Beiträge mit Musikvideos – Gregorianik
Choral heißt der offizielle liturgische Kirchengesang, wie derselbe sich in den ersten Zeiten des Christentums entwickelt hat, vom hl. Gregor dem Großen für die lateinische Kirche systematisch festgestellt worden und noch jetzt nach seinen Grundformen in derselben üblich ist. Die Reform des hl. Gregor bestand nicht in einem Umsturz des Alten, sondern in einer Erweiterung und Verbesserung desselben. Er sammelte die in verschiedenen Kirchen gebräuchlichen Gesänge, verbesserte, wenn es nötig war, Inhalt und Form, entkleidete sie der sprachlichen Metrik und setzte an deren Stelle den freien musikalischen Rhythmus, wobei der Vortrag der Textworte sich nach den Regeln richtete, welche noch heute beim Lesen des Lateins beobachtet werden. Den so verbesserten Gesängen fügte er neue nach eigener Komposition bei. Alle wurden in einem Antiphonarium, dem Cento, gesammelt, später Nota Romana genannt. Den Codex des Antiphonariums ließ der Papst am Hauptaltar der Peterskirche mit einer Kette befestigen, damit spätere Fehler in Choralbüchern nach dem Original verbessert werden könnten. Die Folgezeit erblickte in diesem Werk etwas Göttliches. Franco von Köln sagt, der heilige Geist habe den Papst inspiriert; Elias von Salomon meint, der Choral sei durch gemeinsame Bemühungen der heiligen Engel, der Propheten und des hl. Gregor zu Stande gekommen. Unter den Nachfolgern Gregors war es Papst Vitalian (657-672), der eine zweite Verbesserung der kirchlichen Singweisen ins Werk setzte; daher der Name Vitaliani zur Bezeichnung einer besonderen Kategorie von Sängern, welche darauf hindeutet, daß nicht etwa nur eine neue Korrektur der liturgischen Melodien, sondern auch eine besondere kunstvolle Weise des Vortrages Gegenstand der Vitalian erneuerten Verbesserungen und Vervollkommnungen gewesen sein müsse. Papst Leo II. (682-683) führte den Gesang der Hymnen und Psalmen auf einen besseren Vortrag zurück, weil die Sänger denselben verändert hatten. Von Gregor V. (gest. 999) wird berichtet, daß er eine Weise des Gesanges eingeführt habe, die den besonderen Beinamen der „musikalische Gesang“ erhielt. (Kirchenlexikon, Stichwort Choral, Bd. 3)