Heiliger Nikolaus von Tolentino Mönch

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

10. September

Der heilige Nikolaus von Tolentino liegt sterbend auf seinem Bett, zwei Mönche knien zu seinen Füßen; der Heilige schaut hoch, wo er den Heiland mit seiner Dornenkrone, die allerseligste Jungfrau Maria wie auch links von den beiden einen heiligen Bischof schaut

Der heilige Nikolaus von Tolentino Augustinermönch

Nikolaus, von Tolentino genannt, weil er in dortigem Augustiner-Kloster den größten Teil seines Lebens zugebracht hat und eines glorreichen Todes gestorben ist, wurde im Jahre 1246 zu St. Angelo im Kirchenstaat geboren. Seine Eltern waren nicht reich an zeitlichem Besitz, aber sehr an reich an religiösen Tugenden. Ihre Ehe blieb zu ihrer schmerzlichen Betrübnis lange Jahre unfruchtbar, weshalb Beide gelobten, eine Wallfahrt zu den Reliquien des hl. Nikolaus in Bari zu machen und das Kind, das Gott ihnen schenken würde, Ihm gänzlich zu weihen. Am Gnadenort selbst schon erschien ihnen im Traum der hl. Nikolaus mit der freudigen Ankündigung, daß sie einen Sohn erhalten würden, welcher einst unter den Heiligen im Himmel leuchten werde.

Diese Ankündigung erfüllte sich, die dankbaren Eltern gaben ihrem Sohn in der heiligen Taufe den Namen Nikolaus und unterließen nie, ihn zu ermahnen, daß er mit treuem Fleiß seinem heiligen Namens- und Schutzpatron nachfolge. Diese Worte der frommen Eltern fanden ein gutes Erdreich im Herzen ihres Kindes, das schon von der Wiege an eine besondere Neigung zum Gebet und eine englische Andacht bei demselben zeigte. Vom siebenten Jahr an fastete er nach dem Vorbild des heiligen Namenspatrons in jeder Woche drei Tage bei Wasser und Brot, und fügte später noch einen vierten Fasttag hinzu zur Ehre Ehre der Mutter Gottes, damit sie ihm doch helfe, die Keuschheit unversehrt zu bewahren. Rührend war seine Ehrfurcht vor den Armen, die er häufig ins väterliche Haus führte, um ihr Fürbitter zu sein und ihnen die Speisen auszuteilen, die er durch das Fasten sich abgespart hatte. Den Spielen und dem lärmenden Treiben der Kinder war er gänzlich abhold, nur an ernsten Dingen, am Lesen geistlicher Bücher und am Gottesdienst fand er sein Vergnügen.

Die Eltern, eingedenk ihres Gelübdes, ihr Kind Gott zu weihen, strengten sich an, dem Knaben eine tüchtige wissenschaftliche Ausbildung zu geben. Nikolaus machte so glänzende Fortschritte, daß man ihm schon, bevor er die höheren Schulen vollendet hatte, eine Chorherrn-Stelle in Tolentino verlieh, damit keine Nahrungs-Sorgen den Gang seiner Studien hindern möchten. Er nahm diese Pfründe mit Dank an; aber das wachsende Verlangen, in verborgener Stille Gott allein zu dienen, ließ ihn erkennen, daß die Vorsehung ihn für einen andern Platz bestimmte habe. Dieser göttliche Wille wurde ihm ganz klar, als er eines Tagens einen Augustiner-Mönch predigen hörte über den Spruch des Apostels: „Liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist.“ (1. Joh. 2,15) Nach dieser Predigt eilte er in das Augustiner-Kloster zu Tolentino, bat kniefällig um Aufnahme und – erhielt sie.

Nikolaus war ein Jüngling von neunzehn Jahren, als er das Ordenskleid anzog; aber bald übertraf er die Ältesten an Abtötung und in jeglicher Tugend. Er gelangte zu einer wunderbaren Sammlung und Beharrlichkeit im Gebet, das er meistens auf den Knien vor Jesus im heiligsten Altarsakrament verrichtete. Dabei war er ganz Demut und Dienstfertigkeit; auf jeden Wink gehorchte er, und Alle im Kloster wußten es, daß sie ihm eine Freude machten, wenn sie ihn die niedrigsten und verdrießlichsten Arbeiten tun hießen.

Im Jahre 1279 wurde er zum Priester geweiht und mit dem Predigtamt beauftragt. Die Glut seiner Andacht bei Darbringung des heiligen Meßopfers war so außerordentlich, daß sehr viel Volk herbei strömte, um ihn am Altar zu sehen und mit seinem Gebet sich zu vereinigen. Dann hielt er fast täglich eine oder mehrere Predigten, durch welche die Sünder zur Reue gerührt, die Schwachen gestärkt, die Frommen zu noch größerer Liebe angeeifert wurden. Die Zahl der Glücklichen, welche sein inbrünstiges Gebet und seine salbungsvolle Beredsamkeit während dreißig Jahren für Christus und den Himmel gewonnen hat, ist sehr groß und nur Gott bekannt. Nebenbei benützte er jede freie Minute und wendete alle Mittel an, um den lieben Verstorbenen, für die er lebenslänglich ein teilnehmendes Mitleiden hatte, Gebete und gute Werke zuzuwenden.

Wegen seiner Fortschritte im geistlichen Leben und wegen des Segens seiner Tätigkeit zürnte ihm der Teufel so grimmig, daß er ihm tausend Hindernisse in den Weg legte, ja sogar Mißhandlungen anwendete, um ihn zu ermüden. Aber alles vergebens. Zum Lohne für seine Treue wurde er oft durch Erscheinungen der heiligsten Mutter Maria und des göttlichen Erlösers selbst getröstet und gestärkt.

Durch beständige Abtötung der Sinne und durch anstrengende Arbeiten ganz abgemagert, litt er in den letzten Jahren noch schmerzhafte Krankheiten: aber die Freude am Leiden für Jesus hielt ihn aufrecht, so daß er sogar während der Krankheit seine gewohnten Bußwerke nicht mildern wollte; nur der ausdrückliche Befehl des Obern konnte ihn bestimmen, den Anordnungen des Arztes gemäß Fleischbrühe zu genießen.

Sechs Monate vor seinem Ende offenbarte ihm Gott den Tag seines Todes. Mit freudigster Sehnsucht wartete er auf diese Stunde. Und als sie endlich nahte, bat er die Mitbrüder herzlich um Verzeihung der ihnen zugefügten Beleidigungen und gegebenen Ärgernisse und empfing die hl. Sterbesakramente mit unbeschreiblicher Demut und Andacht. Plötzlich verklärte sich sein Angesicht; und als ihn die Brüder um die Ursache fragten, antwortete er: „O Süßigkeit, ich sehe meinen Jesus, begleitet von der teuren Mutter Maria und unserem heiligen Vater Augustin, sie kommen, mich abzuholen: auf Dich, o Herr, habe ich gehofft, und ich werde ewig nicht zu Schanden werden, in deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ Bei diesen Worten schlossen sich seine Augen für diese Erde, am heutigen Tag 1308. Papst Eugen IV. hat ihn 1446 heilig gesprochen. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 671-672

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