Einführung des Festes vom kostbaren Blut durch Pius IX.
Es wurde bereits ein Jahresfest des kostbaren Blutes in der Fasten gefeiert; als aber Pius IX. aus seinem Exil zu Gaëta nach der heiligen Stadt zurückkehrte, erließ er ein Dekret an die ganze Welt, nach dem er auf den ersten Sonntag im Juli ein neues Fest des kostbaren Blutes einsetzte. Dieses Dekret hat gewiß eine große Bedeutung. Der heilige Stuhl ist in dieser besonderen Andacht voran gegangen und hat dadurch ihre Popularität ungemein erhöht, die gewöhnliche Folge der Autorität.
Überdies ist die Wahl der Andacht von noch größerer Bedeutung. Die jüngste neue Andacht der Kirche war die Andacht zum heiligen Herzen. Die Wahl fiel zunächst auf die Andacht zum kostbaren Blut, die gleichsam eine weitere Entwicklung der Andacht zum heiligen Herzen ist, so daß sie gewissermaßen historisch oder chronologisch passend ist.
Es scheint zum Glauben der katholischen Frömmigkeit zu gehören, daß, während diese Dinge nach der allgemeinen Meinung keineswegs im Bereich der Unfehlbarkeit liegen, sich doch in ihnen eine eigentümliche Leitung des Heiligen Geistes zeigt. Er ist es, der gleichsam die Geschichte der Kirche schreibt. Auf seine Antriebe führen wir voll Ehrfurcht alle Bewegungen zurück, die sich auf das geistliche Leben und die Andacht der Gläubigen beziehen, und auch die Wahl der Zeiten, in denen diese Bewegungen eintreten.
Solche Bewegungen sind Teile eines Ganzen, Schritte zu einem Ziel; aber das Ganze und das Ziel werden uns nur sichtbar, wenn sie ein Teil der vergangenen Geschichte geworden sind. Die bedeuten viel mehr, als wir sehen oder als von einer einzigen Generation begriffen werden kann.
Die Umstände, unter denen dieses Dekret eines neuen Festes des kostbaren Blutes erlassen wurde, drücken dem Fest den nämlichen Charakter der Danksagung auf, der dem Fest von der Hilfe der Christen eigen ist. Es ist ein historisches Denkmal eines Geschickes des heiligen Stuhls, ein fort dauerndes Te Deum für eine Befreiung des Statthalters Christi. –
aus: Frederick W. Faber, Das kostbare Blut oder Der Preis unserer Erlösung, 1920, S. 351 – S. 352