Pius X. über den Modernisten als Reformator

Hut, bischöflicher Krummstab, Kleidungsstücke eines Papstes

Der Katechismus über den Modernismus

nach der Enzyklika Pascendi Dominici gregis des hl. Pius X.

Pius X. in weißer Papstkleidung sitzt auf dem päpstlichen Stuhl, die Arme auf den Stuhllehnen, im Gesicht ist ein leichtes Lächeln zu sehen

7. Der Modernist als Reformator

„Nun bleibt noch einiges beizufügen über den Modernisten als Reformator.“

242. Können wir aus dem Gesagten nicht schon eine große Neuerungssucht der Modernisten erraten?

„Schon das, was bisher gesagt worden, zeigt reichlich, welch große und brennende Neuerungssucht diese Männer besitzen. Diese Sucht erstreckt sich aber auf alles, was die Katholiken haben.“

243. Welche ist die erste Neuerung, die sie verlangen?

„Die Philosophie wollen sie erneuern, besonders in den geistlichen Seminarien, so daß die scholastische Philosophie unter die andern bereits abgeschafften Systeme verwiesen werde, von denen nur mehr die Geschichte der Philosophie handelt, und die jungen Leute die moderne, die einzig wahre und unserer Zeit entsprechende Philosophie lernen.“

244. Welche Neuerung erlangen sie sodann für die Theologie?

„Zur Erneuerung der Theologie, die wir die spekulative nennen, verlangen sie, daß die moderne Philosophie als Grundlage diene. Die positive Theologie aber soll besonders auf die Geschichte der Dogmen gegründet werden.“

245. Wie soll die Geschichte reformiert werden?

„Die Geschichte soll auch nach ihrer Methode und nach modernen Regeln geschrieben und gelehrt werden.“

246. Welche Neuerung fordern sie für das Dogma?

„Die Dogmen und deren Entwicklung sollen mit der Wissenschaft und Geschichte in Einklang gebracht werden.“

247. Wie soll der Katechismus erneuert werden?

„Was die Katechese angeht, wollen sie in katechetischen Büchern nur jene Dogmen behandeln, die schon erneuert und der Fassungskraft des Volkes angepaßt sind.“

248. Welche Neuerung soll im Kultus vorgenommen werden?

„In Bezug auf den religiösen Kult müssen die äußeren Zeremonien vermindert werden oder man muss verhindern, daß sie nicht noch mehr zunehmen. Andere freilich, die mehr den Symbolismus begünstigen, zeigen sich in diesen Sachen nachsichtiger.“

249. Welche Reformen verlangen sie für die Regierung der Kirche?

„Die Regierung der Kirch muss in jeder Hinsicht reformiert werden, besonders aber in disziplinärer und dogmatischer. Deshalb muss sie sich innerlich und äußerlich dem modernen Bewusstsein, wie sie sagen, anpassen, das ganz zur Demokratie hinneigt; deshalb muss der niedere Klerus und selbst der Laienstand Anteil an der Regierung erhalten, die zu sehr konzentralisierte Autorität dezentralisiert werden.“

250. Was verlangen sie noch?

„Die römischen Kongregationen, die mit der Leitung der kirchlichen Angelegenheiten betraut sind, vor allem die des heiligen Offiziums und des Index, müssen ebenfalls umgeändert werden.“

251. Welche Neuerung verlangen sie in der Ausübung der kirchlichen Gewalt auf sozialem und politischem Gebiet?

„Die Handlungsweise der kirchlichen Regierung auf politischem und sozialem Gebiet muss insoweit umgestaltet werden, daß sie sich von den bürgerlichen Verordnungen fern halte, sich denselben aber anpasse, um sie mit ihrem Geist zu durchdringen.“

252. Was wünschen sie auf dem Gebiet der Moral?

„In der Moral eignen sie sich den Grundsatz der Amerikanisten an, daß die aktiven Tugenden den passiven vorgezogen werden müssen und ihre Ausübung vor den anderen zu fördern sei.“

253. Was verlangen sie vom Klerus?

„Vom Klerus verlangen sie, daß er zur alten Demut und Armut zurück kehre; zudem soll er in Gesinnung und Handlung den Ideen des Modernismus beipflichten.“

254,.Wenn sie so große Tugend verlangen, werden sie auch den Zölibat sehr hoch schätzen?

„Es gibt endlich solche, die gern den Worten der protestantischen Lehrer lauschen und selbst den Zölibat im Priestertum abgeschafft wissen wollen.“
„Was lassen sie also in der Kirche unberührt, was nicht von ihnen und nach ihren Vorschriften reformiert werden müsste?“ –
aus: J.B. Lemius Obl. M. J., Der Modernismus Sr. H. Papst Pius X. Pascendi dominici gregis, 1908 S. 72 – S. 74

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