Die christliche Ehe ist ein Sakrament

Das Bild zeigt die Hochzeit zu Kana

I. Der christliche Ehestand

§ 3. Das christliche Ehesakrament

Ein Priester segnet das Brautpaar, das den Bund der Ehe eingehen will; das Brautpaar hält sich kniend die Hand; links und rechts stehen Kinder, die singen; über dem Priester und den Brautleuten sind zwei Engel, die ein Spruchband halten mit dem Text: Dieses Geheimnis der Ehe ist groß, ich sage aber in Christo und in der Kirche

Ein großes Geheimnis

Jesus Christus hat die Erhöhung der Ehe zu ihrer ursprünglichen, aber durch den Sündenfall geschändeten Würde in sein Erlösungswerk aufgenommen und zu einem wichtigen Teil seines Evangeliums gemacht. Er hat angeordnet, daß der Ehebund christlicher Brautleute, welche durch die sakramentale Taufe Kinder Gottes, durch die sakramentale Firmung mit den Gaben des hl. Geistes ausgeschmückte Tempel Gottes sind und durch die sakramentale Kommunion mit Ihm in der innigsten Lebens- und Liebes-Gemeinschaft stehen, durch den Segen des Priesters die sakramentale Würde empfange, durch besondere göttliche Gnaden geheiligt und das Abbild seiner Vereinigung mit der Kirche sei. Daher lehrt der Apostel Paulus, daß die christliche Ehe ein großes Geheimnis, aber nur in Christus und der Kirche ist. Nun ist die Vereinigung Christi und seiner Kirche eine übernatürliche, sakramentale, folglich auch die christliche Ehe ein Sakrament (Eph. 5,25f.). Die hl. Väter Cyrill von Alexandrien, Epiphanius, Chrysostomus, Ambrosius, Augustin die Ritualbücher des Morgen- und Abendlandes, die allgemeinen Konzilien zu Lyon, Florenz und Trient lehren, daß die Ehe ein von Christus eingesetztes Sakrament sei.

Die Männer sollen ihre Frauen lieben, nähren und pflegen, wie Christus seine Kirche liebt, nährt und pflegt; und so wie die Kirche Christo unterworfen ist, so seien es die Frauen ihren Männern, in der Einfalt des Herzens, nicht um den Menschen zu gefallen, nicht um den Menschen zu dienen, sondern als Dienerin Jesu Christi (vgl. Eph. 5,32; 6,6). Die hl. Liebesgemeinschaft Jesu und seiner Kirche ist das erhabene Vorbild, welches die christlichen Eheleute in ihrer Lebens- und Liebes-Gemeinschaft nachbilden und darstellen sollen. Wohlan siehe! Jesus verläßt den Himmel, um Sich mit seiner Kirche zu verbinden; der Mann verläßt das elterliche Haus, um mit seiner Gattin sich zu vereinen. Jesus liebt nur die Eine Kirche als seine Braut mit ganz überirdischer, göttlicher Liebe, Er schenkt Sich ihr mit seiner göttlichen Person und mit seiner menschlichen Natur, mit seinen unermeßlichen Verdiensten und Genugtuungen. Die Kirche liebt nur Ihn als ihren Herrn, sie verehrt in Ihm ihren Erlöser, dem sie ihren Stand, ihren Adel und ihren Namen, ihre Güter, ihre Rechte, ihr Alles verdankt.

Der christliche Ehemann liebt nur Eine als seine Frau mit reiner, heiliger, übernatürlicher Liebe; er stellt ihr sein ganzes Vermögen, seine Seele und seinen Leib zur Verfügung; und die Frau liebt nur ihn, den Einen als ihren Gatten mit christlicher Liebe, welche alles Bittere und Ungerechte vermeidet, welche alles Unreine und Unheilige verabscheut, welche nichtehrgeizig,, noch selbstsüchtig ist, welche nichts Arges denkt, welche alles hofft, alles duldet, alles vergibt (vgl. 1. Kor. 13,2f.), sie freut sich dankbarst über die von ihm empfangene Standesehre, Adel, Name, Güter und Rechte. Jesus bleibt seiner Kirche ewig treu und opfert für sie sein Leben und die Kirche bleibt ihrem Herrn Jesus treu, so daß sie seit der Steinigung des Stephanus aus vielen Gliedern für Ihn blutet und bluten wird bis zum Ende der Welt. Die christlichen Eheleute bleiben sich treu in allen Leiden und Bitterkeiten des mühevollen Erdenlebens bis zum Tod…

Besondere Würde

Dieser sakramentale Beistand (…) ist ein dreifacher:

I. Dieses Sakrament erteilt dem christlichen Ehebund eine besondere Würde, indem es die Vereinigung des Mannes und des Weibes zu Einem Fleisch zu geheiligten Abbild der hypostatischen Vereinigung der göttlichen und der menschlichen Natur in Jesus zu Einer göttlichen Person, ferner die Verbindung der Eltern mit ihren Kindern zum gesegneten Abbild der Verbindung Jesu mit seiner Kirche macht. Am Traualtar stehend, betet der katholische Priester – zum Bräutigam sich wendend:

„O Gott, der Du durch die Allmacht deiner Stärke alles aus dem Nichts hervor gebracht, und nachdem Du den Menschen nach deinem Ebenbild erschaffen und mit ihm seine Gefährtin so untrennbar vereinigt hast, daß der Leib der Gattin aus dem Fleisch des Mannes selbst hervor gegangen ist, um sie zu lehren, daß es niemals gestattet sei, das zu trennen, was nach deinem Willen von Anbeginn nur Eines gewesen ist: O Gott, der Du die Verbindung der Ehegatten durch ein so herrliches Geheimnis geheiligt hast, daß ihre Verbindung die hochheilige Vereinigung Christi mit seiner Kirche darstellt: O Gott, der Du die Frau mit dem Mann verbindest, der Du dieser Gesellschaft – der ersten und vorzüglichsten von allen – einen solchen Gnadenbeistand verliehen hast, daß weder die Strafe der Erbsünde, noch die Züchtigung der Menschen durch die Sündflut sie haben zerstören können, der Du alle Herzen in deiner Hand hältst: siehe gnädig und huldvoll herab auf diesen deinen Diener und so wie Du den Tobias durch den Engel des Friedens begleitet, belehrt und beschützt hast, in gleicher Weise behüte diesen von der tot bringenden Anfeindung des Teufels und wehre ab von ihm alle Widerwärtigkeiten des Leibes und der Seele, auf daß er von deinem Arm geschützt, deines Segens teilhaftig bleibe, deinen Willen treu und standhaft erfülle, sich vermehre, lang lebe und mit deiner Gnade deinen Namen lobpreise. Welcher gebenedeit ist in Ewigkeit.“

Besondere Gnaden

II. Dieses Sakrament erteilt dem christlichen Ehepaar drei besondere Gnaden:

a) Es heiligt die Gattenliebe, auf daß dieselbe keine bloß sinnliche bleibe, welche mit dem Reiz der Wohlgestalt wieder verschwindet, sondern daß sie – eine übernatürliche – während der irdischen Pilgerfahrt in Freud und Leid ausdauere, bis der Tod den ehelichen Bund auflöst;

b) Es befestigt die eheliche Treue, indem es nicht bloß den Ehebruch zu einem fluchwürdigen Sakrilegium – Gottesraub – macht und davon abschreckt, sondern die eheliche Liebe erhöht und jener Liebe ähnlich macht, welche zwischen Jesus und seiner Kirche herrscht;

c) Es erteilt den ehelichen Rechten die höchste Weihe, auf daß die Gatten im Gebrauch derselben nicht dem Unvernünftigen gleich nur der fleischlichen Begierlichkeit frönen, sondern die standesgemäße Keuschheit und die übernatürliche Christenwürde unversehrt bewahren.

Am Traualtar stehend und sich zur Braut wendend, betet der katholische Priester:

„Wir bitten dich, allmächtiger Gott, siehe herab auf diese deine Dienerin, welche in dem Augenblick, da sie sich mit ihrem Mann verbindet, Dich inständig um deinen hilfreichen Schutz anfleht. Möge ihr das Joch, welches sie sich auferlegt, zu einem Joch der Liebe und des Friedens werden, möge sie sich in Christo rein und keusch vermählen und die hl. Frauen zur Nachahmung beständig vor Augen haben: möge sie ihrem Mann liebenswürdig sein wie Rachel, weise wie Rebekka, lang lebend und treu wie Sara: möge sie niemals durch etwas entehrt werden, was von dem Urheber aller Sünden herkommt: möge sie stets im hl. Glauben und in der Befolgung deiner Gebote ausharren und in unaufhörlicher Vereinigung mit ihrem Mann sich alles versagen, was verboten ist: möge sie die natürliche Schwäche durch die Stärke ihrer Sittsamkeit stützen: möge sie achtungswürdig durch ihren milden Ernst, ehrwürdig durch ihre Schamhaftigkeit, wohl unterrichtet in den himmlischen Wahrheiten sein: möge sie, gesegnet in ihrer Fruchtbarkeit und fest bewährt in ihrer Herzens Reinheit, vor Dir wandeln.“

III. Dieses Sakrament ergießt seinen Gnadenstrom auch auf die Kinder dieser Ehe, indem es denselben von dem ersten Augenblick ihres Daseins an den Keim der Gottesfurcht einpflanzt, indem es dem Vater die erhabenste Autorität, der Mutter die ehrwürdigste Liebe und Beiden die besondere Gnade erteilt, in ihren Kindern den übernatürlichen Keim der Gottesfurcht zu entwickeln, dieselben in der „Zucht und Lehre des Herrn“ (vgl. Eph. 6,4) zu unterrichten und zur hl. Gottes- und Nächstenliebe zu erziehen. Wer hat jemals das Geheimnis der Autorität des christlichen Vaters, oder das Geheimnis der Liebe der christlichen Mutter und deren Opferfreudigkeit für die gute Erziehung und das Lebensglück ihrer Kinder ergründet? –
aus: Otto Bitschnau, Christliche Standesunterweisungen, 1896, S. 16 -S. 17; S. 21 -S. 23

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