Indifferentismus Gleichgültigkeit oder Hass

Indifferentismus religiöse Gleichgültigkeit oder Hass ?

Wie kommt es nun, daß man gegen die Religion gleichgültig ist? Hat denn die Religion gar nichts in der Kunst geleistet? Aber wir verdanken ihr ja die herrlichsten Werke. Ich brauche die Herren nicht weit zu führen. Sehen Sie sich den Skt. Veitsdom an! Wer hat ihn gebaut? Es war die Religion, die ihn gewölbt und ihn aufgeführt hat. Und diese Religion, die solches zu leisten vermag, diese kann dem Menschen, dem denkenden Menschen gleichgültig sein? Das kommt mir verdächtig vor. Ich werde immer mehr und mehr darin bestärkt zu glauben, daß theoretisch genommen der Indifferentismus in der Religion eine innere Unmöglichkeit ist. –

Es gibt freilich eine Art Gleichgültigkeit, die der Verachtung gleich kommt, wenn sie sich nämlich auf Dinge bezieht, die ein Recht auf unsere Ehrfurcht und Liebe haben. Allein eben diese Gesinnung ist eigentlich keine Gleichgültigkeit und dies gilt ganz vom religiösen Indifferentismus. Wenn die Indifferentisten so weit wären, eine Innung zu bilden und sich einen Patron zu wählen, so würde ich ihnen den Pontius Pilatus vorschlagen. Anrufen werden sie ihn freilich nicht, aber sie ahmen ihn nach. In Wahrheit gesagt, es ist in ihnen keine Gleichgültigkeit; es ist ein geheimer Hass gegen die Religion; es ist vornehme Verachtung gegen diese, die sie erfüllt und die sie mit dem Worte Gleichgültigkeit so gerne bemänteln möchten. Ich will, meine Herrn! hier nicht auf Erfahrungen hinweisen, von denen Sie vielleicht selbst mitunter Augenzeugen gewesen sind, daß nämlich diejenigen, die da vorgeben, ihnen seien alle Religionen gleich, Alle diejenigen hassen, die eine Religion zeigen oder ausüben. Es gibt solche, die da aussprechen, sie bekümmerten sich um gar keine Religion, es sei vollkommen von gar keiner Bedeutung, ob der Mensch eine Religion übe oder nicht; wenn sie aber wahrnehmen, daß Jemand dem Gottesdienste beiwohnt, oder ein Sakrament empfängt und irgend noch eine religiöse Pflicht erfüllt, dann bäumt sich ihr Herz gegen ihn, dann suchen sie über ihn zu spotten und ihn durch allerlei Stichreden lächerlich zu machen und abzuhalten. Ja dieser geheime Groll, wie verträgt sich denn der mit der Gleichgültigkeit? Wenn mir etwas im Ganzen gleichgültig ist, so ist es mir einerlei, wo es sich immer zeigt, ob hier oder wo anders. Wenn mir irgend etwas als ganz nichtig vorkommt, so meine ich, werde ich die Gerechtigkeit haben, einem andern die Freiheit zu überlassen, darüber zu denken wie er will. Das gehört, meine Herrn! zu jener Reihe der Heucheleien, die sich so oft in unserer Zeit dartun. Wo sich das Religiöse findet, da möchte man die Freiheit, die man stets im Munde führt, unterdrücken; wo sich die Wahrheit zeigt, da zeigt sich auch der Hass und gerade von Seite derer, die da vorgeben, ihnen seien alle Religionen gleich.

Er existiert, eigentlich genommen, wenigstens in der Theorie gar nicht, weil er einen schreienden Widerspruch in sich selbst enthält. Seine Existenz ist nur eine erheuchelte, man legt die Maske nur an, um hinter ihr seine Verachtung gegen die Wahrheit und seinen Hass gegen die Religion besser zu verbergen; allein es ist den Indifferentisten gar nicht Ernst mit diesem Unbekümmertsein. Nein! Er gibt es bloß vor, da mit er seinem Hochmut und seiner Leidenschaft ungeniert leben könne. –
aus: Theodor Schmude SJ, Conferenzen über den religiösen Indifferentismus, 1863, S. 7 – S. 9

Die weiteren Folgen sind unter dem Link “Texte zu: Der Indifferentismus” zu finden:

Teil 1: Was bedeutet religiöser Indifferentismus?

Teil 3: Indifferentismus gegenüber der Wahrheit: Zusammenfassung der Ersten Konferenz

Teil 4: Die Religion ist keine Frage des Gefühls

Teil 5: Indifferentismus gegenüber der Wahrheit: Der Mensch ist für die Religion erschaffen

Teil 6: Indifferentismus gegenüber der Wahrheit: Warum christliche Religion für das Volk gut ist

Teil 7: Indifferentismus gegenüber der Wahrheit: Sind wirklich alle Religionen gleich?

Teil 8: Indifferentismus gegenüber der Wahrheit: Alle Religionen gleich wahr oder gleich falsch?

Teil 9: Indifferentismus gegenüber der Wahrheit: Alle Sätze des Glaubens gleichgültig?

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