Unterricht für den fünften Sonntag nach Ostern

Das Kirchenjahr Weihnachtskreis, Osterkreis, Pfingstkreis: In dem Bild sieht man die allerheiligste Dreifaltigkeit, Gott Vater, Gott Sohn Jesus Christus, Gott Heiliger Geist als Taube

Unterricht für den fünften Sonntag nach Ostern, „Vocem jucunditatis“ genannt

Sollen wir des heilige Geistes, dieses göttlichen Führers auf der Wanderschaft durch dieses Leben, teilhaftig werden, so müssen wir um Ihn bitten. Darum weist uns die Kirche heute auf das gebet hin. Weil dieser Sonntag der Anfang der sogenannten Bittwoche ist, und weil an diesem Tage an vielen Orten Bittprozessionen stattfinden und der liebe Heiland selbst uns im Evangelium zum Bitten ermuntert, so heißt er auch „Bittsonntag“.

Im Eingang zur heiligen Messe fordert die Kirche mit dem Propheten Isaias alle Völker der Erde auf, den Sieg des Auferstandenen zu feiern, dessen Errungenschaft unsere Erlösung ist. „Ein liebliches Wort sollt verkünden, und man höre darauf, Alleluja! Verkündet es bis an die Grenzen der Erde: der Herr hat sein Volk erlöst, Alleluja! (Is. 48, 20) Singet alle Länder, stimmt an seinen Namen einen Lobgesang; lasset herrlich erschallen sein Lob!“ (Ps. 65, 1-2) – Ehre sei dem Vater etc.

Gebet der Kirche.
O Gott! von dem alles Gute herkommt, verleihe uns, die wir demütig zu Dir rufen, daß wir, durch Dich erleuchtet, denken, was recht ist, und durch Dich geleitet, es auch im Werk erfüllen; durch Jesum Christum, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lesung aus dem Brief des hl. Apostels Jakobus. Kap. 1, Vers 22-27

Geliebteste! Seid Vollbringer des Wortes und nicht bloß Hörer, euch selbst betrügend; denn wenn jemand ein Hörer und kein Vollbringer des Wortes ist, der gleicht einem Mann, welcher sein natürliches Angesicht in einem Spiegel beschaut und, wenn er es beschaut hat, hinweg geht, und sogleich vergißt, wie er aussah; wer aber das vollkommene Gesetz der Freiheit durchschaut und dabei verbleibt und kein vergeßlicher Hörer, sondern Vollbringer des Werkes ist, der wird durch sein Vollbringen selig werden. Wenn aber jemand ein Gottesfürchtiger zu sein glaubt und seine Zunge nicht im Zaume hält, sondern sein Herz betrügt, dessen Religion is eitel. Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Bedrängnis heimsuchen und sich unbefleckt von dieser Welt bewahren.

Erklärung und Anwendung.

Daran erkennt man also den wahrhaft Gottesfürchtigen und Frommen, der vom heiligen Geist geleitet ist, daß er Gottes Wort nicht bloß hört und liest, sondern auch den erkannten göttlichen Willen tut; daß er also sich abtötet, insbesondere auch seine Zunge im Zaume hält, damit sie keinerlei lieblose, lügenhafte, unzüchtige etc. Reden hervor bringe; daß er, wie Christus, Armen und Verlassenen mit Rat und Tat zu Hilfe kommt; daß er die Welt, ihre falschen Grundsätze, törichten Gebräuche und ärgerlichen Beispiele verabscheut und flieht. – Bete um eine solche Frömmigkeit:

O Jesus, Du treuer Führer unserer Seelen! verleihe mir eine Gottesfurcht, wie der hl. Jakobus sie beschrieben hat, damit ich Dir wahrhaft diene. Amen.

Evangelium nach dem hl. Johannes. Kap. 16, Vers 23 – 30.

Zu jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wahrlich, wahrlich, sage Ich euch, wenn ihr den Vater in meinem Namen um etwas bitten werdet, so wird Er es euch geben. Bis jetzt habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, auf daß eure Freude vollkommen werde. Bisher habe Ich in Gleichnissen zu euch geredet; doch es kommt eine Stunde, da ich nicht mehr in Gleichnissen zu euch rede, sondern offenbar vom Vater euch verkünden werde. An jenem Tage werdet ihr in meinem Namen bitten, und Ich sage euch nicht, daß Ich den Vater für euch bitten werde; denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr Mich geliebt und geglaubt habt, daß Ich von Gott ausgegangen bin. Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; Ich verlasse die Welt wieder und gehe zurück zum Vater. Da sprachen seine Jünger zu Ihm: Siehe, nun redest Du unverhüllt und sprichst kein Gleichnis mehr. Jetzt wissen wir, daß Du alles weißt und nicht nötig hast, daß Dich jemand frage; deshalb glauben wir, daß Du von Gott ausgegangen bist.

Welchen Sinn hat dieses heilige Evangelium?

1. Der göttliche Heiland unterrichtet die heiligen Apostel immer mehr und redet nun nicht mehr in Gleichnissen mit ihnen; aber auch der Glaube der Apostel ist jetzt fester und standhafter; sie glauben ohne Schwanken, daß Er von Gott ausgegangen ist.
O daß auch unser Glaube, durch so viele Lehren und taten Jesu genährt, endlich fest und vollkommen würde.

2. Der göttliche Heiland tröstet die Apostel, daß der Vater sie liebe, und belobt sie wegen ihrer Liebe und ihres Glaubens an Ihn.
O daß in der österlichen Zeit auch unsere Liebe zu Christus zugenommen hätte, und wir das süße Wort vernehmen dürften: „Der Vater selbst liebt euch!“

3. Christus ladet seine Apostel und uns ein, seinen Vater in seinem Namen zu bitten mit der sicheren Verheißung, daß wir erhört werden.
O daß wir doch recht beten könnten! –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 287 – S. 289

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