Fest der Beschneidung Jesu Christi

Auf dem Bild sieht man einen bärtigen Mann, der das Jesuskind hält; vor ihm sitzt ein Mann, der wohl die Beschneidung vornimmt; links stehen Maria und Joseph

Das Fest der Beschneidung unseres Herrn Jesu Christi

Die Beschneidung hatte Gott dem frommen Patriarchen Abraham unter Androhung einer sehr strengen Strafe befohlen; sie sollte an all seinen Nachkömmlingen vorgenommen werden und zwar:
1) als Zeichen des Bundes, welchen Gott mit Abraham geschlossen hatte,
2) als ein Zeichen der Absonderung des jüdischen Volkes von allen anderen Völkern,
3) als ein Unterpfand der Segnungen, die jenen verheißen waren, welche wie Abraham die Gesetze des Herrn treu erfüllen würden. – (siehe dazu den Beitrag: Abraham der Stammvater des christlichen Glaubens)

Es wurden nur die Kinder männlichen Geschlechtes und zwar erst am achtenTag ihrer Geburt beschnitten. Die Beschneidung fand im Hause der Eltern statt und wurde gewöhnlich vom Vater vorgenommen. Sie war eines der wichtigsten heiligen Geheimnisse des alten Bundes und das erste Erfordernis, um zum auserwählten Volk zu gehören; durch sie trat man feierlich in den Dienst Gottes, übernahm die Pflicht, alle von Gott geoffenbarten Wahrheiten zu glauben und seine Gesetze und Anordnungen zu befolgen, endlich legte man durch sie das Bekenntnis der Sündhaftigkeit und der Notwendigkeit der Buße ab. Die Beschneidung war somit das Vorbild der heil. Taufe, wodurch wir Kinder Gottes und Erben des Himmels geworden sind.

Nach dem Zeugnis des heiligen Epiphanius wurde das Kind Jesus im Stall zu Bethlehem wahrscheinlich von der Hand der heiligen Jungfrau oder des heiligen Joseph beschnitten. Jesus bedurfte als der Sohn Gottes der Beschneidung nicht, allein er wollte sich diesem schmerzlichen Gebrauch unterwerfen, um zu zeigen

1) daß er wirklich einen menschlichen Leib angenommen habe und also wahrhaft Gottmensch sei;

2) daß er wahrhaft Nachkomme, ein Sohn Abrahams sei, von welchem der Messias abstammen sollte;

3) um uns zu lehren den Gehorsam gegen Gottes Gesetz;

4) um uns aufzumuntern, die Leiden dieses Lebens willig zu ertragen;

5) um uns einen Beweis seiner Liebe zu geben und uns zu belehren, daß die Sünde das größte Übel sei, da er schon als Kind zur Sühnung derselben sein Blut vergoß; endlich

6) um uns zu erinnern, wie notwendig es sei, uns zu demütigen und unsere bösen Leidenschaften abzutöten, da er sich, ohne die geringste Sünde auf sich zu haben, den Schmerzen der Beschneidung hingab, als wäre er ein sündhaftes Menschenkind.

Für uns besteht die schmerzliche, blutige Beschneidung nicht mehr; Christus hat sie aufgehoben und dafür eine andere Beschneidung anbefohlen, nämlich die Beschneidung des Herzens, von welcher der hl. Paulus redet. (Röm. 2,29) Diese Beschneidung besteht aber in einer gänzlichen Austilgung aller unordentlichen Leidenschaften unserer Seele und vollkommenen Unterwerfung unter den göttlichen Willen. Wir sollen also ausreuten die Wurzel des Stolzes, des Neides, des Hasses, der Habsucht, der Unreinigkeit; wir sollen beschneiden alle bösen Triebe unseres Herzens, bekämpfen und abtöten unsere fünf Sinne. Und sollte uns dieses Opfer, welches die christliche Religion von uns fordert, schwer ankommen, so machen wir nur einen Blick auf das Kind Jesus in der Krippe, wie es unter dem Messer sein erstes heiliges Blut so schmerzlich vergießt, und bitten wir das göttliche Kind, daß es uns Kraft gebe, unsere Weichlichkeit zu überwinden und einen guten Kampf zu kämpfen. –

Der Leidensweg, den Jesus von seiner Kindheit an gegangen, ist auch unser Weg, diesen musste auch Maria, die göttliche Mutter, wandeln. Wer wird es wohl beschreiben können, was in ihrem zarten Mutterherzen vorging, als die schmerzliche Beschneidung an ihrem Kind vorgenommen wurde. Allein ihr Wille was eins mit dem Willen ihres göttlichen Kindes, und so litt sie mit ihm ohne zu klagen mit himmlischer Ergebung.

Wende dich also auch zur göttlichen Mutter, wenn dich Mutlosigkeit ergreifen will im Kampf gegen dein verdorbenes Herz; sie, das starke Weib (Sprichw. 31,10), wird dir zur Seite stehen und dir den Sieg erringen helfen. –
aus: Georg Ott, Legende von den lieben Heiligen Gottes, Bd. 1, 1904, S. 18 – S. 19

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