Das Hinscheiden des heiligen Joseph

Das Hinscheiden des heiligen Joseph und die (vermutliche) Aufnahme in den Himmel

Der heilige Joseph liegt im Sterben; Jesus hält ihn gestützt und Maria auf der anderen Seite hält seine Hand; über ihm schweben zwei Engel

Geschmückt mit dem Kleid der heiligmachenden Gnade, dessen Glanz er nie mit einem Fleckchen der Sünde trübte, wandelnd in in vollkommenster Keuschheit vor den Augen Jesu und Mariä, eilte er von Tugend zu Tugend, erhielt er immer neue Gnaden, vermehrte er unaufhörlich seine Verdienste und erfüllte sich so an ihm, was sein name Joseph, das heißt „Vermehrung“ bedeutet. Wenn der königliche Sänger David ausruft: „Kostbar im Angesicht des Herrn ist der Tod seiner Heiligen“ (Psalm 115), wie kostbar in den Augen Gottes musste der Tod des heiligen Joseph sein!

Warum der heilige Joseph vor dem öffentlichen Auftreten Jesu starb

Das erhabene Werk, den Heiland der Welt in seiner Kindheit und Jugend zu pflegen, zu ernähren und zu beschützen, für die unversehrte Jungfräulichkeit der gebenedeiten Gottesmutter Zeuge zu sein und ihr in allen Nöten treu zur Seite zu stehen, dieses erhabene Werk hatte er mit der größten reue vollbracht, und dem heiligsten Willen Gottes auf’s Vollkommenste entsprochen. Dreißig Jahre lang erfüllte er mit der gewissenhaftesten Sorgfalt alle Pflichten eines Vaters und Ehegatten, und das tat er Alles in reinster Absicht, in vollkommenster Liebe zu seinem Gott und Herrn. Sein Leben war nach dem Leben seiner gebenedeiten Braut das heiligste, sein heiliger Tod sollte die Vollendung desselben und die süßeste Belohnung seiner unbeschreiblichen Liebe sein. –

Die Zeit war gekommen, wo Jesus die einsame Werkstätte des Zimmermanns verlassen, aus seiner Verborgenheit hervor treten und sein öffentliches Lehramt beginnen sollte. Durch die Städte, Dörfer und Flecken Judäas wandelnd sollte er sein erhabenes Evangelium verkünden und sein göttliches Wort durch die größten Wunder bewahrheiten. –

Er sollte oft von seinem himmlischen Vater zu dem Volk reden und darum musste sein vermeintlicher Vater Joseph von dieser Erde scheiden, damit seine Zuhörer nicht irre würden, wenn er auf ihre Frage: „Wo ist dein Vater?“ antwortet: „Ihr kennt weder ich noch meinen Vater… der im Himmel ist.“ –

Der hl. Joseph starb also, ehe Jesus sein öffentliches Lehramt antrat, denn die heiligen Evangelisten machen nach dieser Zeit von ihm keine Erwähnung mehr, während sie doch noch öfters von der gebenedeiten Mutter Jesu spreche. Gewiß wäre er bei der Hochzeit zu Kana gegenwärtig gewesen, wenn er noch gelebt hätte, da er immer in der Gesellschaft Jesu und Mariä war; allein der heilige Evangelist erwähnt seiner nicht, auch damals war er nicht dabei, als Maria, die liebe Mutter Jesu, ihren göttlichen Sohn, der eben einen Teufel ausgetrieben hatte, und den Pharisäern eine scharfe Predigt hielt, in Begleitung ihrer Verwandten suchte. Deshalb sagt der hl. Bernard wohl mit Recht, daß der hl. Joseph vor der Taufe Christi gestorben sei. –

Er ist des heiligsten Todes gestorben

Sein Tod war aber überaus kostbar: kostbar! denn Joseph starb vollkommen vereinigt mit dem Willen Gottes; kostbar! er starb mit dem seligen Bewusstsein der treuesten Pflichterfüllung; kostbar! denn er schied von dieser Welt, die keinen Teil an ihm hatte und der er schon längst abgestorben war; kostbar! denn seine Seele war vom Glanz der Gnade ganz durchdrungen und umflossen; kostbar! denn er entschlief überreich an Verdiensten; kostbar! denn alle Gott wohlgefälligen Tugenden begleiteten ihn; kostbar! denn von Unschuld und jungfräulicher Reinigkeit erglänzte seine Seele und sein Leib; kostbar! denn er starb aus Liebe; kostbar! er starb in den Armen Jesu, des Sohnes Gottes, unter den pflegenden Händen der hoch begnadigten Gottesmutter, seiner Braut; kostbar! denn er starb voll des seligsten Friedens im Kuss seines Herrn und Gottes!!! Der hl. Alphons Liguori schildert das selige Hinscheiden des hl. Joseph also: „Engel umgaben ihn; der König der Engel, Jesus Christus, auf der einen Seite, Maria auf der andern Seite seines armen Bettes und in so süßer Gesellschaft verließ er voll himmlischen Friedens diese elende Welt. Sanft und kostbar war sein Tod in Gegenwart Mariens, in Gegenwart eines solchen Sohnes, der zugleich sein Erlöser war… Niemand ist imstande auszudrücken oder zu begreifen, welche Akte der Ergebung, welche Flammen der Liebe die Worte des ewigen Lebens, der ihm bald Jesus, bald Maria im letzten Augenblick seines Lebens zusprachen, im Herzen des heiligen Joseph bewirkt haben. Weil Joseph immer heilig gelebt hatte, so war sein Tod sanft, ruhig, ohne Angst und Furcht!“ –
Doch genug! Wer in den Armen Jesu und Mariä stirbt, ist gewiß des schönsten, edelsten, heiligsten und seligsten Todes gestorben, und dies war – der Tod des heiligen Joseph!! (*)

(*) Das Andenken an den Todestag des hl. Joseph wird an einigen Orten am 20. Juli gefeiert.

Wo das Grab des heiligen Joseph sich befindet

Der Ort, wo der heilige Joseph von dieser Erde schied, ob zu Nazareth oder zu Jerusalem, ist nicht bekannt. Gestützt auf die Meinung des seligen Beda des Ehrwürdigen: „ist es nicht unwahrscheinlich, daß sein Tod dergestalt von Gott bestimmt war, daß er in jene Zeit des Jahres fiel, wo der hl. Joseph nach seiner Gewohnheit mit seiner Gattin und seinem göttlichen Sohn nach Jerusalem wallfahrtete, um dort Gott anzubeten, damit er im Grab seiner Voreltern begraben werde, was immer ein sehnlicher Wunsch der Hebräer war.“ (Bolland. Die 19 Mart. n. 11.) –

Das Grab, welches seinen heiligen Leichnam einschloss, soll demjenigen nahe sein, wo der Leichnam seiner allerheiligsten Braut bestattet wurde, und wirklich zeigt man heute noch in der Grabkirche der Gottesjungfrau unten im Tal Josaphat halbwegs der Marmortreppe, welche in die Tiefe zum Grab Mariä führt, einen Altar, welcher das Grab des hl. Joseph umschließt.

Reliquien von seinem Leib gibt es nicht

Sowie vom reinsten Leib der hoch begnadigten unbefleckten Jungfrau nichts mehr im Grabe sich befindet, weil sie von ihrem göttlichen Sohn mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde, so findet sich auch vom jungfräulichen Leib des hl. Joseph nichts mehr vor. Die meisten Kirchenväter und frommen Lehrer, sowie der hl. Bernardin und der hl. Franz von Sales glauben, der hl. Joseph sei dem Leib und der Seele nach im Himmel und „Warum sollte es nicht so sein?“ ruft der fromme und eifrige Verehrer des hl. Joseph, der Kanzler Gerson aus: Lesen wir ja, daß viele Leiber der Heiligen (beim Tode Jesu) auferstanden und in die heilige Stadt gekommen und vielen erschienen seien. Wer möchte nun zweifeln, daß unter jenen auferstandenen Leibern der Heiligen auch jener des hl. Joseph war, den Jesus so sehr geliebt und geehrt hatte, als wäre er sein wirklicher Vater!

Von den Reliquien des hl. Joseph ist wenig vorhanden. Ein Teil seines Mantels, in welchen er das neu geborene Kind Jesus einhüllte, befindet sich mit seinem Stock zu Rom in der Kirche der hl. Cäcilia in Trastevere, der andere Teil in der Kirche der hl. Anastasia. Ein nicht kleines Stück dieses Mantels hat der Kardinal Ginette den unbeschuhten Karmeliter-Mönchen zu Antwerpen in Belgien zum Geschenk gemacht, wo es unter drei Schlössern verwahrt, jährlich am Fest der Geburt des Herrn zur Verehrung gezeigt wird. Unter den Reliquien, welche der heilige Kaiser Karl der Große aus Jerusalem erhielt und in die Domkirche zu Aachen brachte, zeigt man Binden, deren sich der hl. Joseph zum Umwickeln seiner Füße bediente. Reliquien von seinem heiligen Leib fanden sich nicht vor, was die fromme Meinung bestätigt, daß der hl. Joseph mit Leib und Seele in der Glorie des Himmels ist.

Der heilige Joseph steht mit Maria vor dem Thron des dreieinigen Gottes

Von dieser unnennbaren, unbegreiflichen Glorie des Himmels umflossen, steht nun der hl. Joseph mit Maria, seiner jungfräulichen Braut, vor dem Thron des dreieinigen Gottes, des Vaters, der ihn von Ewigkeit zum Nähr- und Pflegevater seines eingeborenen Sohnes bestimmt und auserwählt; des Sohnes, der ihm 30 Jahre untertan gewesen und für den er selbst sein Leben eingesetzt hat; des heiligen Geistes, der ihn mit allen Gaben und Gnaden ausgerüstet hat, damit er sein überaus hohes Amt eines Ernährers und Beschützers des Erlösers getreulich verwalten könne; hier steht er vor dem Thron Gottes, angestaunt und bewundert von den Engeln ob seiner unbeschreiblichen Reinheit, die ihn über alle ihre Chöre erhob, bewundert und geehrt von allen Heiligen, die er an Gnade, an Tugend und Verdienst alle übertroffen hat; dort steht er vor dem Thron Gottes, um seine mächtige Fürbitte für alle jene einzulegen, die sein göttlicher Pflegesohn Jesus mit seinem Blut erlöst hat. –
aus: Georg Ott, Josephi-Buch oder Die Macht der Fürbitte des heiligen Patriarchen Joseph, 1880, S. 30 – S. 32

siehe auch den Beitrag: Heiliger Joseph Patron der Sterbenden

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