Gnadenorte der hohen Himmelskönigin Maria
Unsere Liebe Frau von der Wache in Frankreich
Unsere Liebe Frau de la Garde in Marseille
Nahe bei der Stadt Marseille erhebt sich ein Berg, auf dem man die schönste Aussicht über die ganze Stadt, die verschiedenen Inseln des Meeres und die fruchtbaren Gefilde hat, und der seit dem sechsten Jahrhundert als ein sehr passender Ort zum Beobachten und Ausspähen gewählt wurde, daher sein Name Berg de la Garde, Wartberg oder Berg der Wache. Auf seinem Gipfel befand sich ein hoher Turm und zur Seite dieses Turmes wurde im dreizehnten Jahrhundert ein Kapelle gebaut, die der Verehrung der seligsten Jungfrau gewidmet war. Sie wurde bald durch viele außerordentliche Gnaden, welche die frommen Bewohner der Stadt erhielten, berühmt. Im Jahre 1527 ließ König Franz I. die Kapelle und den Turm von einer Festung umschließen, und das Ganze heißt nun die Festung U. L. Frau de la Garde, Nicht nur die von einem lebendigen Glauben belebten Bewohner Marseilles, dieser großen Handelsstadt, (…), sondern auch die angrenzenden Provinzen und vorzüglich die Matrosen auf den Schiffen zeichnen sich durch wahrhaft kindliches Zutrauen zur Himmelskönigin aus. Keiner derselben begibt sich zu Schiffe ohne U. L. Frau de la Garde zu begrüßen und bei seiner Heimkunft ihr für die glückliche Fahrt zu danken. –
Unter der französischen Regierung zur Zeit der Revolution wurde die reich begabte Kapelle ihrer Kostbarkeiten beraubt; jetzt ist sie wieder schön hergestellt, und das Ziel zahlloser Wallfahrer. Die Kapelle ist mit Votivtafeln und besonders mit kleinen Schiffen ganz umhangen. In der Stadt Marseille ist stets ein gewisses Haus der allerseligsten Jungfrau als Eigentum zugeschrieben, weshalb sie auch als Mitbürgerin in der Stadt angesehen wird. Das in der Kapelle de la Garde befindliche Gnadenbild muss jedes Jahr nach alter Sitte auf einige Tage von dort weg genommen und in die Stadt hinab getragen werden; dies geschieht während der Fronleichnams-Oktave. Unbeschreiblich ist dann der Jubel des Volkes über diese höchst feierliche Übertragung des Bildes der himmlischen Mitbürgerin. (Le Tourneur.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1869, Sp. 2698 – Sp. 2699
Bildquellen
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