Pius X Wer den Papst liebt gehorcht

Hut, bischöflicher Krummstab, Kleidungsstücke eines Papstes

Pius X. in weißer Papstkleidung sitzt auf dem päpstlichen Stuhl, die Arme auf den Stuhllehnen, im Gesicht ist ein leichtes Lächeln zu sehen

Pius X.: Wer den Papst liebt, gehorcht

Am 18. November 1912 empfing Papst Pius X. etwa 250 Pilger aus allen Ländern, Mitglieder des internationalen Priestervereins Unio apostolica, der der Papst früher selbst als Mitglied angehört und über die er jetzt das Protektorat angenommen hatte.

Nach der Verlesung einer Adresse erwiderte der Heilige Vater:

„Dann habt ihr auch sehr gut gesagt, daß das Charakteristikum der Priester der Unio apostolica, daß euere Devise sein muss und auch ist die Liebe zum Papst, weil sie ein weiteres Mittel ist, um uns selbst zu heiligen. Und um den Papst zu lieben, genügt es, darüber nachzudenken, wer er ist.

Der Papst ist der Hüter des Dogmas und der Moral; ihm sind die Prinzipien anvertraut, welche das Familienleben ehrenvoll gestalten, die Nationen groß und die Seelen heilig machen; er ist der Ratgeber der Fürsten und Völker; er ist das Haupt, unter dem sich niemand tyrannisiert fühlt, weil er Gott selbst vertritt; er ist der Vater im eigentlichen Sinne des Wortes, der in sich all das vereinigt, was euch liebenswert, geheiligt und göttlich sein kann. Es scheint unglaublich und ist doch schmerzlich, fuhr dann der Heilige Vater mit lauter und bewegter Stimme fort, es ist doch schmerzlich, daß es Priester gibt, denen man diese Vorstellung machen muss, aber Wir sind nur zu sehr heutigentags in dieser harten, unglücklichen Lage, den Priestern sagen zu müssen: liebet den Papst!

Und wie muss man den Papst lieben? Non verbo neque lingua, sed opere et veritate. Wenn man eine Person liebt, dann sucht man sich in allem ihren Gedanken anzupassen, ihren Willen zu erfüllen, ihre Wünsche zu verstehen und das geht so weit, daß die Liebe zu Gott unser Sein umwandelt, so daß wir in ihm aufgehen. Wer liebt, gehorcht, „si quis diligit me, sermonem meum servabit.“

Wenn man wahrhaft den Papst liebt, dann streitet man nicht über das, was er anordnet oder fordert, oder darüber, wie weit der Gehorsam zu gehen hat und in welchen Dingen man gehorchen muss; wenn man den Papst liebt, dann sagt man nicht, daß er nicht klar genug gesprochen habe, gleichsam, als ob er verpflichtet wäre, für das Ohr eines jeden einzelnen seinen Willen zu wiederholen; man zieht seine Anordnungen nicht in Zweifel, indem derjenige, der nicht gehorchen will, den billigen Vorwand macht, daß es nicht der Papst sei, der befehle, sondern diejenigen, die in seiner Umgebung seien; man beschneidet nicht das Gebiet, auf dem er seine Autorität ausüben kann und muss; man zieht der Autorität des Papstes nicht die Autorität anderer, auch noch so gelehrter Personen vor, die mit dem Papst nicht übereinstimmen und die, wenn sie auch gelehrt sind, doch nicht heilig sind, weil derjenige, der heilig ist, mit dem Papst nicht verschiedener Meinung sein kann.“

„Das ist“, sagte der Heilige Vater mit immer größerer Bewegung und mit tiefer Bitterkeit, „daß ist der Erguss eines Herzens, das durch die Haltung vieler Priester, die sich unterstehen, die Willensäußerungen und die Worte des Papstes zu diskutieren und über sie zu Gericht zu sitzen, von Schmerz erfüllt ist.“

„Ihr aber, meine lieben Brüder“, so schloß der Heilige Vater, „bekennt feierlich euern Gehorsam, eure Liebe und euere Ergebenheit für den Papst. Gott möge euch in eueren heiligen Vorsätzen stützen und auch mit seinem Segen stärken.“

Pius X.: Allocution Viringrazio, 18. November, 1912

aus: Albert Maria Weiß O.Pr., Liberalismus und Christentum, 1914, S. 279 – S. 281

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