Die Erschaffung und der Vorzug des Menschen
(Gen. 2, 4-7)
Hier ist vor allem das Verhältnis des zweiten zum ersten Kapitel der Genesis zu beachten. Im ersten Kapitel wurde in großen Zügen die Erschaffung dieser sichtbaren erzählt, insbesondere die Einrichtung der Erde zu einem Wohnplatz für den Menschen, sodann dessen erhabene Würde und Stellung in der Natur, sein Vorrang und seine Herrschaft über alle sichtbaren Geschöpfe hervorgehoben. Vom zweiten Kapitel an beschäftigt sich die Heilige Schrift nur noch mit der übernatürlichen Bestimmung des Menschen, mit jenem unendlich liebreichen Ratschluss Gottes, vermöge dessen er den Menschen nicht bloß einer unendlichen, beschränkten, seiner menschlichen Natur angemessenen Glückseligkeit zuführen will, sondern ihm auch das übernatürliche Leben der Gnade verlieh, um ihn zu befähigen, dereinst an der ewigen, unendlichen Seligkeit Gottes selbst teilzunehmen. Im ersten Kapitel, bei der Erzählung der Erschaffung des Menschen, ist diese so erhabene übernatürliche Bestimmung desselben nur ganz allgemein angedeutet, um im zweiten Kapitel desto ausdrücklicher hervorgehoben zu werden. Dahin gehört seine übernatürliche Begabung gleich bei seiner Erschaffung (V. 5-7), das Paradies als der dieser Begabung entsprechende Aufenthalt des Menschen (V. 8-15), das erste Gebot, die Art und Weise der Erschaffung des Weibes (V. 16-24), endlich die Andeutung über den ursprünglichen Zustand unserer Stammeltern (V. 25). (1)
Der Zeit nach führt uns also das zweite Kapitel höchstens in seinem letzten Vers über das erste hinaus. Die Erzählung selbst ist wörtlich zu verstehen, wie die heiligen Väter und Lehre der Kirche sie stets genommen haben, und nicht etwa bloß als Allegorie, d. h. als bildliche Einkleidung gewisser Ideen. Allerdings sind in dem hier Erzählten große und tiefe Ideen und Geheimnisse eingeschlossen; aber gerade darum, damit diese angedeutet würden, ist es so und nicht anders geschehen; denn durch geschichtliche Tatsachen wurden am entsprechendsten diese Ideen ausgedrückt, nicht durch Fabeln… Selbstverständlich muss die streng geschichtliche Erklärung auch die bereits erörterten Eigentümlichkeiten der hebräischen Ausdrucks- und Erzählungsweise beachten.
„Dies ist die Geschichte von Himmel und Erde als sie erschaffen wurden. (2) Als Gott der Herr Himmel und Erde schuf, da sproßte noch nicht alles Gesträuch des Feldes und alles Kraut des Ackers; denn Gott der Herr hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und es war kein Mensch da, das Land zu bebauen; sondern eine Quelle stieg auf aus der Erde und befeuchtete die ganze Oberfläche des Bodens. (3) Nun bildete Gott der Herr (4) den Menschen aus Lehm der Erde und hauchte in sein Angesicht den Odem des Lebens, und so wurde der Mensch zum lebenden Wesen.“
Alles deutet hier, namentlich im Zusammenhalt mit dem Vorausgehenden, auf den erhabenen Vorzug des Menschen vor den übrigen sichtbaren Geschöpfen hin. Himmel und Erde sind um seinetwillen erschaffen, und namentlich die Erde ganz für ihn eingerichtet. Die ganze Natur liegt noch im Winterschlaf bei seiner Erschaffung und soll erst nachher ihr Leben und ihre Pracht entfalten, um anzudeuten, daß sie für den Menschen da ist. Nicht mehr spricht Gott bloß das Machtwort: „Es werde“, sondern er geht gleichsam mit sich selbst zu Rate; und die Erzählung hebt dreimal nachdrücklich hervor, daß er den Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen wollte. (5)
Den Leib des Menschen bildete Gott aus der Erde durch einen besondern schöpferischen Akt seines allmächtigen Willens. (6) Damit ist auch schon angedeutet, daß Gott ihn mit großen Vorzügen begabt habe; und wirklich ist er das Meisterwerk der sichtbaren Schöpfung. Was in den übrigen irdischen Gebilden Schönes und Zweckmäßiges vereinzelt vorkommt, das ist im menschlichen Körper vereinigt in wunderbarer Harmonie und Vollkommenheit. Während alle Tiere zur Erde gebeugt sind, steht der Mensch aufrecht da, das Antlitz zum Himmel gerichtet (7), ein Zeichen, daß er der Herr ist über die Erde und alle ihre Geschöpfe, und daß er nicht bloß der Erde, sondern noch mehr dem Himmel angehört und „suchen soll, was droben ist“. (8) Wie edel ist das menschliche Antlitz gebildet, dieser treue Spiegel der Seele! Welch kostbare Güter knüpfen sich an den Besitz der Hände! Welch unaussprechlicher Vorzug liegt endlich in der Gabe der Sprache, durch welche die Menschen zur Belehrung, Tröstung, Ermunterung usw. ihre Gedanken und Empfindungen sich gegenseitig mitteilen, gleichsam ihre Seelen miteinander austauschen können.
Damit berühren wir aber schon ein höheres Gebiet mit neuen, weit erhabeneren Vorzügen, die Gott dem Menschen verliehen. Durch alle Gebiete der sichtbaren Schöpfung reicht der Mensch mit seinem Körper, sie gewissermaßen in sich vereinigend, eine „Welt im kleinen“ (Mikrokosmos) Das körperliche Sein hat er mit allen leblosen Wesen, das natürliche Wachstum mit den Pflanzen, die Empfindung mit den Tieren gemein.(9)
Durch seine geistige Seele aber sollte der Mensch auch in die Welt der Geister hineinragen und, die körperliche und geistige Welt in sich vereinigend, den Schlussstein der ganzen Schöpfung bilden. Der Odem des Lebens, den Gott in sein Angesicht hauchte, war diese geistige, vernünftige und unsterbliche Seele. Diese hat zwar mit irgend etwas Körperlichem also auch mit einem Hauch oder Atem durchaus nichts gemein, eben weil sie geistigen Wesens ist; doch wird sie hier als Odem des Lebens bezeichnet, weil sie das Lebensprinzip, der Lebensgrund des Körpers ist, und weil sie bewirkt, daß derselbe atmet und lebt. Daß Gott sie dem Körper einhauchte, will nicht etwa sagen, daß sie ein Ausfluss des göttlichen Wesens sei – geht ja selbst der körperliche Hauch nicht aus dem Wesen des hauchenden hervor -; vielmehr ist damit bildlich angedeutet, daß sie nicht wie der Körper aus bereits vorhandenen Stoffen gebildet, sondern unmittelbar durch die göttliche Allmacht aus nichts erschaffen und mit dem Körper verbunden wurde. (10)
Dieser seiner Seele nach ist der Mensch ein Ebenbild Gottes, jedoch nicht so, als ob er Gott, dem unendlich Vollkommenen, etwa gleich wäre; so ist nur das ewige Wort des Vaters, der „Abglanz seiner Herrlichkeit“, das vollkommene „Ebenbild seines Wesens“. (11) Aber durch seine geistige Seele ist der Mensch Gott, dem höchsten Geiste, ähnlich, und in den drei Grundvermögen seiner Seele (Gedächtnis, Verstand und Willen) trägt er sogar gewissermaßen ein schwaches Abbild der heiligen Dreifaltigkeit in sich. (12) In seiner Vernunft besitzt der Mensch das Vermögen, Gott zu erkennen, in seinem Willen das Vermögen, Gott zu lieben; die Unsterblichkeit seiner Seele befähigt ihn, an der Ewigkeit Gottes teilzunehmen.
Wie edel, wie kostbar ist also unsere Seele schon ihrer Natur nach! Kann es uns noch wundern, daß Gott der Vater für sie sogar seinen viel geliebten Sohn dahin gab, daß dieser eingeborne Sohn Gottes vom Himmel herab stieg, um sie mit seinem eigenen kostbaren Blut zu erkaufen, und daß der Heilige Geist sie zu seiner Braut, zum Gefäß seiner Gnaden auserwählte? „Meine Wonne ist es“, sagt die göttliche Weisheit, „bei den Menschenkindern zu sein.“ (13) Halten wir darum unsere Seele wohl in Ehren, beflecken wir dies edle Ebenbild Gottes nie mit einer Sünde. „Lieber den Leib im Grab als die Sünde in der Seele“, sagt ein heiliger Missionar des 18. Jahrhunderts. (14) Was würde man von dem sagen, der, von seinem Fürsten zu hohem Adel erhoben, seinen Stand durch eine gemeine Tat befleckte, oder von dem, der, von einem großen Künstler mit einem herrlichen Bild beschenkt, dasselbe mit Schmutz und Unrat entstellte? Wie abscheulich müßten erst wir erscheinen, wenn wir durch eine Todsünde den so hohen Adel unserer Seele schänden, dies herrliche Bild, ja dies Ebenbild des höchsten Künstlers, in den Staub und Kot treten würden!
Der schlichte Wortlaut der biblischen Erzählung berücksichtigt nur das Sichtbare und allgemein Verständliche und hält sich ebenso von theologischen Betrachtungen wie von phantastischen Ausschmückungen fern. Er bringt aber im Gewande der Erzählung tiefe und wichtige spekulative (theologische) Gedanken über die einzigartige Stellung des Menschen, seine gänzliche Verschiedenheit von allen andern Lebewesen, seinen ursprünglichen Zustand und den sittlichen Charakter der Ehe zum klaren und schönen Ausdruck. Er läßt insbesondere erkennen, daß der Mensch in allseitig vollkommenem Zustand geschaffen und durch die Liebe des Schöpfers mit Gaben ausgestattet wurde, die ihn zu einer übernatürlichen Würde und Vollkommenheit erhoben. Dies ergibt sich zunächst aus verschiedenen Zügen der Erzählung vom Paradies, sodann aus dem Gegensatz, in welchem der durch die Sünde verursachte Zustand zu dem ursprünglichen steht, und es wird endlich durch ausdrückliche Zeugnisse des AT und NT bestätigt. Das AT lehrt, daß Gott den Menschen recht (d. h. im Zustand der Gerechtigkeit und Vollkommenheit) geschaffen (15), daß er ihm die Gabe der Wissenschaft des Geistes mitgeteilt, sein Herz mit Einsicht begabt und ihm das Gute und das Böse gezeigt habe (16); daß Gott den Tod nicht gemacht, sondern den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen habe, der Tod aber erst durch den Neid des Teufels in die Welt gekommen sei. (17) Das NT bezeichnet den Menschen, der nach Gott erschaffen in Gerechtigkeit und wahrhaftiger Heiligkeit, gleichsam der göttlichen Natur teilhaftig ist, als eine Erneuerung, Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes, in welchem der Mensch nach Gottes Bild und Gleichnis geschaffen war (18), überhaupt die Erlösung als eine Wiederbringung der durch die Sünde verlorenen Gnadengüter. Daraus folgt nach der einmütigen Lehre der heiligen Väter und nach der Entscheidung des heiligen Konzils von Trient (19), daß der Mensch in übernatürlicher Heiligkeit und Gerechtigkeit aus der Hand des Schöpfers hervor gegangen ist, ohne daß damit seine Entwicklungsfähigkeit in Abrede gestellt wäre. Diese wird vielmehr von der Schöpfungsurkunde ausdrücklich bezeugt, indem sie berichtet, daß Adam sich in freier Selbstbestimmung für Gott entscheiden, also einen höheren Grad von Vollkommenheit erlangen sollte.
Als übernatürliche Gnadengaben, die mit der Gerechtigkeit und Heiligkeit (heiligmachende Gnade) verbunden waren, sind zu bezeichnen vor allem der Zustand der Unschuld, dem jegliche Unordnung und Begierlichkeit oder Neigung zur Sünde fremd war. Der Mensch war ferner in seinem ganzen Leben wohl geordnet; die Sinnlichkeit gehorchte willig dem Geiste, wie dieser vollkommen Gott unterworfen war. Kein Widerstreit des Gewissens störte den Frieden seiner Seele, die selbst wieder mit Gott in vollkommenem Frieden war. Eine hohe Erkenntnis und Weisheit schmückte seinen Verstand; die Gabe der Sprache war ihn (wahrscheinlich) von Anfang an verliehen, und was seine unsterbliche Seele für seinen Körper wohl verlangte, aber nicht bewirken konnte, das verlieh ihm eine besondere Gnade Gottes, nämlich Freiheit von Leiden und dem Tode, die ihm die Frucht des Baumes des Lebens vermitteln sollte.
So ging der erste Mensch aus Gottes Hand hervor, dem Leibe nach in vollkommener Entwicklung, Kraft und Schönheit; an Leib und Seele ausgerüstet mit den herrlichsten Gaben der Natur und Gnade; ein natürliches und übernatürliches Ebenbild Gottes, in jeder Beziehung ein Meisterwerk seiner Allmacht, Liebe und Weisheit. „Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als die Engel, mit Ehre und Herrlichkeit ihn gekrönt und ihn gesetzt über die Werke deiner Hände“ (20), sagt ebenso kurz als inhaltsvoll der Gott begeisterte Psalmist.
Damit steht freilich die Meinung Neuerer im grellsten Widerspruch, wonach der Mensch nur das höchste Naturprodukt wäre und sich als „das letzte und höchste Produkt der Naturentwicklung“ in langen Jahrtausenden allmählich aus dem Tierreich entwickelt und dann als Mensch im Zustand tiefster Rohheit begonnen hätte. Diese Meinung beruht auf einer Anwendung der darwinistischen Entwicklungs-Hypothese auf den Menschen und seine Geschichte; sie ist die traurige Blüte einer falschen Philosophie, welche aller Wahrheit und Sittlichkeit widerspricht, den persönlichen, wahren, ewigen Gott leugnet, die Welt selbst zu Gott macht, der im ewigen Wechsel des Werdens und Vergehens der Dinge sich zu verwirklichen suche, ohne dies je vollkommen zu erreichen.
Anmerkungen:
(1) Es liegt also in Kap. 2 kein „zweiter Schöpfungsbericht“ und darum auch kein eigentlicher Doppelbericht“ vor. „Statt einer Kosmogonie berichtet der jetzige Text nur eine Menschenschöpfung.“ (Kautzsch) Wohl erscheinen die beiden Berichte (in Kap. 1 u. 2) „als zwei Blöcke, die nicht aus einem und demselben Felsen gehauen sind“ (Zapletal). Gewisse Verschiedenheiten sind schon früher beobachtet worden, ohne daß man deshalb auf verschiedene Quellen und Verfasser geschlossen hätte. Aber auch wenn ein Redaktor zwei verschiedene Berichte miteinander zu einem planmäßigen Ganzen verbunden hat, muss man schließen, daß er nicht klaffende Widersprüche in seinen Quellen sah bzw. stehen ließ, und dies erst recht, wenn er inspiriert war. Darum sind wir prinzipiell berechtigt, ja verpflichtet, den ganzen Bericht „mit den Augen des Harmonisten“ anzusehen. Die „Widersprüche“, welche die Kritik aufgestöbert hat, lassen sich in der Tat heben (die Vulgata hat sie durch sinngemäße Übersetzung von V. 8 u. 19 bereits gehoben). Die Schwierigkeit steckt zunächst in der redaktionellen Zusammenführung von V. 4 u. 5; siehe darüber die beiden folgenden Anmerkungen. Der anscheinende Widerspruch in der Reihenfolge der Schöpfungswerke (in Kap. 1 der Mensch zuletzt, in Kap. 2 zuerst der Mann, dann die Pflanzen, das Paradies, die Tiere, das Weib) verliert an Schärfe, wenn beachtet wird, daß für beide Berichte nicht sowohl chronologische als vielmehr sachliche Gesichtspunkte. Er verschwindet ganz, wenn der zweite Bericht als Menschenschöpfung betrachtet wird, in welchem die bereits 1, 26 berichtete Tatsache (daß Gott den Menschen nach seinem Ebenbild erschaffen hat) „nur in verschiedener Weise, von andern Gesichtspunkten, mit verschiedenen Beziehungen (Bernheim) erzählt wird.
(2) Der ganze Satz bildet die Überschrift zu dem folgenden Abschnitt, welcher erzählt, was mit Himmel und Erde weiter geschah, nachdem Gott sie erschaffen hatte. Schon hieraus ergibt sich, daß nicht ein zweiter Schöpfungsbericht folgen soll, sondern die Geschichte des Menschen, für welchen Himmel und Erde erschaffen sind. Die folgenden Verse 5 und 6 sind in ihrer gegenwärtigen Fassung sehr schwierig. Sie sind wohl eine zusammenfassende Wiederholung des Schöpfungs-Berichtes, die zur Geschichte des Menschen überleitet, vielleicht beruhen sie auf Abkürzung eines ausführlicheren Berichtes oder hat eine Verderbnis des Textes stattgefunden, die uns das Verständnis erschwert. Obige Übersetzung gibt den Sinn wieder, den ältere und neuere Erklärer unter Vergleichung des Hebräischen für den richtigen halten: die Erde war anfangs wüst und leer, nachdem aber die Oberfläche der Erde befeuchtet war und Pflanzen hervor sproßten, bildete Gott den Menschen. Nur von den Pflanzen und vom Bebauen der Erde ist die Rede, weil in V. 8f vom Paradies erzählt werden soll, in welches Gott den Menschen versetzte.
(3) Hier werden die näheren Umstände der Zeit und des Ortes bei der Erschaffung des Menschen angegeben; es war an dem Ort, wo der Leib des Menschen gebildet wurde, noch nicht die Zeit der Entfaltung der Pflanzen; der Boden aber war durch eine Quelle befeuchtet, oder nach dem Hebräischen durch einen Nebel, der von der Erde aufstieg und als Tau niederfiel. Nach andern wären unter dem „Gesträuch des Feldes und dem Kraut der Erde“ die sog. Kulturpflanzen zu verstehen, die hauptsächlich zur Nahrung des Menschen dienen und der Pflege des Menschen bedürfen, und der Sinn wäre: die eine Bedingung ihres Gedeihens, der Regen, war wohl ersetzt durch jene Quelle oder jenen Tau; aber die andere fehlte noch, die Pflege des Menschen. Daß es bis zur Erschaffung des Menschen oder gar bis zur Sündflut überhaupt nicht geregnet habe auf Erden, sagt unsere Stelle nicht, sondern nur, daß es in dieser Jahreszeit und an jenem Orte noch nicht geregnet habe.
(4) Im Hebräischen heißt es Jahve-Elohim = Herr-Gott. Dem allgemeinen Namen Gott (Elohim) ist derjenige Name beigefügt, der stets nur den allein wahren Gott bezeichnet. Zunächst wohl um einzuschärfen, daß Jahve, der Gott der Offenbarung (der Seiende, Ewige, Ex. 3, 14) kein anderer ist als der Schöpfer der Welt (Elohim). Auch soll wohl schon hier, wo die allgemeine Schöpfungsgeschichte übergeht in die Heilsgeschichte des Menschen, der Name Jahve die Menschen erinnern, daß Gott der Welt nicht bedurfte, daß er aus freier Liebe alles erschaffen und alles für den Menschen getan, und daß der Mensch dafür Gott über alles lieben, ihn allein anbeten und ihm allein dienen soll. (Vgl. Dt. 6, 4 5 13; Mt. 4, 10)
(5) Vgl. S. Chrysost., In Gen. hom. 8, n. 2 3; S. Aug., De Gen. ad lit. 1. 3, c. 19; S. Thom., S. th. 1, q. 93, a. 5; q. 91, a. 2)
(6) S. Thom., S. th. 1, q. 91, a. 2 et a. 4 ad 1. Die Ausdrucksweise der Heiligen Schrift ist menschlich und anschaulich, aber keineswegs Gottes unwürdig. Von einem „Erdenkloß“ oder von Lehm, aus welchem Adams Leib „geknetet“ worden sei – etwa wie die Ägypter ihren Gott Chnum mit der Töpferscheibe darstellten (vgl. schon Eusebius, Praep. Evang. 1, 12) oder vom „Abkneifen von Lehm“ wie in babylonischen Mythos – ist keine Rede. Schon Augustinus nennt eine solche Vorstellung kindisch. Sie wird von Neueren nur in den text hinein getragen, um ihn lächerlich zu machen. Das Hebräische kann heißen: aus Staub der Erde, oder: er bildete ihn als (zu) Staub von der Erde (vgl. Gn. 3, 19, Prd. 3, 20), womit in jedem Fall nur gesagt ist, daß der Leib des Menschen aus Elementen (Stoffen) der Erde zusammen gesetzt ist, von denen er sich ja auch nährt. Durch die neuere Entwicklungs- und Abstammungslehre ist die Frage entstanden, ob Gn. 2, 7 notwendig von der unmittelbaren Erschaffung des menschlichen Leibes durch Gott verstanden werden müsse. Exegetisch betrachtet ist der biblische Bericht der Abstammungslehre jedenfalls nichtgünstig, und es liegt keine Notwendigkeit vor, von dem sensus litteralis et quasi abvius abzugehen, da die Wissenschaft über den Ursprung des Menschen einfach nichts weiß und für die tierische Abstammung auch nicht einmal Wahrscheinlichkeits-Gründe vorhanden sind. Wohl aber sprechen wichtige (biblische und spekulative) Gründe dagegen.
(7) Der aufrechte Gang des Menschen wird „als stetig voran schreitende Pendelbewegung bezeichnet, deren Ebenmaß und innere Gesetzmäßigkeit auf verwickelten Gesetzen der Mechanik beruht, welche durch die moderne Anatomie und Physiologie täglich staunenswerter sich entschleiern.“
(8) Kol. 3, 1
(9) Zwar haben einzelne Geschöpfe schärferes Gesicht, Gehör usw. als der Mensch; aber dieser vereinigt alle körperlichen Vorzüge in der Weise, daß sein Körper sich auf das vollkommenste zum Werkzeug der vernünftigenSeele eignet, die reichlich durch ihre Tätigkeit mittelst der Hand des Menschen zu ersetzen weiß, was an Schärfe der Sinne, an Kraft usw. dem Körper abgeht. (Vgl. S. Thom.. S. th. 1, q. 91, a. 1; a. 3; besonders ad 2 et 3, q. 96, a. 2)
(10) S. Thom., S. th. 1, q. 90, a. 1 ad 1.
(11) Hebr. 1, 3.
(12) S. Thom., S. th. 1, q. 93, a. 1 4 5.
(13) Spr. 8, 31.
(14) Der hl. Leonhard von Porto Maurizio.
(15) Prd. 7, 30.
(16) Sir. 17, 1ff; Weish. 10, 1ff.
(17) Weish. 1, 13; 2, 23.
(18) Kol. 3, 9 10; Eph. 4, 24; 2. Petr. 1, 4
(19) Sess. V, can. 1 u. 2. Vgl. Cetech. Rom. I 2, q. 19; IV 13, q. 4; S. Thom.. S. th. 1, q. 94 95.
(20) Ps. 8, 6; vgl. Sir. 49, 19.
aus: Schuster/Holzammer, Handbuch der Biblischen Geschichte, Bd. I, Altes Testament, 1910, S. 148-155