Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes Jesus
Betrachtung zum 21. Januar
In fide vivo Flilii Dei, qui dilexit me et tradidit semetipsum pro me.
„Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat.“ (Gal. 2,20)
1. Betrachte, was die Worte sagen wollen: Im Glauben leben. Sie wollen sagen, daß du Christo glaubst, – versichert, Alles werde dir gut von Statten gehen, wenn du dich gänzlich seiner Leitung hingibst: mag er dir auch Krankheiten, Trostlosigkeit, Verfolgung und den Bettelstab schicken. Kannst du dich nicht ganz in die Arme eines Herrn werfen, der dich so sehr geliebt hat? Du darfst versichert sein, daß Alles am Ende zu deinem Vorteil ausschlagen werde. „Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes.“
2. Erwäge die Größe der Liebe, womit er dich geliebt hat, da er sich selbst für dich hingegeben; nicht einen Anderen, sondern sich selbst; nicht einen Engel, nicht einen Erzengel, nicht einen anderen Geist höherer Ordnung; sondern seine eigene Person. Er selbst wollte das große Schlachtopfer für dein Heil sein. Und so hat ihn Judas nur insofern den Juden ausgeliefert, als er sich selbst diesem freiwillig hingab und ihm entgegen ging.
3. Betrachte, daß er dies Alles vorzüglich für dich getan hat, für dich, sage ich. Deshalb sollst du nicht sagen: Er hat uns geliebt und sich selbst für uns hingegeben, sondern: Er hat mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben. Für dich allein ist der Herr ebenso gestorben, wie für Alle. Ja im Augenblick seines Todes dachte er besonders an dich, betete für dich, brachte jenes Opfer am Kreuz für dich dar: und gleichwie er, um für Alle zu sterben, vom Himmel herab stieg; so wäre er, wenn es nötig gewesen wäre, für dich allein herab gestiegen. Siehe nun, ob er dich nicht liebt.
4. Erwäge, welche Schmach du Demjenigen zufügst, der sich ganz für dich hingegeben, wenn du dich weigerst, dich ganz ihm hinzugeben. Das aber heißt sich ganz hingeben, wenn man sich gänzlich seinem Willen als Opfer des Gehorsams überläßt, so daß er in Allem über dich nach Belieben verfügen könne, ohne daß du den Ausgang deiner Angelegenheiten zu wissen verlangst, sondern allein wünschest, im Glauben an den Sohn Gottes zu leben. So lebt das Kind im Schoß seiner Mutter. –
aus: Paul Segneri S.J., Manna oder Himmelsbrod der Seele, 1853, Bd. I, S. 39 – S. 40
siehe auch den Beitrag: Der Glaube an den Gekreuzigten