Ehrfurcht vor der Kirche ist Ehrfurcht vor dem Heiligen Geist
Teil 4:
Prüfstein Gottes für die Katholiken ist Ehrfurcht vor der Kirche
Der Prüfstein, den Gott jetzt für unsere Prüfung anzuwenden scheint, ist Ehrfurcht vor der Kirche. Wir behaupten, daß Ehrfurcht vor dem heiligen Geiste auf ganz besondere Weise Ehrfurcht vor der Kirche in sich schließe und enthalte.
Wir lesen, daß die Sünde wider den heiligen Geist die Hauptsünde der letzten Zeiten der Kirche sein soll.
Wenn dem so ist, dann dürfen wir erwarten, daß sie in allen jenen Zeiten in üppiger Blüte stehe, die insbesondere Prophezeiungen und Vorbilder der letzten Zeiten, der Zeiten des Antichrist sind. Man wird es schwerlich für einen Aberglauben halten, wenn wir in unserer eigenen Zeit viele jener besonderen Merkmale zu erkennen meinen, womit Propheten, Apostel und unser Herr selbst die Tage des Antichrist schildern. Es ist daherum so weniger ratsam für uns, von der Erwägung dieser wichtigen Frage abzusehen, wie wenn sie eine Grille und unnütz wäre. Die Warnung muss für alle Zeiten und für alle Seelen von praktischem Nutzen sein, weil unser Erlöser selbst sie gab. Sie muss im höchsten Grade für jene von Nutzen sein, die in Zeiten leben, wo eine solche Sünde wahrscheinlich sich immer weiter verbreitet…
Der unaufhörliche Bestand der Kirche kommt von dem heiligen Geist. Sie kann nicht aufhören, es steht nicht in ihrer Macht zu sterben. Häresien können sie nicht untergraben, Verfolgungen nicht zerstören… Die unaufhörliche Fortdauer der Kirche ist das stehende Wunder der Geschichte. Nichts bestätigt das Wunder unwidersprechlicher, als die Versuche der Geschichtsschreiber, dasselbe nach menschlichen Grundsätzen zu erklären. Der Christ sieht darin die Erfüllung der Worte unseres Herrn über den Tröster: „Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, damit er in Ewigkeit bei euch bleibe“, nicht bloß 33 Jahre lang, sondern in Ewigkeit.
Die absolute Unfehlbarkeit des irdischen Oberhauptes der Kirche in allen Dingen, welche den rechten Glauben und das rechte Verhalten der Menschen betreffen, ist eine andere Gabe des heiligen Geistes, eine andere Eigentümlichkeit seines anbetungswürdigsten Wohnens in der Kirche. Wie die Gabe des heiligen Sakramentes, so ist dies eine von jenen Gaben, über die ein Gläubiger viel mehr empfindet, als er sagen kann…
Welche unbeschreibliche und dabei höchst wesentliche Leitung der Kirche und des obersten Hirten gibt es außerdem, die weit erhaben ist über die Gabe der Unfehlbarkeit! Wie vermessen ist es, das Verhalten der Päpste oder die Bewegungen der Kirche in derselben Weise zu beurteilen, wie wir die Handlungen von Fürsten oder den Angriff von Staaten beurteilen würden! Sollten wir nicht vielmehr mit Jakob in Bethel anerkennen: „Wahrhaftig, der Herr ist an diesem Ort, und ich wußte es nicht! Und er erschrak und sprach: Wir furchtbar ist dieser Ort! Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus und die Pforte des Himmels!“ (Gen. 28) –
aus: Frederick W. Faber, Ehrfurcht vor der Kirche und treue Anhänglichkeit an dieselbe, 1861, S. 18 – S. 21