Wunderbare Medaille der Mutter Gottes

Ein Glasfenster in Montserrat: in der Mitte des ornamentalen Fensters ist ein goldener Anker mit einem Kreuz zu sehen sowie zwei Herzen, eines mit Dornen umrankt, das andere mit einem Schwert durchbohrt, die Herzen Jesu und Mariens

Die wunderbare Medaille der unbefleckten Empfängnis

Maria, die unbefleckte Empfängnis, wie auf der wunderbaren Medaille aufgeprägt, steht auf der Weltkugel, unter ihren Füßen die schlange; die Arme hat sie ausgebreitet

Gegen das Ende des Jahres 1830 sah Schwester M…, Novizin in einer zu Paris dem Dienst der Armen geweihten Klostergemeinde, in einer Gebetsentzückung eine bildliche Erscheinung, welche die heilige Jungfrau darstellte, wie sie gewöhnlich unter dem Titel ihrer unbefleckten Empfängnis vorgestellt wird, in ganzer Gestalt und mit ausgestreckten Armen. Sie war weiß gekleidet und trug einen blauen Mantel und einen aurorafarbenen Schleier. Aus ihren Händen fuhren Strahlen, gleich Strömen von Licht, von ungemeinem Glanz; und sie vernahm die Worte: „Diese Strahlen sind ein Sinnbild der Gnaden, die Maria den Menschen erbittet, und jener Punkt des Erdkreises, auf welchen sie reichlicher nieder strömen, ist Frankreich.“ Um das Bild zog sich im Halbkreis die Inschrift: „O Maria, ohne Sünde empfangen, bitte für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen.“ Einige Augenblicke darnach kehrte sich das Bild um, und auf der Rückseite bemerkte die Schwester den Buchstaben M, aus dessen Mitte sich ein Kreuz erhob, während unter demselben die beiden heiligen Herzen Jesu und Mariä zu sehen waren. Nachdem sie alles das aufmerksam betrachtet hatte, sprach die Stimme wieder zu ihr: „Nach diesem Muster laß eine Medaille prägen: wer dann dieselbe geweiht trägt und die kurze Anrufung mit Andacht in seinem Herzen nachspricht, wird eines besonderen Schutzes der Mutter Gottes gewürdigt werden.“(siehe den Beitrag: Heilige Katharina Labouré)

… Der Beichtvater empfand eine gewisse Furcht, derjenigen zu mißfallen, welche die Kirche mit so heiligem Recht als die Zuflucht der Sünder begrüßt. – Als er daher einige Wochen später Gelegenheit hatte, den Herrn Erzbischof von Paris zu sprechen, teilte er demselben die Sache umständlich mit. Seine Antwort lautete dahin: „Es sei kein Grund vorhanden, der die Verfertigung dieser Medaille verhindern könnte, zumal sie ja nichts darbiete, was dem Glauben der Kirche zuwider wäre; vielmehr sei Alles daran geeignet, die Andacht der Gläubigen zur Mutter Gottes zu wecken und zu nähren; er wünsche daher, daß man ihm eine der allerersten zustelle.“ Im Juni 1832 wurde dann die Medaille geprägt, wie man sie heut zu Tage kennt. Folgender Umstand muss hier noch erwähnt werden. Als nämlich eines Tages die Schwester bei sich selbst überlegte, ob es schicklich wäre, einige Worte auf der Rückseite der Medaille ihre Aufschrift habe, da sprach die Stimme zu ihr: „Die zwei heiligsten Herzen und der Buchstabe M mit dem Kreuzeszeichen, seien sinnvoll genug für jede christliche Seele.“

Die Medaille verbreitete sich rasch, besonders unter den barmherzigen Schwestern, welche sie einigen Kranken und Sterbenden gaben, die im Unglauben verhärtet waren. Es erfolgten ganz merkwürdige Heilungen und wahrhaft wunderbare Bekehrungen. Hierauf entstand eine allgemeine Nachfrage nach der Medaille und sie ist nun in einer unberechenbaren Anzahl verbreitet.

Auf dieser Seite der Medaille ist der Buchstabe M, auf welchem ein Kreuz steht, darunter die heiligen Herzen Jesu und Mariä

In den Jahren 1835 und 1836 war sie in einige Teile der Schweiz noch nicht gekommen, wenigstens war sie einer frommen Ordensschwester in diesem Land nicht bekannt geworden, als dieser eine ähnliche Gnade zu Teil wurde, wie jene, von der wir bereits gesprochen haben. Am 17. August 1837, dem ersten Tag der geistlichen Übungen, welche sie jedes Jahr zu machen pflegte, wurde diese Ordensschwester nach der heiligen Kommunion wie verzückt, und sah unsern Herrn und Heiland, ein Schwert in der Hand haltend, auf einem strahlenden Throne sitzen. – „O Herr Jesus, antwortete sie ihm, zu dir gehe ich und dich suche ich ganz allein.“ „Wo suchst du mich? Worin und durch wen?“ „Herr, – in mir such ich dich, in deinem heiligen Willen und durch Maria.“ – Nun verschwand unser Herr und die Ordensschwester, welche wieder zu sich gekommen war, dachte über die Worte des Heilandes nach, als ihr die heilige Jungfrau erschien, von blendendem Licht umflossen. Sie hielt eine Medaille in der Hand, auf welcher ein Bild mit der Umschrift geprägt war: „O Maria, ohne Sünde empfangen, bitt für uns, die wir unsere Zuflucht zu dir nehmen.“ Strahlenbündel fuhren aus ihren Händen. „Diese Strahlen“, sagt Maria zu ihr, „sind das Sinnbild der Gnaden, die ich den Menschen erwirke.“ Sie wendete die Medaille um, und die Ordensschwester sah auf dieser Seite den Buchstaben M, auf welchem ein Kreuz stand und darunter die heiligen Herzen Jesu und Mariä. „Trage diese Medaille“, sagte hierauf die Himmelskönigin, dann wirst du dich meines besonderen Schutzes erfreuen: sorge dafür, daß alle jene, die sich in irgend einem Notstand befinden, sie auf tragen; man solle sie ihnen zu verschaffen suchen… bereite dich vor, denn ich selbst werde sie am Fest meines geliebten Dieners dir um den Hals hängen; heute lasse ich sie in deinen Händen.“ Die allerseligste Jungfrau erfüllte erfüllte ihr Versprechen, und am 20. August, am Fest des heiligen Bernard, erschien sie der Ordensschwester noch einmal und hing ihr die Medaille um den Hals, welche sie ihr schon zum Geschenk gemacht hatte.

Zugleich wurde ihr empfohlen, sie mit Ehrfurcht zu tragen, recht oft die Anrufung. „O Maria, ohne Sünde empfangen“ etc. zu sprechen und sich die Ausübung der Tugenden der unbefleckten Jungfrau angelegen sein zu lassen. – Während ihrer geistlichen Übungen (im August 1836) sah sie täglich die Medaille vor sich in der Luft hängen. Anfangs erschien sie ihr sehr hoch, und von Zeit zu Zeit strahlend wie die Sonne, dann wie reines Gold; hierauf schien sie ihr weniger hoch und wie Silber; endlich sehr nahe an der Erde, aber nur wie von Kupfer. Die Schwester verwunderte sich über dieses Gesicht, ohne dessen Bedeutung zu begreifen. Während der Vesper wurde es ihr aber erklärt. Eine liebliche Stimme fragte sie, welcher von den Medaillen sie den Vorzug geben würde. Sie entschied sich für die am meisten glänzende und nun sagte ihr die nämliche Stimme, diese sei die der treuen Christen, welche, indem sie die Medaille trügen, Maria vollkommen ehrten und zur Verbreitung ihrer Glorie eifrig mitwirkten: die goldene aber sei jene der frommen Personen, die zwar eine zärtliche, kindliche Andacht zu Maria hätten, in deren herzen jedoch die Andacht verschlossen bleibe und nicht zu größerer Verehrung Mariens beitrage; die silberne sei jene aller Personen, die sie mit Ehrfurcht und Andacht trügen, aber gleichwohl in Nachahmung der Tugenden Mariens keine Beharrlichkeit zeigten; die kupferne Medaille gehöre endlich jenen Leuten, welche sich mit einigen Gebeten begnügten, ohne in den Fußstapfen Mariens zu wandeln, und so an der Erde hängen blieben. Die nämliche Stimme setzte noch bei, daß dessen ungeachtet eine besondere Art von Einigung unter Allen herrsche, die gleichsam mit dem Siegel der allerseligsten Jungfrau bezeichnet wären, und daß sie sich gegenseitig mit ihrem Gebet unterstützen sollten, damit durch diese mächtige Hilfe die Unvollkommenen erhoben und gekräftigt würden.

Sobald die Medaille geprägt war, begann sie sich, wie schon gesagt, nach allen Richtungen zu verbreiten, besonders durch die barmherzigen Schwestern, die zuerst von ihrem Ursprung in Kenntnis gesetzt waren und ein großes Vertrauen auf sie setzten. Sie gaben sie einigen Kranken, von denen sechs sogleich die glücklichen Wirkungen erfuhren. Drei Heilungen und eben so viele Bekehrungen wurden sowohl in Paris als in der Diözese Meaux auf eine ebenso plötzliche als unerwartete Weise dadurch bewirkt. Nun verlangte man überall nach der wunderbaren Medaille. Viele Mütter gaben sie ihren Kindern zum Neujahrsgeschenk und die außerordentliche Freude, womit sie angenommen und getragen wurde, bewies, welchen Wert diese unschuldigen herzen darauf legten. Sobald sie in einem Ort bekannt wurde, beeilten sich alle frommen Leute, selbe sich zu verschaffen. Aber was von der ersten Zeit ihrer Verbreitung am meisten auffiel, war der Umstand, daß in zwei Provinzial-Städten beinahe alle jungen Leute sich verabredeten, sie als Schutz und Schirm ihrer Jugend zu tragen.

Bald sah man in mehreren Orten die Pfarrkinder ihren Pfarrer ersuchen, er möge ihnen welche verschaffen und in Paris bemerkte man einen höheren Offizier, der für andere Offiziere, die ihn darum baten, sechzig auf einmal einkaufte. Priester von Gottes Geist erfüllt, bezeugten, sie erwecke den christlichen Eifer in Städten und auf dem Lande. Hochgestellte Geistliche, durch Wissenschaft und Frömmigkeit berühmte Männer bekannten, daß diese Medaille ihr ganzes Vertrauen in Anspruch genommen habe, daß sie dieselbe als ein Mittel ansähen, dessen sich Gott bediene, um den gesunkenen Glauben in unserer Zeit wieder neu zu beleben; und wirklich erwecke sie ihn in vielen Herzen wieder; sie stelle den Frieden und die Einigkeit in den Familien wieder her; und unter all denen, die sie trügen, sei kein Einziger, der nicht heilsame Wirkungen davon verspüre. Aber nicht bloß in Frankreich, diesem der hohen Jungfrau geweihten Land, das immer der Gegenstand ihres mütterlichen Schutzes gewesen, sieht man die Gläubigen wetteifern, die wunderbare Medaille zu tragen; sie verbreitete sich in die halbe Welt, bis nach China hinein. Die Anzahl der getragenen Medaillen beträgt nicht weniger als 30 Millionen. Überall verlangen sie gleichgültige Katholiken, verstockte Sünder, Gottlose, Protestanten, Juden, Türken sogar, oder sie nehmen sie wenigstens an und tragen sie mit religiöser Verehrung.

Gebe der Himmel, daß dies seine Früchte bringe, daß wir alle auf den Weg des Heiles geführt und darauf erhalten werden von derjenigen, auf welche die Kirche die Worte der Schrift anwendet: „Derjenige, welcher mich findet, hat das Leben gefunden und wird das Heil des Herrn erlangen.“ (Sprichw. 8, 36)

Die an die Medaille, wenn sie von einem befugten Priester geweiht ist, geknüpften Ablässe sind:

1) ein vollkommener Ablass in der Todesstunde;
2) ein unvollkommener an den Apostelfesten und hauptsächlichsten Festen des Jahres. (Huguet.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1860, Sp. 2630 – Sp. 2633

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