Heilige Margaretha Königin von Schottland

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

10. Juni

Die heilige Margaretha Königin von Schottland

Neben dem großen Apostel Englands, dem hl. Augustin, steht eine glorreiche Königstochter desselben Landes, die hl. Margaretha, der wir heute mit freudiger Ehrfurcht unsere Huldigung darbringen. Sie war eine Enkelin des englischen Königs Edmund Eisenarm und eine Tochter Eduard`s, welcher 1066 plötzlich in London starb. Ihr Bruder Edgar sollte 1067 als rechtmäßiger Erbe den erledigten Thron besteigen; allein der Herzog Wilhelm von der Norman die entriß ihm die Krone und jagte ihn mit seiner Schwester und Mutter in die Verbannung. Das Schiff, welches die Verbannten trug, wurde durch einen Sturm nach Schottland verschlagen, und der dortige König Malcom III. nahm die Unglücklichen mitleidig auf.

An diesem Hof entfaltete sich Margaretha`s große Seele zu wunderbarer Schönheit. Die Vergänglichkeit des irdischen Glanzes und der weltlichen Ehren, die Arglist der Menschen aus bitterer Erfahrung kennend, öffnete sie ihr Herz ganz der göttlichen Gnade, verschloß ihre Augen allen Versuchungen wider die Reinigkeit, befliß sich der anspruchslosesten Demut un der innigsten Vereinigung mit gott durch das beharrliche Gebet. Die majestätische Wohlgestalt ihres Körpers, der Glanz ihrer Tugenden und die Anmut ihres Benehmens gefiel dem König so sehr, daß er diese Waise um ihre Hand bat und sich mit ihr vermählte. Margaretha, vierundzwanzig Jahre alt, wurde unter dem Jubel des Volkes zur Königin von Schottland gekrönt und machte ihren Gemahl nicht bloß zum glücklichsten, sondern auch zum vortrefflichsten König dieses Landes.

Bisher war Malcolm ein leidenschaftlicher Krieger und Jäger, und in dieser rauhen Beschäftigung ziemlich verwildert, so daß er das Glück und den Segen des Friedens nicht zu schätzen wußte. Sein Jähzorn trieb ihn zu manchen Übereilungen, die seinem Ansehen sehr schadeten und dem Volk ein Ärgernis waren. Margaretha`s sanfte Klugheit und weise Frömmigkeit wußte so das Herz des Königs zu gewinnen, zu veredeln, für die Ehre Gottes zu begeistern, daß er seine Leidenschaften mit Ausdauer beherrschte und mit der ganzen Kraft seines fürstlichen Geistes den leiblichen und geistigen Wohlstand des Volkes zu heben und zu mehren sich anstrengte.

Diese glückliche Ehe segnete Gott mit sechs Söhnen und zwei Töchtern, und Margaretha arbeitete mit solchem Fleiß und Erfolg an ihrer Erziehung, daß alle sich durch große Frömmigkeit auszeichneten, drei Söhne den Thron Schottlands mit ihren Tugenden zierten, einer derselben, David, sowie auch eine der Töchter, Mechtilde als Königin von England die Glorie der kanonischen Heiligkeit erlangten. – Margaretha war das vollendete Muster einer christlichen Mutter. Selbst lehrte sie ihre Kinder das Lesen und Schreiben und vorzüglich den Katechismus. Mit Worten und Werken schärfte sie ihnen den Grundsatz ein: „Meine Kinder, fürchtet und liebet Gott! Denn diejenigen, welche Gott fürchten, haben keinen Mangel zu besorgen, und die Gott von Herzen innig lieben, werden von Ihm auf dieser Welt zeitlich und in der andern ewig glücklich gemacht“; sie führte selbst in die Kirche und zu den heiligen Sakramenten; sie wählte selbst die Lehrer für sie, bei denen ein tadelloser Charakter die erste und notwendigste Bedingung war. Ihr wachsames Auge wußte vom Hofe alle früheren Verletzungen der göttlichen und kirchlichen Gebote, und alle Persönlichkeiten ferne zu halten, welche irgendwie Anstoß geben mochten. Sie selbst war das lieblichste, anziehendste Vorbild, indem sie die ernste Gottesfurcht mit freundlicher Fröhlichkeit wundersam zu vereinigen verstand. Diese so seltene Tugend war eine Frucht beharrlicher Abtötung und ihres eifrigen Gebetes, zu dem sie um Mitternacht schon aufstand und viele Stunden des Tages verwendete. Sie forderte ernstlich von ihrem Beichtvater, daß er sie auf jeglichen Fehler im Reden oder Tun aufmerksam mache; denn, sagte sie: „Besser sind die Wunden des strafenden Freundes als die Küsse des schmeichelnden Feindes.“

Was Margaretha als Mutter für ihre Familie tat, das tat sie als Königin für das ganze Reich mit Umsicht und Energie, worin nicht selten die Männer von den Frauen weit übertroffen werden. Um die letzten Überreste des Heidentums zu vertilgen und die fast allgemeine Unwissenheit in der heiligen Religion und die damit verbundene Rohheit des Volkes zu heilen, sorgte sie zuerst für fromme und wohl geschulte Priester, indem sie mit Beihilfe des Königs mehrere Klöster stiftete, drei Bistümer errichtete, Künste und und Wissenschaften allenthalben förderte und manche Nächte an Messgewändern arbeitete, um auch in ärmeren Kirchen die Schönheit des Gottesdienst zu heben.

Fast an`s Unglaubliche grenzte die Barmherzigkeit, die sie an Armen und Bedrängten übte. Täglich bediente sie an ihrem Tisch eine Anzahl Armer, bevor sie selbst etwas genoß. Im Advent und in der Fasten stieg die Zahl dieser Tischgenossen auf dreihundert, von denen sie die Frauen, der König, der König die Männer bediente. Sehr oft besuchte sie die Spitäler und die Gefängnisse der Schuldner, um Hilfe und Trost zu bringen. Sie machte nie eine Erholungsreise und sparte in ihrem ganzen Haushalt, um desto mehr Almosen geben und Tränen trocknen zu können. Deshalb war sie auch vom ganzen Volk innigst geliebt, und Tausende von dankbaren Herzen beteten täglich zu Gott: „Segne, o Allmächtiger, mit deinem besten Segen unsere gute Mutter, die Königin, daß sie noch lange und glücklich lebe zur Wohlfahrt des Vaterlandes!“

Nachdem Margaretha eine hohe Stufe der Heiligkeit erreicht und viele Wunder gewirkt hatte, reichte ihr der himmlische Vater, wie einst seinem viel geliebten Sohne, noch zur Vollendung ihres Lebens einen bittern Leidenskelch. Sechs Monate lang litt sie unbeschreibliche Schmerzen eines Fiebers – mit der Geduld eines Märtyrers. Von ihrem Krankenbett hinweg zog ihr teurer Gemahl und der erstgeborene Prinz in den Krieg. Sie sah den traurigen Ausgang desselben voraus und mahnte mit bitten und Tränen davon ab, aber umsonst. Die Nachricht, daß der König und der Kronprinz erschlagen worden seien,, empfing sie mit den Worten: „O allmächtiger Gott, ich danke Dir, daß Du mir eine so große Trübsal in den letzten Augenblicken meines Lebens geschickt hast; ich hoffe, sie werde durch deine Barmherzigkeit dazu dienen, mich von meinen Sünden zu reinigen.“ Bald darauf, am 16. November 1093 weinte das ganze Land am Sarg seiner Mutter und Königin, die erst 47 Jahre alt war, und begann sie als Heilige zu verehren. Papst Innozenz IV. versetzte sie im Jahre 1251 feierlich unter die Zahl der Heiligen, und Innozenz XII. bestimmte zur Feier ihres festlichen Andenkens den 10. Juni. –
aus: Otto Bitschnau OSB, Das Leben der Heiligen Gottes, 1881, S. 443-445

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