Die Sonnenfinsternis bei der Kreuzigung Jesu

Das Leben und Leiden und der Tod am Kreuz, das kostbarste Blut Jesu am Kreuz vergossen; Jesus hängt, halb nackt und mit einer Dornenkrone "geschmückt", mit ausgebreiteten Armen am Kreuz, geschunden durch die Marter der Geißelung und verspottet

Das Leben und Leiden und der Tod Jesu

Die Sonnenfinsternis, ihre Bedeutung und Wirkung bei der Kreuzigung Jesu

Luk. 23,44. Es war aber ungefähr die sechste Stunde; und es ward eine Finsternis über die ganze Erde bis zur neunten Stunde, – 45. Die Sonne ward verfinstert und der Vorhang des Tempels riß mitten entzwei.

Mark. 15,33. Als aber die sechste Stunde gekommen war, ward eine Finsternis auf der ganzen Erde bis zur neunten Stunde.

Matth. 27,45. Von der sechsten Stunde aber bis zur neunten ward eine Finsternis über die ganze Erde.

1. Die Sonnenfinsternis

Gegen Mittag, wohl etwas nach der Kreuzigung, fing der Himmel an, sich zu verfinstern, und es trat nach und nach eine vollständige Sonnenfinsternis ein, die bis gegen 3 Uhr nachmittags, bis zum Tode des Heilandes dauerte (Luk. 23,44 u. 45; Mark. 15,33; Matth. 27,45). Es konnte dieses keine gewöhnliche und natürliche Sonnenfinsternis sein, denn es war ja Vollmond, und sie dauerte bei drei Stunden. Es müssen also ganz ausnahmsweise Ursachen sie herbeigeführt haben. Entweder stellte sich plötzlich der Mond zwischen Erde und Sonne, oder Gott hinderte durch eine Trübung des Lichtkreises der Sonne das Durchdringen ihrer Strahlen (Luk. 23,45), oder es trat sonst ein außerordentliches Ereignis ein. – Ob sich die Finsternis über die ganze Erde erstreckte, ist nicht gewiß. Wahrscheinlich umfaßte sie bloß Palästina.

2. Bedeutung der Sonnenfinsternis

Offenbar war dieses Zeichen gegeben, um die Unschuld und göttliche Würde Jesu zu bezeugen. Er ist das Haupt der ganzen Menschheit, deshalb entsprach eine Kundgebung seines Todes an die ganze Schöpfung in diesem Augenblick besonders, wo er zu ihrer Rettung in eine so tiefe Verdemütigung hinab stieg. Wie ein wunderbarer Stern durch sein Aufgehen die Geburt Jesu verkündete, so verkündete die Verfinsterung der Sonne seinen Tod. Er war das geistige Licht der Erde, und so trauerte bei seinem Hingang mit Recht die Sonne, die Quelle des materiellen Lichtes dieser Erde.

Im besonderen hatte die Sonnenfinsternis einen Zweck für die Juden. Sie hatten wiederholt ein Zeichen vom Himmel begehrt (Matth. 12,38; Luk. 11,16). Jetzt hatten sie eines und ein gewaltiges. Es war das Zeichen ihnen auch gegeben, um ihnen ihr schreckliches Verbrechen kund zu tun, sie zur Buße und Besserung zu bewegen durch Ankündigung der Strafe. Dunkel und Finsternis sind in der Schrift Anzeichen des nahenden Gerichtes und Zornes Gottes (Amos 8,9; Is. 5,30; Joel 2,31; Ez. 10,22).

3. Wirkung der Sonnenfinsternis

Eine Sonnenfinsternis hat immer etwas Unheimliches. Diese namentlich, die so plötzlich herein brach, so lange dauerte und so grauenhaft anzusehen war. Die Vögel verstummten in den Gärten, die Tiere irrten scheu umher und suchten Schlupfwinkel auf. Entsetzen kam über die Menschen, und angstvoll schaute alles zum Himmel. Die sich eben noch des Sieges über den Nazarener gerühmt und gespottet hatten, werden kleinlaut und angstvoll, und in vielen Seelen gingen gewiß Strahlen der Gnade auf, während vielleicht manche andere die innere Angst verleugneten, alles wohl natürlich zu erklären suchten und in ihrer Verstocktheit noch verstockter wurden. –
aus: Moritz Meschler SJ, Das Leben unseres Herrn Jesu Christi des Sohnes Gottes in Betrachtungen Zweiter Band, 1912, S. 404 – S. 405

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