Heilige Casilda Jungfrau zu Burgos

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

9. April

Die heilige Casilda zeigt, von himmlischem Licht und Engeln umgeben, auf ihrer Art Schürze Blumen; im Hintergrund sind zwei mohammedanische Männer zu sehen;

Die heilige Casilda Jungfrau zu Burgos

Die heilige Jungfrau Casilda (Cassilda) war die Tochter eines Königs der Mauren (Mohammedaner) in Spanien, Aldemon genannt, welcher zu Toledo Hof hielt und ein abgesagter Feind der Christen war. Sie sah, daß ihr Vater viele Christen, die er in dem wider dieselben geführten Kriege gefangen genommen, mit Ketten und Banden beladen in die abscheulichsten Kerker verstieß und da vor Hunger sterben, oder auf grausame Weise hinrichten ließ, weil sie vom Glauben an Jesus nicht abfielen. Casilda bemitleidete sie von Herzen. Daher suchte sie ihnen, wo sie immer konnte, wenigstens in etwas beizustehen. Sie sammelte verschiedene Speisen und trug dieselben heimlich in den Kerker, um den Bedrängten einige Labung zu verschaffen. Weil dies öfter geschah, so wurde es von einigen bemerkt und dem Vater hinterbracht. Um sich aber selbst davon zu überzeugen, ging der König seiner Tochter heimlich nach, als er bemerkte, daß sie etwas trage und dem Kerker zueile. Er fiel sie beinahe wütend an und fragte, was sie trage? Casilda antwortete ohne Zweifel aus besonderer Eingebung Gottes: „Ich trage Rosen und andere Blumen.“ Der Vater reißt das Tuch auf und findet zu seiner größten Verwunderung wirklich nichts als Rosen und Blumen. Gott hatte die Verwandlung zum Schutz der gutherzigen Casilda bewirkt. Durch diesen Anblick wurde das Gemüt des Vaters besänftigt, so daß er die geschehene Anklage für falsch hielt. Casilda aber kam außer sich in Betrachtung der göttlichen Allmacht und Güte, lobte und dankte derselben von ganzem Herzen, ging darauf in den Kerker, öffnete das Tuch und sah nicht ohne neue Verwunderung, daß sie keine Rosen oder andere Blumen, wie zuvor, sondern wirklich das gesammelte Fleisch und Brot hatte. Sie erzählte den Gefangenen die ganze Begebenheit, welche sich darüber erfreuten und dem allgütigen Gott dankten, der ihre Wohltäterin so wunderbar beschützte. Dieses Wunder bewog Casilda, sich von den Gefangenen in der Lehre der katholischen Kirche unterrichten zu lassen und die heilige Taufe zu empfangen.

Als sie nun nachsann, wie und wo sie die heilige Taufe sicher empfangen könnte, erkrankte sie so schwer, daß man an ihrer Genesung zweifelte. Als Kind hatte sie einmal von einem Christen erzählen hören, daß in der Nähe von Burgos ein gewisser See wäre, welchen man den See des heiligen Vincentius nennt, dessen Wasser vielen, die sich darin badeten, die vorige Gesundheit wieder hergestellt hätte. Casilda erinnerte sich jetzt daran; sie wurde aber auch von Gott durch innerliche Einsprechung aufgefordert, sich dahin bringen zu lassen, um dort die heilige Taufe zu empfangen. Weil sie aber diesen Plan ohne Wissen des Vaters nicht vollziehen konnte, eröffnete sie dem Vater, was sie wegen des Gebrauches jener Heilquelle vernommen hatte, und bat ihn inständig, wenn er sie lieb hätte, so möchte er sie dahin bringen lassen. Der Vater wollte anfangs nicht einwilligen, weil jene Quelle den Christen gehörte. Endlich ließ er sich durch wiederholtes Bitten erweichen, besorgte für seine Tochter einen gebührenden Hofstaat von verschiedenen Herren und Dienern und schickte sie mit einem Schreiben an den König, der jene Stadt beherrschte. In diesem ersuchte er denselben, er wolle für seine liebe Tochter Sorge tragen, damit sie des Bades sich mit glücklichem Erfolg bedienen könne. Ferdinand, jener eifrige katholische Monarch, war dieser König. Er empfing Casilda mit gebührender Ehrenbezeigung und sorgte mit königlicher Freigebigkeit für ihre Pflege im Bad. Casilda bediente sich dessen mit großem Vertrauen zu dem Gott der Christen und wurde von ihrem elenden, sonst unheilbaren Zustand vollkommen befreit. Nun eröffnete sie dem König ihr Verlangen, die heilige Taufe zu empfangen. König Ferdinand ließ ihr die heilige Taufe mit großer Feierlichkeit erteilen. Um sich nicht der Gefahr auszusetzen, die Seligkeit, die den frommen Christen im Himmel verheißen ist, zu verlieren, schickte sie ihrem Vater den ganzen Hofstaat zurück mit der Erklärung, daß sie ferner nichts von allen väterlichen Gütern verlange, sondern an dem Ort, wo sie gesund geworden, ihr Leben zu beschließen gedenke. Daselbst ließ sie auch eine kleine Wohnung für sich samt einer Kapelle erbauen, dankte Gott ohne Unterlaß für ihre wunderbare Berufung zu dem wahren Glauben und führte ein stilles, armes und frommes Leben bis an ihr Ende, angeblich 1126. Die heilige Casilda wird von Frauen, die an Blutfluß leiden, als Patronin angerufen. Gott verlieh ihr sogar die Wundergabe. –
aus: Wilhelm Auer, Kapuzinerordenspriester, Goldene Legende Leben der lieben Heiligen Gottes auf alle Tage des Jahres, 1902, S. 264 – S. 266

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