Über die Schönheit der Katholischen Kirche
Die Zeremonien des Kirchenjahres
Roratemessen
Simon: Wozu werden denn in der Adventszeit die Roratemessen gehalten?
Pfarrer: Diese Messen hängen mit dem, was im Advent unsere Aufgabe ist, auf das innigste zusammen. Sie fangen an mit den Worten des Propheten Jesaias (45,8): Rorate coeli, oder um es sogleich deutsch zu sagen: Tauet ihr Himmel und ihr Wolken regnet den Gerechten; die Erde öffne sich und sprosse den Erlöser hervor. Von jenem lateinischen Wort Rorate haben sie denn auch ihren Namen. Wie ihr hieraus sehen könnt, werden sie zu Ehren der Menschwerdung Christi gehalten, und sind eben bestimmt, die Sehnsucht der Christen nach dem Erlöser auszudrücken.; so eifrig nämlich die Altväter darauf hoffen, daß der Erlöser werde im Fleisch geboren werde, eben so emsig sollen wir uns danach sehnen, daß er in uns geistlicher Weise durch seine Gnade geboren werde. –
aus: Heinrich Rippel, Die Schönheit der katholischen Kirche dargestellt in ihren äußeren Gebräuchen in und außer dem Gottesdienste für das Christenvolk, 1901, S.12
Es werden sogenannte „Roratemessen“ oder Rorateämter gehalten. Diese haben ihren Namen von den Eingangsworten der Votivmesse zu Ehren der allerseligsten Jungfrau: „Rorate coeli desuper“, „Tauet Himmel“ und werden gestiftet und gehalten zum Andenken an die Botschaft, die der Erzengel Gabriel der allerseligsten Jungfrau Maria brachte (daher das Absingen des „Ave Maria“ vor denselben), daß sie die Mutter Gottes werden sollte; sie heißen daher auch „Engelämter“. Vor Tagesanbruch werden sie gehalten, um an die geistige Finsternis in der Welt vor Christus und in dem menschlichen Herzen ohne Christus zu erinnern, und weil Maria die Morgenröte unseres Heils ist. Die vielen brennenden Kerzen bedeuten das Licht, das durch unseren Erlöser Jesus Christus uns erschienen und jeden Menschen erleuchtet, der in diese Welt kommt. –
aus: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 16
Adventlied zur Rorate
1. Maria! sei gegrüßet,
Du lichter Morgenstern!
Der Glanz, der dich umfließet,
Verkündet uns den Herrn.
Von jeder Makel rein,
Sollst du zum Menschenheile
Des Höchsten Mutter sein.
2. Dein Gott zu dir gewendet
Erteilet den Befehl;
Es eilt von Ihm gesendet
Der Engel Gabriel.
Er spricht: o Gnaden vol
Gesegnet unter Weibern!
Der Herr gedenkt dein Wohl.
3. Dies konntest du nicht fassen,
Und batest ihn dabei
Dich recht versteh`n zu lassen,
Was diese Botschaft sei.
Maria zitt`re nicht!
Denn du hast Huld gefunden
Vor Gottes Angesicht.
4. Er will, du sollst empfangen,
Gebären einen Sohn!
Der wird durch ihn gelangen
Auf David`s Vaterthron,
Des Höchsten Sohn zugleich.
Und Jesus soll er heißen,
Unendlich ist sein Reich.
5. Wie soll denn dies geschehen?
Ich kenne keinen Mann.
O Jungfrau! du wirst sehen,
Was Gottes Allmacht kann.
Er sendet seinen Geist,
Der wird dich überschatten,
Damit du Mutter seist.
6. In ihren alten Tagen
Kann auch Elisabeth
Von seinen Wundern sagen,
Die nun gesegnet geht,
Sie hieß zwar unfruchtbar!
Doch Dem ist nichts unmöglich,
Der sein wird, ist und war.
7. Da sprachst du tief geneiget:
Ich bin des Höchsten Magd;
Was du mir angezeiget,
Das sei, wie du gesagt.
O freudenvolles Wort!
Der Bote Gottes eilet
Mit seinem Auftrag fort.
8. Von seines Vaters Freuden
Kam jetzt das Wort herab,
Für Sünder hier zu leiden,
Zu suchen Tod und Grab.
Er wählte deinen Leib,
Mit Fleische sich zu kleiden,
Gebenedeites Weib!
9. Den Schatz, den du empfangen,
O bring ihn bald zur Welt!
Wir warten mit Verlangen;
Denn er ist jener Held,
Der uns`re Bande bricht,
Und aus des Todes Schatten
Uns rufet in das Licht.
10. Dies Lied sei dir gesungen
Des Heils Gebärerin!
Mit dir ergeb`nen Zungen,
Mit dir ergeb`nenm Sinn.
Dein hochgelobtes Pfand
Führ` uns auf deinen Fürspruch
Hinauf ins Vaterland!
aus: Franz Xaver Weniger SJ, Heiliger Liebesbund, 1847, S. 344 – S. 346
Rorate caeli – Gregorianik
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