Warum Sühne und Tröstung notwendig sind

Christus, der Welterlöser, am Kreuz, der Oberkörper entblößt, mit der Dornenkrone auf dem Haupt, die Seitenwunde und auf der Brust das dornenumrankte Flammenherz

Sühne und Tröstung sind notwendig

Mit der Weihe an das Erlöserherz muss sich, wie Pius XI. in seiner Herz-Jesu-Enzyklika darlegt, die Sühne verbinden. Dies fordert die Gerechtigkeit sowohl wie die Liebe: „Die Gerechtigkeit, damit die Gott durch unsere Sünden zugefügten Beleidigungen wieder gut gemacht werden, die Liebe, damit wir mit dem leidenden und mit Schmach gesättigten Heiland mitleiden und ihm bei all unserer Schwachheit einigen Trost bereiten.“

Als Mittel ist an erster Stelle die sühnende Kraft des heiligen Messopfers genannt, es wird aber auch zugleich betont: „Mit dem erhabenen eucharistischen Opfer muss sich die eigene Hinopferung der Priester und Gläubigen verbinden, die sich nach der Mahnung des Apostels als lebendige, heilige, Gott wohlgefällige Opfer darbringen, Jesu Leiden an ihrem Leibe tragen und ihr Fleisch mit seinen Leidenschaften ans Kreuz schlagen.“ (Röm. 12,1) So betont auch der heilige Märtyrerbischof Cyprian, „das Opfer des Herrn werde nicht in der rechten Weise gefeiert, wenn nicht unsere Hingabe und unser eigenes Opfer dem Opfer des Herrn entspreche“. Daraus ergibt sich: „Je vollkommener unser eigenes dem Opfer des Herrn entspricht, je mehr wir die Eigenliebe und ungeordneten Neigungen zum Opfer bringen und Abtötung üben, um so reicher werden die Früchte der Versöhnung und der Sühne sein.“ Tief ist das in der Lehre vom Corpus Christi mysticum begründet, durch die innige Gemeinschaft der Gläubigen mit Christus, dem Haupt seines mystischen Leibes, an dessen Leiden sie teilnehmen müssen, und der Einheit der Glieder untereinander. Neben dem Messopfer wird besonders die Sühnekommunion am Herz-Jesu-Freitag oder Herz-Jesu-Sonntag genannt und die „heilige Stunde“ empfohlen, in der man am Abend oder der Nacht vor dem Freitag im Gebet der Leiden des göttlichen Herzens am Ölberg gedenkt, und dabei Fürbitte und Sühnegebete verrichtet.

Bisher wurde die Sühne fast ausschließlich auf die dem Herrn im Sakrament der Liebe zugefügten Beleidigungen beschränkt, und zwar unter Berufung auf die hl. Margareta. Daß bei Entstehung der modernen Herz-Jesu-Andacht der eucharistische Sühnegedanke so betont wurde, dürfte seine Erklärung zum Teil in den damaligen kirchlichen Zuständen finden. In seinem Stolz, unter dem schein der Demut, wiesen damals die Jansenisten die unendlichen Erbarmungen des göttlichen Herzens, wie sie gerade im Sakrament der Liebe zum Ausdruck kommen, zurück.  (siehe den Beitrag: Das göttliche Herz Jesu und der Jansenismus) Allerdings setzte man das heilige Sakrament feierlich und sehr hoch zur Anbetung aus, aber von seinem Empfang in der heiligen Kommunion hielt man die Gläubigen durch hinterlistige Scheingründe zurück. Wenn selbst Priester und Ordensfrauen, vor dem Sakrament der Liebe kniend, innerlich die Einladung des Herrn zur heiligen Kommunion ablehnten, wenn man dort seine Ergebung in die ewige Verdammnis machte, wenn man dort kniend sich in der inneren Auflehnung gegen die Kirche und ihre Lehrentscheidungen bestärkte, so erklären sich die sonst kaum verständlichen Worte des Herrn an die hl. Margareta, die 1675 Sühne verlangten „für die Beleidigungen, die ihm angetan werden in der Zeit, da er auf den Altären ausgesetzt sei“.

Heute gehen die Sünden gegen das heilige Sakrament nur selten aus eigentlicher Bosheit hervor. Andere Sünden sind es heute, wodurch Gottes Gerechtigkeit herausgefordert und das herz des Herrn gekränkt und beleidigt wird. Als solche werden in dem Sühnegebet, das 1928 vom Papst für die ganze Kirche zu jedem Herz-Jesu-Fest vorgeschrieben wurde, besonders hervor gehoben: „Die Zügellosigkeit und Schamlosigkeit in Lebensweise und Kleidung; all die Verführung, die der Unschuld nachstellt; die Entweihung der Sonn- und Feiertage; die Gotteslästerungen und die den Heiligen angetane Schmach; Spott und Hohn gegen den Stellvertreter Christi auf Erden und den Priesterstand; Entweihung und Vernachlässigung des Sakramentes der göttlichen Liebe; endlich die öffentlichen Frevel der Völker, die sich der von Christus gestifteten Kirche und ihren Rechten und ihrem Lehramt widersetzen.“

In der Tat wächst überall auf der Welt ein solch dämonischer Haß gegen Gott, gegen Christus, gegen seine Kirche und ihre Diener, wie man es in solcher Weise früher nicht gekannt hat. Er nimmt Formen an, die an raffinierter Bosheit wohl nicht zu übertreffen sind. Eine Religionsverfolgung in brutaler Durchführung des sozialistisch-marxistischen Atheismus (…) hat die Geschichte bisher noch nicht gesehen. Aber dieselben Grundsätze, die die Bolschewisten in die Tat umgesetzt haben, gehen im Kulturbolschewismus bei allen zivilisierten Nationen um, auch in Deutschland. In einem Werke, das die weiteste Verbreitung fand, wird in einer großen Hymne „An Satanas“ im Gegensatz zum Prinzip christlicher Lebensbeherrschung das Prinzip des Bösen als Quelle aller Lust und allen Fortschrittes verherrlicht. Die gesamte Kulturentwicklung wird als Sieg Satans gepriesen:

Heil dir, o Satanas,
Kettenzerbrecher,
Gefangenen Denkens
Befreier, Rächer!

Dir laß uns opfern,
Zu dir laß uns beten:
Du hast den Gott
Der Priester zertreten!

Und die entsetzlichsten Blasphemien, mit denen man jemals gegen Gott und gegen Christus, den Welterlöser gefrevelt hat, wurden sogar mit dem literarischen Nobelpreis gekrönt! –
aus: Karl Richstätter SJ, Das Herz des Welterlösers, 1932, S. 74 – S. 79

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