Das Pontifikat von Papst Pelagius II. (regierte von 579-590)
Pelagius II. war ein gebürtiger Römer, aber gotischer Abstammung. Der Vater hieß Winigild. Ein schönes Zeichen, wie in der Kirche und durch dieselbe der Gegensatz der Nationen überwunden wird. Pelagius wurde zum Papst gewählt, während vor den Mauern Roms noch die Langobarden standen. Da einige Bischöfe im Abendland infolge des Dreikapitelstreites in der Trennung von der allgemeinen Kirche verharrten, gab sich der neue Papst alle Mühe, eine endliche Wiedervereinigung zustande zu bringen. Einzelne gingen auf seine edlen Absichten ein, andere aber hielt noch schismatische Hartnäckigkeit ferne. Seine angelegentlichste Sorge nahm das hart bedrängte Italien in Anspruch. Er schickte nach Konstantinopel eine Gesandtschaft mit den dringendsten Bitten um Hilfe gegen die Langobarden. Um den Kaiser zu bewegen, Truppen zu schicken, soll sie ihm den Jammer und die verzweiflungsvolle Lage des verwüsteten Landes schildern und ihm bemerken, daß sie ohne seine Hilfe dem Untergang preisgegeben seien. Leider wurde nichts erreicht. In dieser Not wandte sich der Papst an die Franken um Unterstützung gegen die Langobarden. Kaiser Mauritius (582-602) schloss denn auch ein Bündnis mit dem König Childebert II. von Austrasien (Ostfranken) zur Vertreibung der Langobarden aus Italien, er erreichte aber nichts. Die Franken trennten sich für eine Geldsumme, die ihnen die Langobarden auszahlten, von den Kaiserlichen und die Bedrängnis der Katholiken in Italien dauerte fort. – Während die Griechen in ihrer Schwäche und Ohnmacht unfähig waren, den Katholiken Italiens zu helfen, bewahrten sie doch den alten Ehrgeiz und die frühere Eifersucht gegen Rom und den Papst. Immer hatten die Griechen es darauf abgesehen, auf Kosten der Einheit der Kirche den Bischof von Konstantinopel zu erhöhen. So ließ sich jetzt der Patriarch Johannes, der Faster zubenannt, allgemeiner (ökumenischer) Bischof titulieren. Man sieht, daß auch ein abgetöteter Mann bei seiner Bußstrenge von Hochmut aufgebläht sein kann. Energisch erhob Pelagius dagegen Einspruch und als Johannes auf diesen angemaßten Titel nicht verzichten wollte, verbot der Papst seinem Gesandten, Gregor (dem späteren Papst) (*), an dem Gottesdienst des Patriarchen teilzunehmen.
Ein erfreuliches Ereignis erlebte der Papst noch kurz vor seinem Tode. Die Westgoten in Spanien verließen die arianische Irrlehre und vereinigten sich unter König Reccarred mit der katholischen Kirche 589. –
Im November desselben Jahres wurde Rom von einer großen Tiber-Überschwemmung heimgesucht, die manche herrliche Denkmäler zerstörte und eine Pestseuche im Gefolge hatte. Pelagius II. wurde als eines der ersten Opfer von ihr dahin gerafft. (7. Februar 590). Er hinterließ den Ruhm innigen Mitleids und großer Freigebigkeit. Das Papstbuch meldet von ihm, daß er, nachdem er Papst geworden, „sein Haus zu einem Hospital für Arme und Greise machte.“ –
aus: Andreas Hamerle C.Ss.R., Geschichte der Päpste, I. Band, 1907, S. 191 – S. 192
(*) Als die Langobarden von Rom abgezogen waren, schickte der neu gewählte Papst den Diakon Gregor nach Konstantinopel, um dem Kaiser seine Erhebung anzuzeigen.
In der morgenländischen Kaiserstadt sollte Gregor vor allem darauf hinwirken, daß eine starke Heeresmacht nach Italien geschickt werde, um das unglückliche Land aus den Händen der Langobarden zu befreien. Aber wegen des damals ausgebrochenen Perserkrieges konnte der Kaiser den Wunsch des Papstes nur schlecht erfüllen. So wandte sich denn der Papst Hilfe suchend an die Franken. In einem Schreiben an den Bischof von Aunacharius von Auxerre in Frankreich sprach Papst Pelagius die Hoffnung aus, Gott habe die Franken deshalb zum katholischen Glauben geführt, damit sie für Rom und ganz Italien die Beschützer gegen die Langobarden würden. Aber die Franken zeigten sich als treulose Verräter, indem sie im Jahre 584, von den Langobarden mit Geld bestochen, jede Hilfeleistung verweigerten. Der oströmische Kaiser war zwar redlich bemüht, dem Papst zu helfen, doch sein Feldherr konnte im Jahre 585 bei den Langobarden weiter nichts erreichen als einen Waffenstillstand auf die Dauer von drei Jahren.
Diese Zeit benützte der Papst, um die getrennten Christen im Land Illyrien wieder mit der Kirche zu vereinigen. Er schickte darum drei Schreiben an ihren Erzbischof Elias zu Grado. Aber alle Versuche und Bemühungen des Papstes waren umsonst. –
aus: Chrysostomus Stangl, kath. Weltpriester, Die Statthalter Jesu Christi auf Erden, 1907, S. 171