Ehrfurcht vor der Kirche ist Ehrfurcht vor dem Heiligen Geist
Teil 1:
Was heißt wider den Heiligen Geist reden?
Es war ein Tag auf Erden, als das menschgewordene Wort seine Stimme erhob und die furchtbaren Worte sprach: „Wer ein Wort wider des Menschen Sohn redet, dem wird vergeben werden; wer aber wider den heiligen Geist redet, dem wird weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben werden.“ (Matth. 12,32)
Lasset uns innehalten! Ja, wir dürfen wohl eine Pause machen. Dieser Ausspruch reicht hin, das Leben, das in uns ist, zu durchschauern. Kann dies die Lehre unseres anbetungswürdigen Erlösers sein? Eine Sünde, die nicht vergeben werden kann! Er, der kam, die Welt mit Licht und Liebe zu überfluten, Er, der kam, ganze Ozeane unglaublicher Barmherzigkeit über eine verlorene Schöpfung auszugießen, Er, dessen Sendung darin bestand, die ewige Verzeihung zu predigen, die sein kostbares Blut verdienen sollte, – macht Er eine Ausnahme? Soll es eine Sünde an sich geben, eine Sünde die keinen Anspruch haben soll auf Vergebung? Schrecklich! Ja schrecklich, selbst wenn es nur Eine solche Sünde geben soll. Aber ist es eine gewöhnliche Sünde? Ist es eine leichte Sünde? Ist es für euch und für mich von Nutzen, daß wir davor gewarnt werden? Unser Herr warnte uns davor; gewiß also die Warnung von der größten Bedeutung.
Wie wunderbar Furcht und Liebe in der Religion gemischt! Haben wir nicht unlängst über die Worte nachgedacht, die unser Erlöser über den kommenden Tröster an seine Schüler richtete, und über die Art, wie Er sie ihnen sagte? … Dennoch war jenes Urteil, jener fürchterliche Ausspruch seiner ewigen Wahrheit bereits geoffenbart: „Wer wider den heiligen Geist redet, dem wird weder in dieser noch in der zukünftigen Welt vergeben werden.“
Wir müssen, wenn es möglich ist, über diese Sünde etwas zu erfahren suchen. Wir können uns nicht beruhigen. Gibt es Annäherungen zu derselben, Anfänge derselben? Wenn es erlaubt ist, etwas über dieselbe zu erfahren, so ist es für uns von großem Interesse, es kennen zu lernen. Hier haben wir eine Warnung, und es ist eine Warnung von unserem Herrn, eine, die seine Liebe für notwendig erachtete, und sie betrifft eine Sünde, welche nicht vergeben werden kann. Was heißt wider den heiligen Geist reden ? Wir können vielleicht eine Antwort auf diese Frage erlangen, wenn wir eine andere stellen: Was heißt wider den Sohn des Menschen reden? Seine Gottheit leugnen, gegen seine heilige Menschheit sprechen, die Demütigungen seines Leidens und die Erniedrigungen seines Kreuzes gering achten, und namentlich jetzt, da Er in den Himmel aufgefahren ist, wider seine anbetungswürdige Gegenwart auf Erden reden, das heilige Sakrament lästern, – dies heißt wider den Sohn des Menschen reden. Es ist eine große Lästerung, aber eine, die auf dieselbe Weise und unter denselben Bedingungen wie andere Sünden vergeben werden wird. Was heißt also wider den heiligen Geist reden? Seine Gottheit leugnen, gegen seine persönliche Inwohnung in der Kirche sprechen, die Kirche lästern, – heißt dies nicht wider den heiligen Geist reden? Ist dies nicht wahrscheinlich eine Art der Lästerung, die nicht vergeben werden kann?
Lasset uns ein wenig über die Wahrscheinlichkeiten hiervon nachdenken. –
aus: Frederick W. Faber, Ehrfurcht vor der Kirche und treue Anhänglichkeit an dieselbe, 1861, S. 8 – S. 11