn der Pilger das Auge zum Gnadenbild erhebt, so treten ihm unwillkürlich Tränen in die Augen. Man fühlt, daß man auf geweihtem Boden kniet, daß die Mutter der Gnade dem Herzen nahe ist. Besonders aber fühlt sich der arme Sünder zur gebenedeiten Gnadenmutter hingezogen. O wie viele, die in ihrem Gewissen nirgends Ruhe fanden, haben in Altötting den Frieden ihrer Seele wieder gefunden; o wie Vielen, die tief versunken waren im Schlamm der Sünde, ist U. L. Frau zu Altötting eine Leiter gewesen, auf welcher sie wieder zum Licht der Gnade empor gestiegen sind! –
Im Jahre 1856 kam eines Tages ein junger lediger Mensch in Begleitung eines Kameraden nach Altötting. Ihre Absicht war nicht, eine Wallfahrt hierher zu machen, sondern sie kamen nur auf der Durchreise hier an. Nachdem sie sich Nachmittags eine Zeit lang im Wirtshaus und auf dem Markt herum getrieben, traten sie gegen Abend auch in die heilige Kapelle ein, wo gerade der Rosenkranz gebetet wurde, betrachteten die Opfergaben, schauten aber nicht viel auf das Gnadenbild, noch dachten sie ans Beten, und – doch warf Maria in diesem Augenblick einen Blick der Gnade und des Erbarmens auf ein verirrtes Schäflein. Mit einem Male erfaßte den Einen, er wußte selbst nicht wie, tiefe Trauer. Das betende Volk hier vor dem Gnadenbild machte einen mächtigen Eindruck auf sein Herz, und er dachte: „Wie glücklich sind doch alle diese, und wie unglücklich bin ich, da ich schon so viele Jahre nicht mehr gebeichtet habe! Nein, das muss anders werden, heute muss ich noch beichten!“ Hierauf betete er den Rosenkranz mit zu Ende, wartete sodann auf den Priester, der den Rosenkranz hielt, und rief laut, so daß es alle Umstehenden hören konnten, unter einem Strom von Tränen: „Euer Hochwürden! Hören Sie mich heute noch Beichte, ich habe schon lange nichtmehr gebeichtet, und bin ein großer Sünder!“ Der Priester nahm ihn sogleich mit sich, und fand eine außerordentliche Reue und die auffallendste Bekehrung eines großen Sünders durch Maria, die Zuflucht aller Sünder!
In eben demselben Jahre faßte ein junger Mensch, der durch einen Prozess all sein Vermögen verloren hatte, aus Verzweiflung den Entschluss, sich in dem Innstrom bei Neuötting zu ertränken. Voll Verzweiflung auf der Straße von Burghausen nach Neuötting fort rennend, hatte er jedoch noch einen schrecklichen Kampf mit seinem Gewissen zu bestehen. Bald folterte ihn der Gedanke an die Hölle, bald vernahm er die teuflische Eingebung: „Es gibt keine Hölle, und wenn es eine gibt, so wird dich Gott nicht hinein stürzen, denn du springst ja nicht aus Bosheit, sondern aus Not ins Wasser.“ Dann kam ihm wieder der gute Gedanke: „Gehe vorher nochmal nach Altötting in die heilige Kapelle!“ Er lenkte auch nach Altötting ab, aber bald trieb es ihn wieder dem Fluss zu. Schon war er in Neuötting angekommen und nahe am Innstrom, fest entschlossen sich ins Wasser zu stürzen. Doch da kam ihm nochmals der Gedanke, in die heilige Kapelle zu gehen und dann erst ins Wasser zu springen, denn dann, meinte er, würde er nicht verdammt. Kaum aber in die heilige Kapelle eingetreten, war es ihm schon ganz anders; der schreckliche Sturm und die Unruhe seines Herzens legten sich allmählich. Er fing an zu beten und betete (er wußte selbst nicht, wie ihm die Zeit verging) anderthalb Stunden. Hier kam ihm der Gedanke: suche einen Priester auf. Er tat es und sah sich gerettet. Er erkannte, wie er jetzt sich selbst ausdrückte, daß er kaum eine Viertelstunde noch von der Hölle entfernt war, erkannte aber auch den Schutz U. L. Frau, den er sein Lebtag mit innigstem Dankgefühl zu rühmen und zu preisen gelobte.
Eine alte Person hatte von ihrem 16. Lebensjahr bis in die Sechziger Jahre ein sehr lasterhaftes Leben geführt, und diese Zeit hindurch niemals gut gebeichtet, sondern Alles in der Beichte verschwiegen. Gleichwohl behielt sie sich die Gewohnheit bei, täglich einige Gebete zur Ehre der Mutter Gottes zu sprechen. Zu Anfang der Fastenzeit des Jahres 1857 vernimmt sie fortwährend in sich die Stimme: „Geh nach Altötting und beichte! Geh nach Altötting und beichte!“ Sie konnte zuletzt dem Drang nicht widerstehen, machte sich schleunigst auf den Weg und legte hier, nachdem sie in der Gnadenkapelle gebetet, mit der größten Zerknirschung und unter fortwährenden Tränen eine möglichst gute Lebensbeichte ab, worauf sie mit ganz erleichtertem Herzen und unter Tränen der Freude und des Dankes gegen die Mutter der Barmherzigkeit wieder ihre Heimreise antrat. (Schmid, Geschichte der Wallfahrt Altötting)
Wundersame Heilungen durch U. L. Frau von Altötting
Die Wunder, die außerordentlichen Gebets-Erhörungen und außerordentlichen Bekehrungen am Gnadenort Altötting sind nicht zu zählen. Doch seien einige davon zur Verherrlichung U. L. Frau hier angeführt:
So ist denn die Hand der allerhöchsten Jungfrau auch heute noch in allen Nöten hilfreich: sie will noch helfen, weil sie unsere Mutter ist, und sie kann noch helfen, weil sie noch immer Mutter Gottes ist!
Im Jahre 1717 hatte ein Weib ein totes Kind geboren, worüber ihr Mann ganz trostlos wurde, und nachdem es bereits 12 Stunden begraben lag, auf den sonderbaren Einfall kam, es wieder auszugraben und zur Mutter Gottes nach Altötting zu tragen. Gesagt, getan; er gräbt das Kind aus und trägt es 24 Stunden weit im strengsten Winter zum Gnadenort. Kaum hatte er es auf den Gnadenaltar gelegt und eine Viertelstunde lang mit inbrünstigem Vertrauen die mächtige Himmelskönigin angerufen, als er auch zum Staunen aller Anwesenden seinen großen Glauben belohnt sah. Das Angesicht des Kindes wurde plötzlich von einer lieblichen Röte überzogen und aus der Nase träufelte etwas Blut heraus,, zum sicheren Zeichen, daß die Seele so eben wieder in den Leib zurück gekehrt sei. Als man sich vollends vom Leben des Kindes überzeugt hatte, wurde es sogleich getauft, worauf es alsbald in eine glückselige Ewigkeit überging zur übergroßen Freude des Vaters, der sein Vertrauen auf die Macht U. L. Frau so herrlich belohnt sah.
Korbinian Silberhorn, Schuhmachers-Sohn von München, verschlang im Jahre 1833 eine Straminnadel und hatte dieselbe 127 Stunden in sich unter den größten Konvulsionen und Schmerzen. Da verlobte er sich nach Altötting, worauf er alsbald glücklich davon befreit wurde. Die Nadel befindet sich in der Schatzkammer.
Katharina Kreuzer, Kellnerin aus Schärding in Oberösterreich, nun verheiratet, verschlang im Jahre 1841 gleichfalls eine spitzige Nähnadel. Sie wallfahrtete mit derselben nach Altötting und bat die Gnadenmutter inständigst um Hilfe. „Ich gehe nicht eher nach Hause, als bis du mir hilfst!“ rief sie voll Vertrauen aus. Es stand nicht lange an, so sah sie ihr Vertrauen belohnt. Vor dem Gnadenbild kniend fing sie zu husten an und erbrach die bereits mit Schleim überzogene Nadel in Gegenwart vieler Zeugen in der heiligen Kapelle. Die Nadel befindet sich ebenfalls in der Schatzkammer.
Ein Knabe von Österreich, Namens Gottlieb Kogler, aus der Pfarrei Unterlikslau, Landgerichts Bruck, 3 Jahre alt, stieß sich beim Herunterfallen vom Tisch ein langes, stehendes Messer in den Mund. Seine Mutter wendete sich sogleich zu U. L. Frau von Altötting, und der Knabe kam unversehrt davon. Dies geschah im Jahre 1850. (Das Messer ist gleichfalls in der Schatzkammer zu sehen.)
Durch Hilfe der Gnadenmutter von Altötting ist Joseph Unterhuber, Meier von Weigertsham in der Pfarrei Eiselfing, Landgerichts Wasserburg, am 30. Oktober 1855 von einer langwierigen Krankheit des Leibes, die schon seit Jahren aller ärztlichen Hilfe getrotzt hatte, wozu noch seit 40 Wochen gänzlich Erblindung sich gesellte, von der jeder Arzt behauptete, daß diese ihm sein Lebtag bleiben werde, auf wunderbare Weise, sowohl an seinen Augen, als auch ans einem übrigen Leib wieder ganz und gar hergestellt worden, nur durch die Anrufung und Verlobung zur Gnadenmutter nach Altötting; worüber derselbe in unaussprechlicher Freude der Himmelskönigin seinen tief gerührtesten Dank aussprach.
So ist denn die Hand der allerhöchsten Jungfrau auch heute noch in allen Nöten hilfreich: sie will noch helfen, weil sie unsere Mutter ist, und sie kann noch helfen, weil sie noch immer Mutter Gottes ist! –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 116 – Sp. 118; Sp. 111 – Sp. 112
Wir ziehen zur Mutter der Gnade
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