Die sieben Bußpsalmen Der erste Bußpsalm

Andacht zur Buße und Umkehr

Die sieben Bußpsalmen

Aus den 150 Psalmen der heiligen Schrift sind sieben unter dem Namen der Bußpsalmen bekannt, nämlich der 6., der 37., der 50., der 101., der 129. und der 142. Sie werden von den katholischen Gläubigen oft gebraucht, und Papst Innozenz III. leitet diese Gewohnheit schon vom Anfang der Kirche her. Ohne Zweifel werden sie deswegen Bußpsalmen genannt, weil sie sich für eine büßende Seele besonders wohlschicken, die innigsten Empfindungen der Reue und die rührendsten Bitten um Verzeihung der Sünden enthalten, und die unendliche Güte und Barmherzigkeit Gottes so nachdrücklich vor Augen stellen. Sie sind sehr dienlich sowohl die Reue und Hoffnung in einer Seele zu erregen, als auch dieselbe darin zu erhalten, und ihre Anmutungen Gott vorzutragen. Man kann sich derselben vor und nach der Beichte, beim Besuch des heiligsten Altarsakramentes, und auch zu jeder anderen Zeit bedienen, da man der Andacht obliegen will.
Der heilige Augustinus ließ sich dieselben auf seinem Totenbett geschrieben vor seinen Augen anheften, und betete sie unter häufigen Tränen und mit innigster Reue.

Der heilige Aloysius wußte aus himmlischer Offenbarung den Tag seines Hinscheidens; er entdeckte dieses einem vertrauten Pater und bat ihn, er wolle ihm die letzten acht Tage allzeit Nachmittag die sieben Bußpsalmen vorbeten: es geschah; unter diesem Gebet heftete der Heilige seine Augen auf das Bildnis Jesu des Gekreuzigten, und ließ eine so große Andacht und einen so großen Eifer seines mit den zärtlichsten Anmutungen erfüllten Herzens blicken, daß sich der Pater der Tränen nicht enthalten konnte.
Wir wollen eben diese Heiligen anrufen, daß sie uns einige Funken von jenem heiligen Feuer der Liebe erhalten, welches in ihnen durch dieses Gebet entzündet wurde.

Wir beten täglich im Vater Unser: Vergib uns unsere Schulden; wir bitten also Gott, Er wolle nicht nur uns, sondern auch Anderen die Sünden verzeihen; ebenso können wir, wenn wir in den Psalmen sagen: Herr! strafe mich nicht in Deinem Grimme! etc. Erbarme dich meiner, o Herr! etc. unsere Bitte in Gedanken auch auf andere ausdehnen, und Gott für alle Sünder um Verzeihung und Barmherzigkeit anflehen; insbesondere kann man da auch der Seelen im Fegefeuer gedenken und die göttliche Barmherzigkeit für sie anrufen, daß sie von ihren Peinen befreit werden und zur baldigen Anschauung Gottes gelangen; der sechste Bußpsalm wird vielfältig in dieser Meinung gebetet. Wie ich diese Psalmen hier anführe, sind sie an mehreren Orten ein wenig erweitert: ich glaubte, es werde zur Beförderung der Andacht dienlicher sein. Es ist nicht nötig, daß man alle sieben Psalmen nacheinander betet; man kann einen, zwei oder drei mit Andacht sprechen und das eine Mal diesen, ein anderes Mal einen anderen wählen; wie es die Zeit gestattet und die Andacht eingibt.

(Quelle: Croiset, Joh., Die Andacht zum göttlichen Herzen unseres Herrn Jesu Christi, 1836)

Der erste Bußpsalm

Inhalt: Bußseufzer einer Seele, die zu Gott um Verzeihung ihrer Sünden fleht.

Herr! strafe mich nicht in Deinem Grimme, und züchtige mich nicht in Deinem Zorn.

Erbarme Dich meiner, o Herr! denn ich bin schwach. Heile mich, o Herr! denn meine Gebeine sind vor großem Schmerz ganz zerschlagen.

Und meine Seele ist in großer Verwirrung; aber wie lange, o Herr! wirst Du mich in diesem Elend lassen?

Wende Dich wieder zu mir, o Herr! und errette meine Seele von der Gewalt meiner Feinde; führe mich wieder auf den Weg meines Heils zurück um Deiner großen Barmherzigkeit willen, auf die ich mein ganzes Vertrauen setze.

Was hast Du für einen Nutzen, wenn Du mich verdammst? denn im ewigen Tode wird Deiner Niemand gedenken; und wer wird Dich in der Hölle loben, wo nichts als Heulen und Zähneknirschen sein wird.

Ich bin durch vieles Weinen und Seufzen ganz kraftlos geworden; ich will meine großen Missetaten beweinen, alle Nächte mein Bett mit Zähren waschen, und meine Lagerstatt mit häufigen Tränen benetzen.

Mein Auge ist vor vielem Weinen schwach geworden, weil ich Deinen Grimm erweckt habe; ich bin unter allen meinen Feinden veraltet, von denen ich mich zur Sünde verleiten ließ.

Weichet alle von mir, die ihr Bosheit ausübet, denn der Herr hat die Stimme meines Weinens erhört.

Ja, der Herr hat mein Flehen erhört; der Herr hat mein demütiges Gebet gnädig aufgenommen.

Alle meine Feinde sollen sich schämen und zu Schanden werden; sie sollen augenblicklich vor Schande zurückweichen und von ihrer Bosheit abstehen.

Die Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem heiligen Geist; wie im Anfang, jetzt und allezeit und zu ewigen Zeiten. Amen. –
aus: Johannes Croiset SJ, Die Andacht zum göttlichen Herzen unseres Herrn Jesu Christi, 1836, S. 434 – S. 437

Weitere Beiträge von P. Croiset SJ

Unterricht für den Fasttag Aschermittwoch
Heiliger Valentin Bischof von Terni Märtyrer