Maximilian I. und die Mariensäule in München

Der Kurfürst Maximilian I. von Bayern und die Mariensäule in München

Einer der besten und frömmsten Fürsten, die je auf Bayerns Thron saßen, war Kurfürst Maximilian I. von seiner großen Frömmigkeit gibt besonders seine ungemeine Liebe und Verehrung gegen die jungfräuliche Mutter Gottes Zeugnis. Weil diese Liebe schon in seinem jugendlichen Herzen flammte und durch eine glühende Andacht sich kund gab, so wurde er als junger Prinz schon zum Vorsteher oder Präfekten aller marianischen Kongregationen in Deutschland ernannt. Er wallfahrtete oft mit seinem Vater, seinen Brüdern und Lehrern in eigenen Pilgerkleidern nach Andechs und Altötting, oder in näher gelegene Gnadenorte.

Die Marienfrömmigkeit des bayerischen Kurfürsten Maximilan I.

Auf einer Reise nach Italien ging er auch nach Loreto, wo er dem wundertätigen Bild U. L. Frau ein goldenes Herz an einer goldenen, mit Rubinen und Diamanten besetzten Kette verehrte, auch zwei heilige Messen stiftete und beim Antritt seiner Regierung als Kurfürst mit seiner Gemahlin Elisabeth zu Fuß nach Altötting wallfahrtete, um dort den Segen des Himmels zu seinem neuen und hochwichtigen Beruf zu erstehen. Die von ihm erbaute Hofkirche ließ er zu Ehren der Lieben Frau einweihen; den Choraltar in der Liebfrauenkirche zu Ehren Mariens errichten und goldene und größere silberne Münzen mit dem Bildnis der Lieben Frau, das Jesuskindlein im Arm, schlagen mit der Umschrift: Clypius omnibus in te sperantibus: „Ein Schild Allen, die auf dich hoffen.“ (*) Nach Altötting sandte er ein verschlossenes, silbernes Kästchen, damit es dort in der Nähe des Gnadenaltares aufbewahrt werde. Nach seinem Tode ließ seine Gemahlin, Maria Anna, das Kästchen öffnen, worin auf einem Blatt folgende, von Maximilian mit seinem eigenen Blute geschriebenen Worte standen:

In mancipium tuum me tibi dedico,consecroque, Virgo Maria, hoc teste cruore atque chirographo Maximilianus peccatorum coryphaeus.

Zu Deutsch: „Dir zum völligen Eigentum über gebe und weihe ich mich, Jungfrau Maria, wie ich durch Blut und Handschrift bezeuge, Maximilian, der Größte der Sünder.“

(*) Diese sogenannten Frauenbildtaler befinden sich noch häufig als Schatzgeld in den Händen des katholischen Volkes und erinnern es noch an die gute alte Zeit des lieben Vaterlandes und seiner frommen Fürsten.

Maximilian hatte auch angeordnet, nach seinem Tode sein Herz in die heilige Kapelle zu Altötting zu bringen und die Inschrift der Urne, in welcher es liegt, verkündet seine Liebe zu Maria, die er lebend im Herzen trug:

Hic conditum est cor Maximiliani I. etc. etc. vor, maximis olim ausis, et amore in Dei Matrem plenum.

Zu Deutsch: „Hier ist aufbewahrt das Herz Maximilians I. etc. etc., das einst die größten Dinge unternahm und voll Liebe zur Mutter Gottes war.“

Auf seinem Sterbelager nahm Maximilian das Bildnis der Mutter Gottes, wie es auf der Mariensäule zu sehen ist, in seine Hände, küßte es und sprach:

Maria, Mater gratiae, Mater misericordiae tu nos ab hoste protege.

Zu Deutsch: „Maria, Mutter der Gnade, Mutter der Barmherzigkeit, du beschütze uns vor dem Feinde.“

Zum Zeichen nun seiner grenzenlosen Liebe zur gnadenreichen Gottesmutter und zum Andenken an den großen Sieg, welchen er mit seinem berühmten Feldherrn Tilly aus dem weißen Berge bei Prag über das kalvinistische Heer und Friedrich, Kurfürsten von der Pfalz, durch Fürbitte der Lieben Frau am 8. November 1620 errungen hatte (*), ferners zum Dank für die erhaltene Kurwürde, hauptsächlich aber wegen glücklicher Abwendung aller Kriegsgefahr, beschloss Maximilian, ein öffentliches Denkmal in seiner Haupt- und Residenzstadt München zu errichten. Diesen seinen Entschluss zeigte er in einem eigenhändig unterschriebenen Erlass vom 12. Dezember 1637 „dem Bürgermeister und Rat seiner lieben Stadt München“ mit folgenden Worten an:

„Unsern Gruß zuvor, vorsichtige, ehrsame, weise, liebe Getreue! Nachdem man, bei vergangenen feindlichen Einfall, indem auch der Feind diese unsere Haupt- und Residenzstadt München okkupiert, augenscheinlich erfahren, daß der allmächtige Gott solch allhiesige Stadt und zwar unzweifelhaft durch Fürbitte der allerseligsten Himmels-Königin und Mutter Gottes Mariä als sonderbaren Patronin und Beschützerin unserer Lande und gemeldeten Stadt, von Brand und anderen feindlichen Verderben sonder bar behütet und errettet, und wir daher zur schuldigsten dankbarsten Bezeigung Seiner göttlichen Majestät zu besonderem Lob, auch der heiligen Himmelskönigin zu Ehren und ewigen Gedächtnis, ein öffentliches Monumentum von einer Säule und darauf stehenden U. L. Frauen Bildnis, mitten des Platzes aufrichten und künftigen Montag damit einen wirklichen Anfang zu machen vorhaben. Als haben Wir Euch’s zu Euer Nachricht und Wissenschaft hiermit gnädigst notifizieren wollen und sind Euch dabei mit Gnaden gewogen.“

Die Einweihung der Mariensäule

Die feierliche Einweihung der Denksäule und des Bildnisses der Himmelskönigin geschah am Sonntag, den 7. November 1638. Am Morgen dieses festlichen Tages begab sich Kurfürst Maximilian, gefolgt von seinem ganzen Hof, dem gesamten Adel und allen Landständen auf den Marktplatz, wo ihn der Herr Fürstbischof von Freising, Vitus Adam, mit der ganzen Geistlichkeit empfing und nach seiner Ankunft die Einsegnung der Mariensäule vornahm. Hierauf reichte Maximilian dem Bischof eine kleine silberne Kapsel, worin folgende heilige Reliquien verschlossen waren: ein halber Dorn von der Dornenkrone Christi, dann von von den Gebeinen des heiligen Johannes des Täufers, der heiligen Apostel Petrus, Jakobus, Bartholomäus und Simon und des heiligen Arsatius und Quirin. Diese silberne Kapsel legte der Bischof nach Bestimmung Maximilians auf das Haupt der heiligen Jungfrau, unter ihre Krone. Als nun dieses aus Erz gegossene und reich vergoldete Bildnis samt den obigen heiligen Reliquien auf der marmornen Säule stand, kniete sich der Kurfürst Maximilian vor ihr nieder und sprach mit lauter Stimme vor dem zahlreich anwesenden Volk:

Rem, Regem, Regimen, Regionem, Religionem Conserva Bavaris Virgo Maria tuis. – (*)

(*) Die Habe, den Herrscher, die Regierung, das Land, die Religion Erhalte, Jungfrau Maria, deinen Bayern. –

Diese von von Maximilian gesprochenen Worte kamen als Inschrift auf die Vorseite der Säule. Auf der Rückseite erhielt die Säule folgende Inschrift:

In honorem B. Virginis Mariae erecta haec Columna Jussu Maximiliani S. R. I. Archidap. Et Elelctoris Benedicente Episcopo frisingensi. MDCXXXVIII. (*)

Die Säule erhebt sich auf dem großen Hauptplatz mitten in der Stadt. Sie steht aus einem mächtigen Fußgestell, and essen vier Ecken man vier bewaffnete Engel aus Erz, deren jeder einer der vier Landplagen, als: Pest, Hungersnot, Krieg und Irrglauben in der Gestalt einer Natter, eines Basilisken, eines Löwen und eines Drachen bekämpft. Auf den von den Engeln getragenen Schildern sind nachstehende Worte eingeprägt:

Super aspidem Basilicum Et Leonum Et draconem

Über Schlangen, Basilisken Und Löwen Und Drachen. (**)

(*) Zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria ist diese Säule errichtet worden auf Befehl Maximilians, Herzogs von Ober – und Niederbayern, des heiligen römischen Reiches Erztruchsessen und Kurfürsten. Geweiht vom Bischof von Freising 1638.
(**) Diese Worte sind dem 90. Psalm Davids entnommen: „Auf Nattern und Basilisken wirst du wandeln und zertreten Löwen und Drachen.“

 

In Mitte dieser Engel erhebt sich die Säule, aus welcher zwischen den Hörnern des Halbmondes die Mutter des Heilandes mit dem Kinde in der einen, in der andern Hand mit dem Zepter steht. Um das Fußgestell zieht ein starkes Geländer aus Stein, an den vier Ecken mit Laternen versehen, zu deren nächtlicher Beleuchtung der kurfürstliche Hauptkontrolleur, Kaspar von Bernard, eine eigene Stiftung machte. Das ganze Monument aus rotem Marmor hat eine Höhe von 44 Fuß vom Pflaster bis zur Krone der heiligen Jungfrau. —

Die Verehrung dieses Muttergottesbildes

Stets war die Verehrung dieses Muttergottesbildes von Seite der Einwohner Münchens eine außerordentliche. Als im Jahre 1680 die Pest in Deutschland hauste und viele Tausende von Menschen hinraffte, wurden an der Mariensäule öffentliche Andachten veranstaltet und lange Jahre hindurch an den Marianischen Festtagen die lauretanische Litanei daselbst gebetet. Kurfürst Max Emanuel verrichtete im Jahre 1683, als er mit seinem Heer sich nach Wien begab, um den Erbfeind des Reiches, die Türken zu bekämpfen, kurz vor seinem Abzug auf den Knien liegend, vor der Mariensäule seine Andacht. Im Jahr 1704, in welchem viele Ortschaften um München durch den Krieg mit Österreich schwer litten, nahmen die Einwohner Münchens abermals ihre Zuflucht zur Lieben Frau auf der Säule. Täglich wurden öffentliche Bittgänge dahin gehalten, welchen jedesmal die Kurfürstin mit dem Kurprinzen Albert und seinen Brüdern beiwohnte.

Am 23. Okt. 1744 zog der bayerische Kurfürst und deutsche Kaiser Karl Albrecht VII., nachdem die Treue und Tapferkeit seines Heeres Bayern von der Besetzung der Österreicher befreit hatte, durch das Neuhausertor in München ein, stieg vor der Mariensäule vom Pferde, warf sich mit allen seinen Generälen aus die Knie und wohnte in tiefsterAndacht dem ambrosianischen Lobgesang bei. Zu verschiedenen Zeiten, namentlich während des Frühlings und Sommers kamen jährlich oft über hundert Kreuzzüge von Landleuten nach München und wurden Andachten bei der Mariensäule gehalten. Dies dauerte fort, bis unter der Regierung des Königs Maximilian Joseph I. alle öffentlichen Andachten an derselben eingestellt wurden, nachdem schon unter Kurfürst Maximilian III., im Jahre 1773, die jedesmal am 22sten Sonntag nach Pfingsten abgehaltene Gedächtnisfeier der Schlacht am weißen Berge verboten worden war.

Das Jahr 1854 aber brachte die Mariensäule wieder zu Ehren. In diesem Jahr wurde die Stadt München schwer von der Cholera-Pest heimgesucht. Man suchte die Hilfe des Himmels in dieser großen Not. Die erste Anregung, die Barmherzigkeit Gottes durch die Mutter der Barmherzigkeit anzurufen, gab der würdige Diener und Priester Gottes, der damalige Prediger zu St. Peter, jetzt Domprediger zu U. L. Frau, Nikolaus Weber durch seine salbungsvollen Predigten von der Macht und Güte der Lieben Frau. Das Gleiche tat der weiland erzbischöflich geistliche Rat und Stadtpfarrer zu St. Peter, Joseph Schuster, der einen Bittgang nach dem nahen Wallfahrtsort Ramersdorf veranlagte. Die Einwohner Münchens nahmen nun ihre Zuflucht zur Patronin Bayerns und Münchens, um die Abwendung der Seuche zu erflehen, und so wurde seit langen Jahren wieder zum ersten Male und zwar am 28. August 1854 ein Bittamt vor der Mariensäule gehalten.

Eine zweite Feier daselbst hatte am 3. Okt. desselben Jahres statt. Die Seuche war erloschen und wurde in einem feierlichen Amt an der Mariensäule dem Allmächtigen der Dank dafür abgestattet. Von diesem Zeitpunkt an war die Verehrung dieses Mutter-Gottes Bildes wieder eine allgemeine und außerordentliche geworden; kein Tag beinahe verging, an welchem nicht Kränze und Blumen vor demselben nieder gelegt wurden. Nun dachte man an eine vollständige Renovierung der Mariensäule. Nachdem durch freiwillige Beisteuern von Seite frommer Frauen die nötigen Mittel hierzu beschafft waren, schritt man zur Ausführung. Am 25. Juni 1855 wurde ein Bittamt gehalten, um die glückliche Vollendung der nun in Angriff genommenen Erneuerung der Säule zu erflehen. …

Die silberne Reliquien-Kapsel

Die silberne Reliquien-Kapsel, die nach Renovierung der Säule wieder unter die Krone gelegt wurde, erhielt die Inschrift :

In deutscher Übersetzung lautet diese Inschrift also: Dieses ruhmwürdige Denkmal, welches zu Ehren der allerseligsten Jungfrau Maria, der Patronin Bayerns, von Kurfürst Maximilian I. seligen Andenkens, im Jahre 1638 errichtet worden, haben fromme Münchner Frauen und andere Wohltäter, nachdem zu diesem Zweck mehrere Bürger einen Bund geschlossen, zum Dank dafür, daß der barmherzige Gott die schreckliche Cholera, die im vorigen Jahre in der Stadt heftig wütete, auf die mütterliche Fürsprache Maria gnädigst abgewendet hat, auf Veranlassung des hochw. Herrn Joseph Schuster, erzbischöflich geistl. Rates und Pfarrer zu St. Peter dahier, wieder herstellen und erneuern lassen und Reliquien vom heiligen Kreuz unseres Herrn Jesu Christi, aller heiligen Apostel und der Heiligen Korbinian, Benno und Sebastian in dieser Kapsel niedergelegt, im Jahre des Herrn1855.

Es wurden sonach den bereits in dieser Kapsel befindlichen Reliquien, wie in vorstehender Inschrift bemerkt wird, noch solche vom Kreuz Christi und von den heiligen Aposteln, dann von den heiligen Benno, Korbinian und Sebastian beigelegt. –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Zweiter Teil, 1869, Sp. 1824 – Sp. 1830

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