Unterricht für das hohe Fest Allerheiligen
(1. November)
Im Laufe des Kirchenjahres führt uns die heilige Kirche einen Heiligen nach dem anderen vor Augen; an diesem Tage aber öffnet sie den Himmel und läßt uns schauen die zahllose Schar der Verklärten aus allen Völkern und Stämmen und Geschlechtern. Sie feiert da ihr wahres Erntefest und erweist sich als die wahre Kirche, welche ihre Kinder zur ewigen Seligkeit führt.
Wann und von wem wurde dieses Fest eingesetzt?
Von Papst Bonifacius IV., welcher im Jahre 610 das Pantheon, d.i. Den zuvor allen Göttern gewidmeten Tempel, für den christlichen Gottesdienst, von Kaiser Phokas erhielt. Er weihte dasselbe zu Ehren der heiligen Jungfrau und aller Märtyrer ein und befahl, dieses Fest zu Ehren aller Heiligen in Rom jährlich zu begehen. Gregor IV. dehnte es im Jahre 840 auf die ganze Kirche aus und verlegte es auf den ersten November.
Warum hat die Kirche dieses Fest eingesetzt?
1) Um Gott in seinen Heiligen, in denen Er sich wunderbar gezeigt, zu ehren, und Ihm, als dem Urheber der Heiligkeit, für die ihnen erwiesenen Wohltaten zu danken;
2) um uns recht lebendig an die Gemeinschaft der Heiligen, d.i. aller wahren Kinder der katholischen Kirche, zu erinnern, mögen sie noch zur streitenden Kirche auf Erden, oder zur leidenden im Fegefeuer, oder zur triumphierenden im Himmel gehören; insbesondere um uns die Gemeinschaft der Heiligen im Himmel mit uns, die wir noch auf Erden kämpfen, recht ans Herz zu legen;
3) um uns zu ermuntern, nach der gleichen Heiligkeit, wie sie, zu streben, und uns zu lehren, daß dieses nicht unmöglich ist; denn wenn tausendmal Tausende vermocht haben, heilig zu werden, warum sollten wir es nicht vermögen, wir, die wir gleich ihnen alles in Dem vermögen, der uns stärkt, und der uns auch den heiligen Geist zu unserer Heiligmachung gesendet hat;
4) um auch jene Heiligen, denen das Jahr hindurch kein besonderer Feiertag gewidmet ist, zu verehren; und
5) damit uns Gott in Ansehung so vieler Fürbitter eine vollkommene Versöhnung erteile, uns an ihren Verdiensten Anteil nehmen lasse und die Gnade verleihe, einst im Himmel an ihrer Freude teilzunehmen. –
aus: Leonhard Goffine, Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 680
Allerheiligen Litanei