Unterricht für das hochheilige Weihnachtsfest

Die Geburt Jesu Christi am Christabend: das Kind liegt auf Stroh, Maria und Joseph knien vor Ihm

Unterricht für die erste heilige Messe des hochheiligen Weihnachtsfestes

Was ist das heilige Weihnachtsfest?

Die Erinnerung an die zeitliche Geburt des ewigen Sohnes Gottes aus Maria, der unbefleckten Jungfrau, im Stall zu Bethlehem, und der Tag der gnadenreichen Geburt Jesu Christi in der Seele des Christen. An diesem hochheiligen Fest dürfen von jedem Priester drei heilige Messen gelesen werden.

Warum wird das Weihnachtsfest so feierlich begangen?

Eben weil es der Geburtstag des Welterlösers ist. Wenn der Geburtstag weltlicher Fürsten schon feierlich begangen wird, um wie viel mehr ist der Geburtstag des Welterlösers, des Friedensfürsten, durch welchen wir alle mit Gott ausgesöhnt, zu Kindern Gottes und daher zu einem glückseligen Leben wiedergeboren wurden, mit aller Feierlichkeit zu begehen?

Die erste heilige Messe

„O Wunder groß!
Aus Vaters Schoß
Ist Gott von Gott gekommen.

Und hat aus Lieb`,
Die Ihn antrieb,
Die Menschheit angenommen.“

(Altes Lied)

Diese erste heilige Messe wird, wenn nicht ärgerliches Benehmen zu befürchten ist, um Mitternacht gefeiert, weil Jesus Christus in der Nacht geboren wurde, als das wahre Licht, das in die Welt gekommen ist, um alle zu erleuchten, welche im Schatten des Irrtums und der Sünde sitzen. Sie wird gefeiert zum Andenken an die ewige Geburt des Wortes aus dem Schoß des himmlischen Vaters; deshalb heißt der Eingang dieser heiligen Messe: „Der Herr hat zu mir gesagt: Du bist mein Sohn! Heute hab` ich Dich gezeugt.“ (Ps. 2, 7) „Warum toben die Heiden und sinnen die Völker auf Eitles?“ (Ps. 2, 1) – Ehre sei dem Vater etc.

Gebet der Kirche.
O Gott, der Du diese heiligste Nacht durch den Strahl des wahren Lichtes leuchten gemacht hast, verleihe uns, wir bitten Dich, daß wir, die wir die Geheimnisse dieses Lichtes auf Erden erkennen auch dessen Freude im Himmel genießen mögen; der mit Dir lebt… Amen.

Lesung aus dem Brief des hl. Apostels Paulus an Titus. Kap. 2, Vers 11-15

Geliebteste! Es ist erschienen die Gnade Gottes, unsers Seligmachers, allen Menschen und lehrt uns, daß wir der Gottlosigkeit und den weltlichen Lüsten entsagen und sittsam, gerecht und gottselig leben in dieser Welt, indem wir erwarten die selige Hoffnung und die Ankunft der Herrlichkeit des großen Gottes und unseres Heilandes Jesu Christi, welcher sich selbst für uns hingegeben hat, damit Er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse und sich ein Volk rein darstelle, das Er sich zu eigen nehmen könne, das guten Werken nachstrebe. So rede und ermahne in Christo Jesu, unser Herrn!

Wodurch hat sich Gottes Güte gegen die Menschen besonders geoffenbart?

Durch die Menschwerdung Jesu Christi, seines Sohnes den Er aus unendlicher Liebe uns (die Sünde ausgenommen) gleich, zu unserm Bruder, Lehrmeister und Erlöser gemacht hat, damit wir Kinder und Erben Gottes, Miterben Jesu würden.

Was will uns Christus durch seine Menschwerdung hauptsächlich lehren?

Daß wir den alten Adam, d. h. den sündigen Menschen, ausziehen und den neuen, d. i. Jesum Christum, anziehen und Ihm ähnlich werden sollen, wie Er uns gleich geworden ist. Dies geschieht, wenn wir der Gottlosigkeit, dem Unglauben, der Ungerechtigkeit und den weltlichen Lüsten entsagen, dagegen Gott und alles, was Ihm angenehm ist, und den Nächsten, auch wenn er unser Feind ist, von Herzen lieben, überhaupt sittsam, gerecht und gottselig leben.

Was nennt der Apostel weltliche Lüste?

Irdische, fleischliche, sinnliche Begierden und Genüsse: Unzucht, Fraß und Völlerei, Geiz usw., welche gegen die Seele streiten (1. Petr. 2, 11) und vom Himmel ausschließen. (Ephes. 5, 5) Diesen entsagen lehrt uns der menschgewordene Gottessohn durch unzählige Entbehrungen in Armut, Verachtung, Leiden Fasten usw.

Wie lebt man „sittsam, gerecht und gottselig“?

Man lebt sittsam, wenn man, der Welt entsagend, sich selbst verleugnet, die Tugend übend, seines Heiles sich zu versichern trachtet; gerecht, wenn man dem Nächsten wünscht, leistet, läßt, was man nach dem Beispiel Jesu ihm schuldig ist; gottselig, wenn man Gott alle Ehre gibt Ihn allein und über alles liebt und alles nur in Ihm und Seinetwegen liebt, tut, läßt und leidet.

Übung.
Bei dieser ersten heiligen Messe preise den himmlischen Vater, daß Er uns seinen eingeborenen Sohn geschenkt; bringe das göttliche Kind Gott dem Vater und der Seele nach begangen hast, sowie für die Sünden der ganzen Welt und bete:

Gebenedeit und gepriesen seist Du, o himmlischer Vater, der Du uns in unendlicher Liebe deinen eingeborenen Sohn geschenkt hast; nimm auf das Opfer diese deines Sohnes, zur Tilgung meiner und der ganzen Welt Sünden.
Gebenedeit seist Du, o neugeborner Heiland, der Du, um mich den Weg der Gerechtigkeit zu lehren, vom Himmel herab gestiegen, Mensch, mir gleich geworden bist! Um dieser deiner Liebe willen entsage ich aller Gottlosigkeit und Feindseligkeit, allen sündhaften Gedanken, Worten und Werken. Dir zulieb, o Jesus! Will ich verlassen alle fleischlichen Lüste und allzeit sittsam, gerecht und gottselig leben. Bekräftige in mir diesen Vorsatz durch deine Gnade. Amen.

Evangelium nach dem hl. Lukas, Kap. 2, Vers. 1-14

Warum ließ Kaiser Augustus die römischen Untertanen aufschreiben?

Er tat dies: 1) Um alle Untertanen zu zählen und um eine neue Steueranlage aufzunehmen; 2) durch besondere Leitung der göttlichen Vorsehung, damit Joseph und Maria nach Bethlehem sich begeben müssten, auf daß die Prophezeiung in Erfüllung ginge, daß der Heiland in Bethlehem geboren würde. (Mich. 5, 2)
O wie ist Gottes Vorsehung in allem wunderbar! Vertraue dich ihr ganz an! – Sei wie Maria und Joseph der Obrigkeit um Gottes willen gehorsam!

Warum wird Christus der „erstgeborene Sohn“ Mariens genannt?

Weil sie vor Ihm kein Kind geboren. Und da sie nach Ihm keines mehr gebar, so war Er auch ihr Eingeborner, gleichwie Er der Erstgeborne und Eingeborne des himmlischen Vaters ist. (Hebr. 1, 6)

Anmerkung.
Oft ist in den heiligen Evangelien von „Brüdern Jesu“ die Rede. Unter Brüdern und Schwestern aber werden in der hebräischen Sprache auch die nahen Anverwandten verstanden. (siehe Lexikon: Brüder Jesu)

Warum wollte Christus so arm in einem Stall geboren werden?

Um uns den Zweck seiner Menschwerdung deutlich zu offenbaren, nämlich: 1) Der Gerechtigkeit des himmlischen Vaters genugzutun für unsere Sünden, mittelst des Opfers, das Er schon in der Krippe durch seinen armen, demütigen, leidensvollen Zustand beginnt; 2) den sündigen Menschen zu erneuern, ihn durch seine Armut, Demut und Abtötung von der unordentlichen Anhänglichkeit an die Ehren, Güter und Vergnügen der Welt zu befreien.
Opfere abermals das göttliche Kind Jesus dem himmlischen Vater zur Sühne für deine Sünden auf und laß dich von Ihm umwandeln!

Warum ward die Geburt Christi den armen Hirten, nicht aber den Hohenpriestern etc. verkündigt?

Zum Zeichen, daß Christus seine Gnaden nicht nach dem Ansehen der Person, sondern nach Wohlgefallen austeile, und daß er die Hoffärtigen und Ungläubigen verwerfe, die Armen, Demütigen und Gläubigen aber zu seinem Reich berufe. – Strebe, o Christ! nach Demut und Einfalt, wenn sich Christus dir offenbaren soll.

Was bedeutet der Gesang der Engel: „Ehre sei Gott…“?

1) Daß durch die Genugtuung des menschgewordenen Sohnes Gottes die durch die Sünde der Menschen geraubte Ehre Gottes wieder hergestellt, 2) daß dem Menschen durch seine Versöhnung mit Gott der wahre Friede wieder zu teil geworden sei. – Für die Menschen (einzelne und Völker) gibt es nur dann wahren Frieden, wenn sie Gott die gebührende Ehre geben.

Übung:
Betrachte in diesem Evangelium, wie Unwissende der himmlischen Erleuchtung teilhaftig, Arme mit Liebe und Hochschätzung ihrer Armut erfüllt, von der Welt Verachtete zu den ersten Verkündern der Gnade gemacht werden. O demütige dich, werde unwissend vor Jesus, arm vor dem Reichtum seiner Gnade, wolle gern verachtet sein von der Welt, wenn du nur geachtet bist von Jesus.

Gebet.
O Jesus, meine Liebe, der Du in stiller Mitternacht in einem armen Stall unter Tieren deine Wohnung genommen und arme Hirten zu Dir gerufen hast, erleuchte auch mich in der Nacht meiner Sünden, bereichere meine Seelenarmut mit deiner Gnade und mache mich zu deinem Kinde! Amen. –
in: Leonhard Goffine, Ord. Praem.; Unterrichts- und Erbauungsbuch oder Katholische Handpostille, 1885, S. 59 – S. 63

Stille Nacht heilige Nacht

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Alles schläft. Einsam wacht
Nur das traute hoch heilige Paar.
Holder Knab‘ im lockigen Haar,
Schlafe in himmlischer Ruh!
Schlafe in himmlischer Ruh!

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Gottes Sohn! O! wie lacht
Lieb‘ aus deinem göttlichen Mund,
Da uns schlägt die rettende Stund‘.
Jesus! in deiner Geburt!
Jesus! in deiner Geburt!

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Die der Welt Heil gebracht,
Aus des Himmels goldenen Höhn,
Uns der Gnade Fülle läßt sehn,
Jesum in Menschengestalt!
Jesum in Menschengestalt!

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Wo sich heut alle Macht
Väterlicher Liebe ergoß,
Und als Bruder huldvoll umschloß
Jesus die Völker der Welt!
Jesus die Völker der Welt!

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Lange schon uns bedacht,
Als der Herr vom Grimme befreit,
In der Väter urgrauer Zeit
Aller Welt Schonung verhieß!
Aller Welt Schonung verhieß!

Stille Nacht! Heilige Nacht!
Hirten erst kundgemacht
Durch der Engel Alleluja,
Tönt es laut bei Ferne und Nah:
„Jesus der Retter ist da!“
„Jesus der Retter ist da!“

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