Unsere Liebe Frau zu Klausenburg

Eine Prozession christgläubiger Katholiken zu einem Gnadenort der Muttergottes Maria

Gnadenorte unserer himmlischen Himmelskönigin

Zwei Soldaten, einer stehende, der andere kniend, sehen in Klausenburg die Mutter Gottes Tränen vergießen

Unserer Lieben Frauen Bild zu Klausenburg (*) in Siebenbürgen

Zu Klausenburg in der Kirche der Piaristen, oder der Väter der frommen Schulen, befindet sich ein berühmtes Gnadenbild der Lieben Frau, zu welchem nicht bloß dies frommen Väter, und die Kinder, welche sie unterrichten, große Andacht tragen, sondern auch das Volk von Nah und Fern mit großem Vertrauen wallfahrtet.

In einem, im Jahre 1819, mit Gutheißung des Primas von Ungarn, Alexander Rudnay, heraus gegebenen Büchlein wird glaubwürdig erzählt, daß dieses Bild der heiligen Jungfrau der griechisch-unierte Maler Lukacs zu Iklöd im Dobokaer Komitate 1681 gemalt und dem Johann Edlen von Kopcsa verkauft habe. Dieser hat es der unierten griechischen Kirche des Ortes Szent Miklos in Dobokaer Komitate mit frommem Sinn geschenkt. Daselbst wurde es unter die übrigen heiligen Bilder gesetzt und in gewohnter Weise verehrt.

Bald darauf geschah es im Jahre 1699, daß mehrere Soldaten vom Kürassier-Regiment Fürst Hohenzollern, welche zu Szent Miklos und Umgegend im Winterquartier lagen, diese Kirche besuchten, und die griechisch gemalten Bilder nach der Reihe ansahen. Während sie dies taten, nahmen sie wahr, daß das Bild der heiligen Jungfrau, Jesus im Arm haltend, weine. Dieses sehend beeilten sie sich, hiervon dem Ortspfarrer Michaly Anzeige zu machen, und in denselben zu dringen, daß er kommen und dies wunderbare Ereignis sehen möge. Als der Pfarrer kam, bemerkte er staunend das wunderbare Tränenvergießen, konnte jedoch keine Ursache hiervon finden. Auf dieses Gerücht hin eilten die Bewohner der Ortschaft und er ganzen Umgegend dahin; sie nahmen das Bild von der Wand, untersuchten es von allen Seiten und trockneten die Tränen mit ihren Fingern und Sacktüchern, welche sie dann sehr in Ehren hielten.

Der Hauptmann Johann Vanner, damaliger Kommandant von Décs, mit andern seiner Kollegen, besonders aber Sigismund Kornis, Graf von Gönz Ruszka, untersuchten mit großem Fleiß das Bild, befürchtend, es möchte etwa ein Betrug oder ein Aberglaube unterlaufen. Sie fanden zwei Umstände bemerkenswert: erstens, daß das Weinen länger als drei Wochen, nämlich vom 15. Februar bis 12. März 1699 dauerte, wobei das Fließen der Tränen manchmal drei Tage lang aufhörte, manchmal ohne Unterlass bei Tag und bei Nacht stattfand. Zweitens, daß an dem Antlitz des kleinen Jesuskindes keine Nässe sichtbar war, sondern nur an dem Angesicht der Muttergottes, besonders aber an deren rechtem Auge.

Dieses ward dahin erklärt, daß die Mutter der Barmherzigkeit bei ihrem gütigsten Sohn weinend bittet, daß er sich unser erbarme. Diese Deutung erweckte in ganz Siebenbürgen ein allgemeines religiöses Gefühl, auch in den härtesten Herzen.

Der erwähnte Graf Kornis wollte dieses heilige Bild an einen schöneren Ort bringen, und ließ es am 12. März mit angemessener Feierlichkeit in die Kapelle des Szentbenedeker Kastells übertragen, wo es sich einige Tage befand. Daselbst scharte sich aus allen Klassen der Bevölkerung eine unzählige Menge zusammen. Und was wunderbar war, beim Anblick des Bildes beweinten alle ihre Sünden und dankten Gott, welcher es für angemessen gefunden, dem armen Vaterland eine so mächtige Fürsprecherin zu geben und durch ihr Tränenvergießen selbes zur Buße zu mahnen. Aus tausenden Zungen erscholl das „Herr, Gott dich loben wir“, und die Soldaten begleiteten den Lobgesang mit einer dreimaligen Salve aus ihren Gewehren. Den Gottesdienst ordnete der Jesuitenpater Joseph Rosenfeld.

Am 12. März war in der Szentbenedeker-Kapelle an dem heiligen Angesicht der Mutter Gottes nur eine Träne mehr sichtbar, und dann sah man keine mehr.

Mittlerweile sandte die geistliche und weltliche Obrigkeit von Klausenburg Szent Miklós und Szent Benedek zum Behuf der Untersuchung zwei gottesfürchtige und gelehrte Geistliche, nämlich Sigismund Vizkeleti, Klausenburger und Ladislaus Baranyi, Fejervaraner Pfarrer, beide Mitglieder der Gesellschaft Jesu. Nachdem dieselben sowohl zu Szent Miklós als Szent Benedek viele glaubwürdige Zeugen vernommen hatten, wollten sie sogleich das heilige Bild nach Klausenburg mit sich nehmen. Allein weder der Graf Kornis und die Szent Miklóser Gemeinde ließen sich hierzu bewegen. Nachdem die Wallachen auf diese Nachricht hin sich sogar auflehnten, wurde endlich das Bild am 24. März wieder in die Kirche von Szent Miklós zurück gebracht. Die Kommissäre aber bedeckten es mit einem Schleier und versiegelten es; auch wurde vor die Kirche eine Wache gestellt,welche Tag und Nacht darauf zu sehen hatte, daß mit dem Bild keine Veränderung geschehe.

Nachdem die Kommissäre nach Klausenburg zurück gekehrt, luden sie achtundzwanzig Zeugen vor, die am 28. März beeidet wurden, und über 8 Artikel eine glaubwürdige Aussage machten, welche zu Protokoll genommen und nach Wien dem Graner Erzbischof und Kardinal Leopold Kollonitz eingesendet wurde. Unter den Zeugen befanden sich mehrere Edelleute. – Während man auf einen Bescheid von Wien wartete, wollten nicht nur mehrere Siebenbürger, sondern sogar einige Moldauer dieses heilige Bild für sich erwerben. Der Wojwode von der Moldau bot sogar demjenigen 1000 Taler, welcher ihm auf irgend eine Art, wenn auch heimlich, dieses Bild überliefere. Allein Gott gab nicht zu, daß dieser Schatz in die Hände der von der wahren Kirche Abtrünnigen falle, die zwar Maria und ihre Bilder verehren, auch die Heiligen anrufen, aber auch nicht ein Ave, wie wir, zu beten pflegen. Gott bestimmte diesem Bild eine andere Ruhestätte.

Nicht lange darauf erschien ein Bescheid des Kardinals Leopold Kollonitz von Wien, kraft dessen die Verehrung des heiligen Bildes erlaubt und verordnet wurde, daß das Bild den Klausenburger Jesuiten übergeben werde. Die Wallachen von Szent Miklós gehorchten, auch Graf Kornis gab nach; allein dieser und der Edle Johann von Kopcsa ließen von dem Bild eine Kopie machen, welche sie hoch in Ehren hielten. –
Nun wurde das Bild im Jahre 1699 vor Pfingsten von Szent Miklós in die Kapelle der leidenden heiligen Jungfrau in glänzender Prozession übertragen, und nach einigen Tagen in der Kapelle der Klausenburger Jesuiten auf den Altar gesetzt.

Mit unbeschreiblicher Freude und himmlischer Andacht empfingen die Klausenburger den himmlischen Schatz, besonders als sie in verschiedenen Anliegen in Erfahrung brachten, daß dieses Bild das Gefäß himmlischer Tröstungen sei. Als endlich die große Kirche der Jesuiten vollendet war, wurde im Jahr 1724 am 9. August das heilige Bild in Gegenwart der siebenbürgischen Würdenträger und der Stände unter laut schallenden Gesängen auf den schönsten Altar der Kirche gestellt, wo es auch bis jetzt fort und fort verehrt wird, und durch Wunderzeichen leuchtet. Es erfolgten durch die Fürbitte der Gottesmutter bei diesem Bild wunderbare Gebetserhörungen, wovon die vielen Gedenkzeichen und aufbewahrten Urkunden Zeugnis geben. Ja, man darf behaupten, daß es fast keine Familie Siebenbürgens gibt, welche sich nicht rühmt, bei diesem Bild Gnade erhalten zu haben, und noch immer lebt in aller Herzen die Verehrung dieses heiligen Gnadenbildes! (Jordánzky.) –
aus: Georg Ott, Marianum Legende von den lieben Heiligen, Erster Teil, 1869, Sp. 564 – Sp. 567

(*) heute Kolozsvár (ungarisch) – Cluj-Napoca (rumänisch)

Tags: Maria

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