Heiliger Johannes vom Kreuz Karmelit

Jesus Christus mit seinen Heiligen, die ihm Verehrung zollen und ihn anbeten

Heiligenkalender

24. November

Der heilige Karmelit Johannes vom Kreuz sitzt vor seiner Einsiedelei, ein Buch auf dem Schoß, und auf Gott vertrauend duldet er die Schmach

Der heilige Johannes vom Kreuz, Karmelit

(Die geistliche Rebe)

In Spanien wächst bekanntlich ganz besonders feuriger Wein; denn die Trauben werden dort viel stärker von der heißen Sonne durchglüht, als bei uns. Daran erinnert mich gerade der Heilige vom heutigen Tag, welcher auch ein Spanier war und recht wohl mit einer spanischen Rebe verglichen werden kann.

Im Anfang des Frühjahrs sieht die Rebe nichts gleich; unter allen Holzgewächsen scheint sie das armseligste zu sein, eine krumme schwache Gerte, die immer noch nicht grünt, wenn andere Gewächse schon lange Blüte und Blätter haben. –

Die Witwe eines armen Leinewebers hatte einen Knaben, den sie zu einem Zimmermann in die Lehre tat; allein es wollte mit demselben nicht recht gehen, sei es, daß er zu schwach oder zu ungeschickt war. Darum kam er als Lehrling zu einem Schneider; aber auch dazu schien er untauglich; ebenso ging es bei einem Maler und zuletzt bei einem Bildhauer. Der junge Mensch schien gleichsam ein unbrauchbares Geschöpf zu sein, bis sein sittsames frommes Wesen einem Edelmann in die Augen fiel und er ihn studieren ließ.

Der Rebstock wächst zwar auf fettem gedüngtem Boden stark ins Holz und ins Laub und bringt auch mehr und größere Trauben; aber auf magerem steinigen Boden werden die Trauben viel süßer und goldiger und der Wein bekommt mehr Geist. –

Gott pflanzte den hl. Johannes auch auf dürren Boden; Gott fügte es nämlich, daß die hl. Theresa mit Johannes bekannt wurde und ihn bewog, daß er in den Karmeliterorden trat, und zwar in den von der strengsten Regel. Mit einem andern gleichgesinnten Geistlichen bezog er ein elendes Bauernhäuschen. Da richteten sie sich zwei Zellen in einem Winkel her, worin man nur liegen oder stehen konnte und das Dach fast den Kopf berührte: zwei Steine waren ihr Kopfkissen; ihre einzige Decke gegen die Winterkälte war Heu, und manchmal waren sie weiß von Schnee, ohne daß sie es vor Gebetseifer merkten. Von diesem armseligsten Klösterlein der Welt gingen sie aus, um in der Umgegend das verwahrloste Volk in der christlichen Wahrheit zu unterweisen. Sie gingen bei Schnee und Kälte barfuß und kehrten nüchtern ziemlich spät nach Haus.

Den Rebstock pflanzt man nicht gern neben einer Landstraße, denn hier wird er zu sehr von Straßenraub belegt und ist gefährdet von Menschen und Vieh. Hingegen an einsamer Berghalde, wo selten Jemand hinkommt, gedeiht die Rebe still und schön der Reise entgegen. –

Desgleichen liebte Johannes überaus die Einsamkeit. Er ging nicht ohne Not aus seiner Zelle. Wenn er auswärts gepredigt hatte und dann zu Gast geladen wurde, nahm er es nicht an, sondern kehrte ohne zu essen in seine liebe Einsamkeit zurück. Als ihn ein Ordensbruder einst zwischen einsamen Felsen fand und fragte, ob er denn immer unter den Felsen wohnen wolle, gab Johannes zur Antwort: „Wenn ich mit den Felsen umgehe, habe ich weniger zu beichten, als wenn ich mit den Menschen umgehe.“ Unter seinen Lehren findet sich auch die: „Eine Seele, die zum Reden und zur Gesellschaft so bald geneigt ist, hat eine gar geringe Andacht zu Gott; denn wenn sie diese hat, so wird sie alsbald inwendig zum Stillschweigen gezogen und allen Umgang zu meiden. Der Vater hat nur ein einziges Wort geredet, nämlich seinen Sohn; und dieses redet er immerdar in ewigem Stillschweigen, welches die Seele auch in Stillschweigen hören muss.“

Der Rebstock wird im Frühjahr beschnitten, damit der Stock nicht weit auswachse und der Saft von unnötiger Verzweigung aufgezehrt werde. Später werden Blätter ausgebrochen, damit die Sonne freier auf die Trauben scheinen könne. –

Johannes entblößte sich möglichst von allem Irdischen; es wurde mit Recht von ihm gesagt: Dieser Mann ist so arm, daß man ihm nichts nehmen kann, und ist so tugendhaft, daß man ihm nichts geben kann. In seiner Zelle war nur ein Kruzifix von Binsen geflochten, ein papiernes Bild und ein Brett mit einer Decke. Selbst unter Vorwand der Andacht wollte er keinen Schmuck oder Überfluss. Sein Kleid war grob und abgenützt; wenn man ihm etwas Angenehmes zu essen schickte, gab er es einem Kranken und begnügte sich mit Brot. Als er Vorsteher eines Klosters war, und ein gelehrter Mann, welcher sich in den Orden aufnehmen ließ, sein Missfallen über die Armut der Klosterbibliothek äußerte, da ließ ihm Johannes alle Bücher wegnehmen und gab ihm bloß einen Kinderkatechismus, indem er sprach: „Um himmlische Weisheit zu lernen und selig zu werden, nütze alle Gelehrsamkeit nichts, sondern da müsse man ein unwissendes unschuldiges Kind werden.“ Um ihn möglichst zu vervollkommnen, nahm ihm Gott auch noch die Ehre, den innerlichen Trost und fast Alles, was sonst der ärmste Bettler noch hat. Dieses geschah also: In Folge von Hass und Verleumdung wurde Johannes neun Monate lang in ein enges stinkendes Kerkerloch eingesperrt. Nur durch eine kleine Ritze am Dach bekam er ein wenig Helle; öfters wurde er hart geschlagen und bekam so wenig zu essen, daß er selbst die Vermutung bekam, man wolle ihn langsam den Hungertod sterben lassen; meistens bekam er nur Wasser und Brot. Von Freunden und Bekannten hörte und sah er nichts mehr, zugleich kam aber auch noch das Gefühl von Gottverlassenheit; seiner Seele war alle Erleuchtung und Trost weg genommen, was er bisher besessen hatte.

Je heißer die Sonne brennt und je länger, desto bälder werden die Trauben reif, desto geistiger wird der Wein. –

Das wußte und fühlte der hl. Johannes vom Kreuz am besten, daß d as Leiden die Sonnenhitze ist, in welcher die Seele gedeiht und süß und edel wird vor Gott. Daher begehrte er selbst zuweilen drei Dinge von Gott, nämlich: keinen Tag ohne Leiden sein, nicht als Oberer sterben, und sein Leben in Ungunst und Verachtung beschließen. Er begehrte für all` seine Arbeit um Christi willen keinen andern Lohn, als um Christi willen zu leiden und verachtet zu werden. Sein Verlangen wurde auch reichlich erfüllt. Weil Johannes als Vorsteher des Ordens wieder größere Eingezogenheit und Weltverleugnung einführen wollte, zog er sich grimmige Feindschaft zu. Da eine neue Wahl war, wurde ihm kein Amt mehr übertragen, dafür versetzten ihn die Obern, ungeachtet seiner Schwächlichkeit, mit einigen andern Brüdern nach Amerika. Allein auf dem Weg bekam er ein heftiges Fieber und eine schmerzliche Entzündung am Bein. Der Kranke hatte die Wahl zwischen zwei Klöstern, dem in Banza oder dem in Ubeda. Er wußte, daß er in dem Kloster zu Banza alle Bequemlichkeit und einen freundschaftlich gesinnten Vorstand finde, indem von Ubeda aber das Gegenteil; gerade deshalb wählte er das von Ubeda, um mehr Kreuz zu finden. Wirklich ließ auch der Vorsteher seinen Unwillen merken, als der Kranke kam. Johannes hatte fünf Wunden am Fuß, aus welchen unaufhörlich Eiter floss. Er konnte sich gar nicht bewegen, indem sich die Geschwüre über den ganzen Körper ausbreiteten; man hatte deshalb an der Decke der Zelle ein Seil angebracht, damit er sich ein wenig Erleichterung verschaffen könnte. Während der heilige Mann Tag und Nacht gegen vier Monate lang die größten Schmerzen hatte, verursachte ihm der Vorsteher allen möglichen Verdruss und Leid; er quälte den Kranken mit Vorwürfen, daß er dem Kloster Unkosten verursache; einem Bruder, der dem hl. Johannes mitleidig abwartete, verbot er diesen Liebesdienst; wenn andere Leute dem Kranken etwas zur Erleichterung schickten, nahm es der Prior oft weg und sagte, er brauche es nicht, lief aber selbst wieder zum Kranken und sagte es ihm und suchte auch sonst mit kränkenden Reden ihn zu peinigen. Ja es widerfuhr ihm noch die Schande, daß boshafte Obere eine Untersuchung gegen ihn anstellten, so daß selbst seine früheren Freunde ihn verließen und aus Furcht seine Briefe verbrannten.

Endlich war die Zeit der Reife gekommen und der Tod kelterte den kostbaren Wein seiner heiligen Seele. Er bat noch alle Brüder um Verzeihung, daß er ihnen kein besseres Beispiel gegeben habe. Den gehässigen Vorsteher bat er auch um Verzeihung für allen Verdruss und Ungemach, das er seinetwegen gehabt habe, und er möge ihm noch ein Totenkleid zum Almosen schenken. Er starb an einem Freitag heiter und fröhlich um Mitternacht, seiner Voraussage gemäß, daß er sein nächstes Morgengebet im Himmel verrichten werde. –
aus: Alban Stolz, Legende oder der christliche Sternhimmel, Bd. 4 Oktober bis Dezember, 1872, S. 324 – S. 328

siehe auch den Beitrag: Heiliger Johannes vom Kreuz Kirchenlehrer

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