Heiliger Morandus Propst im Sundgau

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

3. Juni

Der heilige Morandus Propst im Sundgau

Der wegen seines apostolischen Eifers im ganzen Sundgau berühmte heilige Morandus war ein Deutscher aus der Gegend von Worms, der Sohn sehr angesehener und frommer Eltern. Zu Worms erzogen, erhielt er daselbst auch die Priesterweihe. Getreu den Ermahnungen der Beichtväter folgend, bewahrte er in den Gefahren der Jugend die Keuschheit unbefleckt. Als Priester begab er sich zu dem wegen seiner Heiligkeit berühmten Abt des Kloster Cluny, namens Hugo, und verlangte von ihm zu wissen, wie er Gott am vollkommensten dienen könne. Belehrungen und Ermahnungen des heiligen Abtes machten auf Morandus einen solchen Eindruck, daß er alles Zeitliche verließ und in das Kloster eintrat, um unter der Leitung eines so erfahrenen Meisters desto eher die Vollkommenheit zu erringen. Der Eifer, womit er das Probejahr begann, erkaltete niemals in ihm. Man bewunderte an ihm die genaueste Beobachtung aller, auch der geringsten Regeln. Keine Tugend war, deren Beispiel man nicht an Morandus leuchtend wie in einem Spiegel vor Augen hatte. Hugo bemerkte an ihm einen besonderen Eifer, die Ehre Gottes und das Heil der Seelen zu befördern; deswegen schickte er ihn nach einigen Jahren in ein Filial-Kloster in der Auvergne, um dort die klösterliche Ordnung (Disziplin) wieder herzustellen und sowohl durch Predigen, als geistliche Gespräche das Heil des Nächsten zu befördern. Morandus vollzog beides mit gutem Erfolg; und hierzu trug sehr viel die Gabe der Wunder bei, welche Gott seinem getreuen Diener verliehen hatte.

Da hat Friedrich, Graf von Pfürt in dem Sundgau (in Ober-Elsaß), den heiligen Hugo, ihm einige Priester zu senden, welche in der von ihm erbauten Kirche St. Christoph bei Altkirch den Gottesdienst übernehmen und das umwohnende Volk in dem christlichen Glauben besser unterrichten sollten. Der heilige Abt schickte ihm einige eifrige Priester und zuletzt den heiligen Morandus. Der Graf schenkte diesen Priestern die Kirche und ein Kloster, zugleich auch einige Ländereien zu ihrem Unterhalt. Da hatte nun der Heilige, welcher als Propst der Kirche und dem Kloster vorgesetzt wurde, ein weites Feld für seinen Seeleneifer. Er zeiget sich auch wie ein wahrer Apostel nicht weniger unermüdlich in der Arbeit, als unerschrocken in der Gefahr. Die ganze Gegend durchwanderte er mit entblößtem Haupt und mit einem Stab in der Hand. Fast täglich predigte er in den Kirchen; lehrte und unterwies nicht nur in den Häusern, sondern auch auf öffentlichen Gassen und Straßen. Die Sünder ermahnte er zur Buße und Besserung; die Frommen munterte er auf zur Beharrlichkeit. Er tröstete die Betrübten, kam den Armen und Kranken zu Hilfe, wurde mit einem Wort wie der heilige Paulus Allen Alles , um Alle für Christus zu gewinnen. Die vielen Wunder, welche Gott durch ihn an Kranken wirkte, verschafften dem Heiligen ein so großes Ansehen, daß sich Alle beeiferten, seine Ermahnungen bereitwillig anzuhören und denselben nachzuleben. Wie viele Seelen der heilige Morandus durch seine beständig fortgesetzte heilige Arbeit zu Gott bekehrt habe, ist dem Himmel allein bekannt. Dieses ist gewiß, daß ihm von jener Zeit an der Name eines Apostels im Sundgau beigelegt wurde, den er noch bis auf diese Stunde behielt.

Endlich wollte Gott seinen getreuen Diener zur ewigen Belohnung abrufen. Er schickte ihm mitten in seinen apostolischen, mit vielen Leiden und Verfolgungen verbundenen Bemühungen eine schwere Krankheit, welche der heilige Morandus als einen sicheren Vorboten des Todes erkannte. Demnach bereitete er sich hierzu mit größtem Fleiße vor, obschon sein ganzes Leben heilig und die beste Vorbereitung zum Tode gewesen war. Die schmerzen der ihm zugeschickten Krankheit ertrug er nicht nur mit christlicher Geduld, sondern auch mit Freuden und mit dem Verlangen, noch mehr zu leiden Dem zuliebe, zu dessen Ehre er bis dahin so Vieles gearbeitet hatte. Der Tod machte endlich seinem Leiden und Arbeiten ein Ende am 3. Juni 1115. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 415-416

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