Wie wird der Endkampf ausgehen?

Ein Porträt des großen spanischen Staatsmannes und Philosophen Donoso Cortes, für den Theologie Wissenschaft in Allem ist: er sitzt seitlich, den Kopf zum Betrachter gewendet, edel gekleidet sowie mit Auszeichnungen geschmückt

Die Apokalyptik Donoso Cortés (1809-1853)

Teil 4

Der Endkampf zwischen modernem Heidentum und Christus

…daß Christus über die Welt ausschließlich durch übernatürliche Mittel triumphiert. Wenn ich am Kreuz erhöht sein werde, werde ich alles an mich ziehen. Der Heiland wollte damit sagen: Dann werde ich Meinen Triumph und Meine Herrschaft über die Welt siegreich befestigen. Er gab ihnen damit zu erkennen, wie übermächtig Seine unermeßliche Liebe der Welt durch Seine Kreuzigung und Seinen Tod offenbar wurde, ja, sein musste, um dieses Wunder der Bekehrung zu wirken.

Ich bin im Namen Meines Vaters gekommen, und ihr nehmt Mich nicht an; wenn ein anderer in seinem Namen eigenen Namen kommt, den werdet ihr annehmen. In diesen Worten ist der natürliche Sieg des Irrtums über die Wahrheit, des Bösen über das Gute ausgesprochen. Diese Worte entschleiern uns das Geheimnis, wie es möglich war, daß alle Völker Gott vergessen, daß der heidnische Aberglaube sich so erstaunlich ausdehnen, daß sich über die ganze weite Welt so tiefe Finsternis ausbreiten konnte. Diese Worte kündigen aber auch an, wie in der Folge die menschlichen Irrtümer zur Sintflut anschwellen und die Wahrheit unter den Menschen abnehmen werde. Sie deuten hin auf die kommenden Drangsale der Kirche, auf die Verfolgungen der Gerechten, auf die Siege der Sophisten, auf die Volkstümlichkeit der Gotteslästerer. Auch die ganze Geschichte samt allen ihren Ärgernissen, Häresien und Revolutionen ist in diese Worte sozusagen mit eingeschlossen.

Diese Worte lassen uns auch verstehen, warum das jüdische Volk, vor die Wahl zwischen Jesus und Barrabas gestellt, Jesus verurteilte und sich für Barrabas erklärte, und nicht minder, warum die Welt von heute, vor die Wahl zwischen der katholischen und sozialistischen Theologie gestellt, für die sozialistische sich entscheidet und die katholische aufgibt. Diese Worte machen es uns klar, warum die Diskussionen der Menschen mit der Negation des Evidenten und der Proklamation des Absurden zu endigen pflegen. In diesen wahrhaft wunderbaren Worten liegt das Geheimnis alles dessen, was unsere Väter schauten, was unsere Kinder schauen werden und was wir selbst schauen.

In der Tat, Niemand kann zum Sohn, d. h. zur Wahrheit kommen, wenn nicht Sein himmlischer Vater ihn ruft.Welch tiefgründiges Wort, das ebenso für die Allmacht Gottes wie für die gänzliche, unüberwindliche Ohnmacht des Menschen Zeugnis ablegt! Ja, der Vater wird rufen, und die Völker werden Ihm zur Antwort geben: Der Sohn wird ans Kreuz geheftet werden und wird alles an Sich ziehen! Das ist das Heilandswort vom übernatürlichen Triumph der Wahrheit über den Irrtum, des Guten über das Böse, eine Verheißung, die am Ende der Zeiten bis zum letzten Buchstaben in Erfüllung gehen wird.
Die Zungen aller Gelehrten und die Federn aller Weisen würden nicht hinreichen, um den vollen Inhalt dieser Worte auszuschöpfen. Sie verkünden uns die unumschränkte Kraft der Gnade und die übernatürliche, unsichtbare und fortdauernde Wirksamkeit des Heiligen Geistes. In ihnen kommt der katholische Supranaturalismus mit seiner unerschöpflichen Fruchtbarkeit und seinem unbeschreiblichen Wunderreichtum zum Ausdruck. Mehr noch als das, sie machen uns den Triumph des Kreuzes verständlich, der doch das größte und unbegreiflichste aller Wunder ist.

In der Tat, menschlich gesprochen musste das Christentum unterliegen, musste unfehlbar unterliegen. Es musste unterliegen fürs erste, weil es die Wahrheit war, und fürs zweite, weil es sich auf die sprechendsten Zeugnisse, auf offenkundige Wunder und auf unwiderlegliche Beweise stützte. Nun hat aber die Menschheit von jeher sich dagegen verwahrt und dagegen protestiert, so oft ihr auch nur das eine oder andere dieser Argumente entgegen gehalten wurde. Es war daher nicht wahrscheinlich, nicht glaubhaft, im Gegenteil völlig undenkbar, daß die Menschheit ihren ablehnenden Standpunkt aufgeben und auf ihren Protest etwa dann verzichten werde, sobald ihr diese Argumente in ihrer Gesamtheit entgegen gehalten würden. Und in der Tat, sie überbot sich denn auch in Blasphemien, Protesten und Rebellionen.

Doch der Gerechte stieg ans Kreuz aus Liebe. Er vergoß Sein Blut aus Liebe, Er gab Sein Leben hin aus Liebe: diese unendliche Liebe und dieses kostbare Blut erwirkten der Welt die Herabkunft des Heiligen Geistes. Da änderte sich das Antlitz aller Dinge, weil die Vernunft durch den Glauben und die Natur durch die Gnade besiegt ward.

Für Donoso Cortes ist die Kenntnis des Übernatürlichen „die Grundlage für alle Wissenschaften und im besonderen für die politischen und moralischen. Den Menschen ohne die Gnade und die Gesellschaft ohne die göttliche Vorsehung erklären zu wollen, wird immer ein vergeblicher Versuch bleiben. Ohne Vorsehung und Gnade bleiben Gesellschaft und Mensch, wie wir bewiesen zu haben glauben, für den Menschen ein ewiges Rätsel.“

Ich weiß nicht, ob es etwas Niedrigeres und Erbärmlicheres gibt unter der Sonne als die Menschheit abseits von der Bahn des Katholizismus.

Kaum entwinden sich die ersten Götzendiener der Hand des einen wahren Gottes, da fallen sie schon den babylonischen Tyrannen in die Hände.

Das neue Heidentum hat damit angefangen, daß es (1789) sein eigenes Ich in einer Prostituierten anbetete, und es hat damit geendet, daß es sich vor dem zynischen Tyrannen und Blutmenschen Marat und vor Robespierre, der höchsten Inkarnation menschlicher Eitelkeit und ihrer wilden und grausamen Instinkte, in den Staub warf.

Das moderne Heidentum wird in einen noch tieferen und noch dunkleren Abgrund hinab stürzen. Zuweilen regt sich im Schlamm der Kloaken, in denen der soziale Auswurf liegt, bereits das Ungeheuer, das diesem Heidentum ein Joch auf den Nacken setzen wird, mit dem sich an Schamlosigkeit und Wildheit nichts vergleichen läßt. –
aus: Donoso Cortés, Untergang oder Wiedergeburt des Abendlandes? Die europäischen Geschichts-Prophetien des großen spanischen Staatsmannes, 1953, S. 48 – S. 51

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