Heiliger Flavian Erzpräfekt und Märtyrer

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

22. Dezember

Der heilige Flavian Erzpräfekt und Märtyrer

Der heilige Flavian, ein heiliger Vater zweier heiliger Töchter, Bibiana und Demetria, der heilige Ehegemahl der heiligen Dafrosa, entsproß einem vornehmen Geschlecht in Rom. Seine Geschicklichkeit und große Weisheit, die er als Senator bekundete, und sein heiligmäßiger Lebenswandel machten ihn nicht allein bei dem Volk, sondern auch bei dem großen Kaiser Konstantin so beliebt und angenehm, daß er zur vornehmsten Ehrenstelle eines Stadtpräfekten in Rom erhoben wurde. Den Pflichten seines so hohen Amtes kam er mit größtem Fleiße nach, unterließ aber dabei nichts, was die heilige Religion von ihm forderte; vorzüglich war er darauf bedacht, wie er den christlichen Glauben bei seinen Untergebenen mehr und mehr ausbreiten könnte. Denjenigen, die denselben angenommen hatten, suchte er bei allen Gelegenheiten hilfreiche Hand zu leisten. Nach dem Tode Konstantin des Großen kam dessen Sohn Konstantius zur Regierung; dieser ließ sich durch seine gottlose Gemahlin zur arianischen Ketzerei verleiten und fing gegen die Katholiken fast ebenso grausam zu wüten an, als die heidnischen Kaiser vorher getan hatten. Flavian bemühte sich, die Katholiken in dem wahren Glauben zu stärken und die Gottheit Jesu Christi wider die arianische Lästerung unerschrocken zu verteidigen. Dieser Eifer machte ihn bei dem Kaiser sehr verhaßt; und weil er sich weder durch Versprechen noch Drohen davon abhalten ließ, wurde er seiner so hohen Ehrenstelle, die er mit allgemeinen Beifall der ganzen StadtRom viele Jahre versehen hatte, entsetzt. Flavian betrübte sich deswegen nicht, sondern freute sich vielmehr, weil er allein um des wahren Glaubens willen einen so großen Verlust und Schimpf zu erleiden hatte.

Nach dem Tode des Kaisers Konstantius bestieg Julian der Abtrünnige den kaiserlichen Thron. Er hatte beschlossen, die Christen zu vertilgen, und verfolgte sie auf das grausamste. Flavian zeigte bei solchen Umständen abermals seinen unerschrockenen Eifer für den wahren Glauben. Er munterte die Christen zur Beharrlichkeit auf, besuchte und tröstete sie in ihren Gefängnissen, versah sie mit Nahrung und anderem Notwendigen und ermunterte sie mit den nachdrücklichsten Worten, lieber alles zu leiden, als zur Verleugnung des christlichen Glaubens sich verleiten zu lassen. Die von dem gottlosen Julian zur Aufsuchung und Peinigung der Christen beauftragten Beamten schwiegen einige Zeit still zu allem dem, was Flavian tat, weil er noch wegen seines hohen Adels und der einst verwalteten hohen Ehrenstellen in Ansehen bei ihnen stand; endlich aber hinterbrachten sie es dem Kaiser. Dieser befahl seinem neuen Statthalter Apronianus, den Flavian ohne Verzug zu sich fordern zu lassen und denselben entweder zur Abschwörung des Christentums zu zwingen, oder ihm durch die grausamsten Martern das Leben zu nehmen. Apronian vollzog auf der Stelle den Befehl, ließ Flavian gefangen nehmen und zu seinem Richterstuhl führen. Er wollte ihn zur Veranlassung des christlichen Glaubens bereden; allein Flavian sprach zu ihm unerschrocken: „Ich bin ein Christ und bleibe ein Christ. Ich schätze es mir für die größte Ehre, wenn ich nicht nur mein Hab und Gut, sondern auch mein Leben für die Ehre Jesu Christi dargeben kann.“ Der Statthalter, erbittert, erklärte ihn nun des Adels für verlustig und versetzte ihn in den Stand der verächtlichsten Sklaverei, was einem adeligen Gemüte schmerzlicher als der Tod selbst fallen konnte. Demzufolge riß man dem Flavian die Zeichen des Adels und der vorher inne gehabten Würde, welche er am Leibe trug, mit Gewalt hinweg und brannte ihm mit einem glühenden Eisen auf die Stirne ein Zeichen, welches nur die Sklaven und größten Übeltäter zur Beschimpfung tragen mussten. Der Schmerz war groß, die Schmach und Beschimpfung aber noch größer. Flavian trug dennoch alles mit fröhlichem Angesicht, indem er sich äußerte: „Er nehme diese Beschimpfung als die höchste Ehre an, die ihm in seinem ganzen Leben widerfahren sei.“

Apronian hätte gerne noch andere Gattungen der Peinen an ihm versuchen wollen; weil er aber wußte, daß derselbe noch bei den Heiden wegen vieler dem Gemeinwesen treu geleisteten Dienste in großem Ansehen stände, unterließ er dieselben aus Furcht vor einem allgemeinen Aufstand und begnügte sich damit, ihn aller Güter zu berauben und ihn in das Elend zu verbannen. Doch gab er denen, die ihn an den Ort der Verbannung überbringen mussten, strengen Befehl, den heiligen Bekenner auf alle erdenkliche Weise auf dem Wege zu quälen, damit er vor Kummer und Elend bald sterben müsse. Das Urteil dieser Verbannung in das Elend nahm Flavian mit gleicher Freude an wie die vorher gegangene Beschimpfung. Was ihm am schmerzlichsten fiel, war dieses, daß er seine fromme Gemahlin und seine zwei Töchter verlassen musste, weil er voraus sah, daß man mit ihnen nicht weniger grausam verfahren werde. Er zeigte aber auch hier seine vollkommene Ergebung in den göttlichen Willen, empfahl sie mit großem Vertrauen dem Schutz der göttlichen Vorsehung und begab sich an den ihm angewiesenen Ort seines Elendes, unter Begleitung einer Rotte der boshaftesten und wildesten Soldaten, die dem Befehl des Apronian gemäß ihn auf das grausamste behandelte. An dem Orte selbst ging es ihm nicht besser. Daher geschah es, daß er dort sein Leben bald beendigte. Das einzige, womit er sich tröstete, war das heilige Gebet. Hierdurch wurde er so gestärkt, daß man ihn bei allen ausgestandenen Verfolgungen niemals traurig, sondern allzeit trostvoll und heiter gesehen hat. In wirklichem Gebet beschloß er auch sein heiliges Leben; denn als er demselben einst eifrigst oblag, neigte er sich ganz ruhig zur Erde und gab seinen Geist auf. Die Kirche setzte ihn unter die Zahl der Märtyrer, weil er wegen seines Bekenntnisses des katholischen Glaubens so schmerzlich verfolgt wurde, daß er deswegen frühzeitig starb den 22. Dezember 363. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 1025 – S. 1027

Tags: Heilige

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