Todesmutige Rede des heiligen Bischofs Hilarius

Der heilige Bischof Hilarius steht in seinen bischöflichen Gewändern gekleidet auf dem Marktplatz, er hält in der linken Hand seinen Bischofsstab, die rechte Hand hat er erhoben; das gläubige Volk kniet zum Teil, alle, auch zwei Ordensleute, die bei ihm stehen, hören dem Heiligen aufmerksam zu

Aus den Schriften des heiligen Bischofs Hilarius

Eine todesmutige Rede des heiligen Bischofs Hilarius

Damit du freudig Jesus vor den Menschen bekennst, stärke deinen Mut an der kraftvollen Sprache, womit der große Bischof Hilarius dem Kaiser selbst ins Angesicht sein Unrecht wider Christus und die Kirche vorgehalten:

„Jetzt ist es Zeit zu sprechen, die des Schweigens ist vorüber. Wir müssen Christum erwarten; denn das Reich des Antichrist ist da. Mögen die Hirten ihre Stimme erheben, denn die Mietlinge haben die Herde verlassen. Geben wir unser Leben hin für die Schafe; denn die Räuber sind eingebrochen, und der Rachen des Wolfes ist geöffnet zum Fraß. Auf denn zum Martyrium! Der Satan hat die Gestalt eines Engels des Lichtes angenommen… Warum, o mein Gott, hast Du mich nicht zur Zeit der Nerone, der Decius` geboren werden lassen, meines Amtes zu walten! Erfüllt mit dem Feuer des heiligen Geistes hätte ich für das Bekenntnis deines Namens Marter und Qual erduldet; ich hätte gegen erklärte Feinde kämpfen müssen. Mit fester Zuversicht wären wir vor den Henkern erschienen; furchtlos wären deine gläubigen Völker unserem Beispiel gefolgt, weil sie aus der Offenkundigkeit der Verfolgung gewußt hätten, woran sie waren.“

„Heute haben wir gegen einen versteckten Verfolger zu kämpfen, gegen einen Feind, der uns schmeichelt, gegen Konstantius, den Antichrist, der für uns keine Schläge, nur Liebkosungen hat; der seine Opfer nicht den Henkern überliefert, um ihnen das wahre Leben zu geben, sondern sie mit Reichtümern überhäuft, um ihnen den ewigen Tod zu bereiten; der ihnen nicht die Freiheit der Ketten in den Gefängnissen gewährt, sondern die Knechtschaft der Ehren in seinen Palästen; der ihnen nicht den Kopf mit dem Schwert abschlägt, sondern die Seele mit dem Geld tötet… Man höre auf, mich übler Nachreden und Schmähungen anzuklagen; denn in allen Dingen die Wahrheit zu sagen, das ist die Pflicht der Diener der Wahrheit. Wenn ich mit Unrecht anklage, dann verdiene ich die Schande des Verleumders; wenn aber meine ganze Anklage wahr ist, so überschreite ich weder die Grenzen der Freiheit noch die der apostolischen Weisheit, indem ich endlich das Stillschweigen breche.“

„Ich sage dir laut, Konstantius, was ich Nero gesagt hätte, was Decius und Maximian aus meinem Mund gehört hätten: Du streitest wider Gott, wütest gegen die Kirche, verfolgst die Heiligen, haßt die Verkünder Christi, vernichtest die Religion; du bist ein Tyrann, wenn nicht in irdischen, so doch jedenfalls in göttlichen Dingen. Das hätte ich im Allgemeinen gesagt, dir, wie jenen: höre jetzt auch, was ich dir im Besonderen sage: Unter der Maske eines Christen bist du ein neuer Feind Christi; als Vorläufer des Antichrist arbeitest du schon in seinem hassenswerten Dienst; gegen den Glauben tobend machst du neue Glaubensformeln: du verteilst die Bistümer an deine Kreaturen und setzest Schlechte an die Stelle der Guten; deine Staatskunst hat das Mittel erfunden, die Kirche zu verfolgen, ohne Märtyrer zu machen. O ihr Nerone, ihr Decius`, ihr Maximiani, um wie viel mehr sind wir eurer Grausamkeit verpflichtet! Durch euch haben wir den Satan überwunden; die Frömmigkeit hat überall das Blut der Märtyrer aufgefangen, ihre der Verehrung ausgesetzten Gebeine bezeugen es. Aber du, grausamer als alle Tyrannen, greifst uns in einer Weise an, die größere Gefahren für uns hat und weniger Hoffnung übrig läßt, daß wir Gnade finden… Du empfängst die Bischöfe mit demselben Kuss, mit welchem Christus verraten wurde; du beugst das Haupt unter dem Segen und wirfst den Glauben in den Staub, du läßt den Geistlichen die Steuern nach, um aus ihnen abtrünnige Christen zu machen.“

So todesmutig haben unsere heiligen Väter für Christus geeifert: was tun wir, ihre Söhne und Erben? –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 33 – S. 34

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